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Mord ist kein Geschäft

Mord ist kein Geschäft

Titel: Mord ist kein Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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bin ich
vielleicht in zwei Tagen wieder hier, mit der Blechtasse in der Hand .«
     
     
     

SECHSTES KAPITEL
     
    F reddie Hoffman war Agent für
Schauspieler, und seine Sekretärin — Dottie Prentice — war eine Art lebender Reklame dafür, daß das
Verhökern körperlicher Vorzüge zu seinem Geschäft gehörte. Vielleicht herrschte
dieses Prinzip überall; Eugene Patrick war Investment-Berater, und das Aussehen
seiner Sekretärin schien damit übereinzustimmen; es konnte keine sehr erregende
Branche sein.
    Sie war groß und dünn, mit
einer Menge krausen, ausbleichenden tizianroten Haars, das ihr überall vom Kopf
abstand. Eine Art kleines Waisenkind Annie, bei dem allmählich das wahre Alter
zutage zu treten beginnt. Der dick überpuderte Schnurrbart verlieh ihrer
Oberlippe einen permanenten Fünf-Uhr-nachmittags-Schatten, und wenn sie
lächelte — was ihr nicht leichtfiel — wäre es einem lieber gewesen, sie hätte
es unterlassen. Sie hieß Miss Sims, und sie mochte mich offensichtlich gar
nicht. Vermutlich sah ich wie die Sorte von Aktionären aus, die hie und da mit
einer Ginflasche voller Zehncentstücke auftauchen in der Hoffnung, sie innerhalb der nächsten vierzehn Tage in ein
Vermögen verwandelt zu sehen.
    »Leider ist es heute völlig
hoffnungslos, Mr. Holman «, sagte sie selbstzufrieden.
»Mr. Patrick hat bis fünf Uhr dreißig eine ganze Reihe von Verabredungen .«
    »Ist im Augenblick jemand bei
ihm ?« fragte ich höflich.
    »Nun, nein.« Sie rümpfte hörbar
die Nase. »Aber seine nächste Verabredung mit einer sehr wichtigen Kundin ist
um zwei Uhr fünfzehn, und nun ist es zwei Uhr zwölf und seine Kundin ist immer
pünktlich. Wie wäre es, wenn wir eine Verabredung für...« Sie blätterte die
Seiten ihres ordentlichen schwarzen Notizbuchs mit der Selbstzufriedenheit
einer Bordellmutter durch. »Lassen Sie mich sehen. Heute ist Dienstag. Wie wäre
es mit Donnerstag nachmittag um vier Uhr dreißig? Das könnten wir sehr gut einrichten, Mr. Holman .«
    »Wie wäre es, wenn ich einfach
jetzt in sein Büro ginge, und er könnte, wenn ihm das nicht paßt, nach Ihnen
rufen, damit Sie mich hinauswerfen ?« schlug ich
liebenswürdig vor.
    »Wirklich, Mr. Holman !« Sie zitterte vor selbstgerechter Entrüstung. »Ich
habe niemals...«
    »Das merkt man, Miss Sims«,
sagte ich betrübt. »Das merkt man .«
    Sie stieß mehrere jungfräuliche
Quietscher aus, während ich an ihrem Schreibtisch vorbei in Patricks Büro ging,
und dann bekam sie möglicherweise einen Zornanfall. — Ich gab mir nicht die
Mühe, es herauszufinden.
    Patrick blickte mit einem
Ausdruck milder Überraschung im Gesicht von seinem Schreibtisch auf, als ich
unangemeldet eintrat, und dann brummte er: »Ach, Sie sind’s, Holman !«
    Er trug wieder einen dieser
eleganten Seidenanzüge, der im richtigen Maß zerknittert war, und sein Büro
machte genau denselben Eindruck, wie ich mit matter Anerkennung feststellte. Es
war mit gutem Geschmack eingerichtet, nichts war ins Auge fallend neu, und
nichts war geradezu schäbig. Mein Respekt vor dem Burschen hob sich ein wenig.
Wenn er ein Gauner war, dann war er ein sehr gewandter Gauner. Ich setzte mich
auf einen bequemen, mit Leder bezogenen Polsterstuhl, der aussah, als ob er
sein Dasein im Harvard Club begonnen hätte, und zündete mir eine Zigarette an.
    Seine kalten grauen Augen
betrachteten mich mit offener Feindschaft. »Ich habe in zwei Minuten eine
wichtige Verabredung«, sagte er finster. »Also beeilen Sie sich !«
    »Die Situation ist kompliziert
geworden«, sagte ich. »Ich bin nicht überzeugt, daß ich sie Ihnen innerhalb von
zwei Minuten auseinandersetzen kann .«
    »Hat es nicht Zeit ?« sagte er ungeduldig.
    »Nein.« Ich lächelte ihm zu.
»Was, zum Kuckuck, ist denn los? Ihre Kundin kann fünf Minuten warten.
Schließlich handelt es sich dabei nur um Geld. Oder nicht?«
    Der dicklippige
selbstzufriedene Mund verzog sich nach unten, während er mich eine Sekunde lang
anstarrte. »Ich habe Sie vom ersten Augenblick an nicht leiden können, Holman «, sagte er eisig. »Und ich muß gestehen, Sie
gewinnen bei näherer Bekanntschaft nicht .«
    »Das liegt nur daran, daß es in
den letzten Nächten so spät geworden ist«, erklärte ich ihm. »Letzte Nacht zum
Beispiel — da wollte mich Jason Wagner engagieren, weil er dachte, ich sei, als
seine Sekretärin umgebracht wurde, bei Westerway gewesen, um eine Auftraggeberin zu vertreten, und er wollte den Namen dieser
Kundin

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