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Mord ist kein Geschäft

Mord ist kein Geschäft

Titel: Mord ist kein Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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ist tot .« Er wartete, um die Stille ein wenig
auf mich einwirken zu lassen. »Das war gestern abend gegen sechs Uhr. An diesem Nachmittag, gegen
halb fünf, besuchen Sie Westerways Schwester, und
ohne ersichtlichen Grund schlägt sie Ihnen eines über den Schädel. Als Sie
wieder zu sich kommen, ist sie tot. Auf dieselbe Weise umgebracht wie die
Pearson, vermutlich sogar mit einer Kugel desselben Kalibers. Wie erklären Sie
sich das, Holman ? Haben Sie eine Anziehungskraft für
Morde, oder was ist los ?«
    »Ich
kann es nicht erklären«, sagte ich. »Es passierte eben auf diese Weise. Jedesmal rief ich als erstes an und...«
    »Sie
meldeten also der Polizei den Mord — die beiden Morde — , gleich nachdem sie erfolgt waren.« Er schüttelte in stiller Bewunderung den
Kopf. »Was wollen Sie? Einen Orden?«
    Ich
zündete mir eine Zigarette an, um etwas zu tun, anstatt etwas wirklich Dummes
zu tun, nämlich ein Wort zu meiner eigenen Verteidigung zu sagen.
    »Ich
habe zwei gute Stunden dieses Vormittags damit verbracht, um alles
Erforderliche über Sie herauszubringen«, fuhr er schließlich mit derselben
ausdruckslosen Stimme fort. »Sie sind ein kleiner Drei-Groschen-Schnüffler mit
einer Privatlizenz und Wahnvorstellungen von eigener Größe, der sich als
Industrieberater bezeichnet. Sie genießen in der Filmindustrie einigermaßen den
Ruf eines Burschen, der heikle Probleme mit Diskretion behandelt. Der Größe und
Lage des Hauses nach zu schließen, das Sie besitzen,
lassen Sie sich Ihre Dienste vermutlich teuer bezahlen. Vielleicht verdienen
Sie in einem Monat mehr als ich in einem ganzen Jahr. Wie?«
    Ich
nahm einen durchschnittlichen Zug von meiner durchschnittlichen Zigarette, und
ich wünschte zutiefst, ich wäre ein durchschnittlicher Mann mit keinen anderen
Sorgen als der Aufforderung von ein paar Finanzierungsgesellschaften, die
Abzahlungsrate für den letzten Monat zu entrichten.
    »Ich
bin nur ein Polyp«, sagte Santana freundlich, »ein Bursche, der mühsam seinen
Lebensunterhalt dadurch verdient, daß er wegräumt, was von anderen Leuten
übriggeblieben ist. Alte Leichen aufheben, die zufällig herumliegen, und
versuchen, den Burschen ausfindig zu machen, der die Leichen auf dem Gewissen
hat, bevor er Urheber weiterer Leichen wird — denn wenn er allzu viele erzeugt,
werden die anderen Leute wütend, und wenn sie ausreichend wütend sind, kann ich
meinen Job verlieren. Um also meinen Job richtig zu machen, muß ich den Rest
der Leute genau als das betrachten, was sie sind. Es spielt keine allzu große
Rolle, ob es große oder kleine Leute sind, sie sind einfach alles Leute. Keiner
von ihnen hat irgendwelche Privilege , wenn es sich um
einen Mord handelt. Niemand wird anders behandelt als die anderen — schon gar
nicht ein Bursche, der sich eine goldene Nase damit verdient, daß er die üblen
kleinen Probleme der Filmleute unter die Matte kehrt, ich hoffe, ich habe mich
klar ausgedrückt, Holman , und wir verstehen einander?«
    »Und
ob«, sagte ich.
    »Dann
ist es gut .« Er lächelte. Zumindest teilten sich seine
Lippen eine Spur. »Das erspart mir all den alten Quatsch darüber, was ich tun
kann, wenn Sie nicht Hilfestellung leisten. Stimmt’s? Das ganze Zeug über einen
Hauptzeugen in zwei Mordfällen - das wissen Sie wohl schon alles ?«
    »Ja«,
sagte ich.
    »Schön .« Er nickte sachlich. »Nun können Sie mir wohl erzählen,
was da los ist, ja ?«
    »Nein«,
sagte ich.
    »Was?«
Er kam bedächtig auf die Couch zu, auf der ich saß, und schlug mir mit einem
aus Brutalität geborenen Minimum an Anstrengung mit dem Handrücken übers
Gesicht. Es war wie ein Schlag mit einem Betonpfeiler, und die Wucht, mit der
er erfolgte, riß mir beinahe den Kopf von den Schultern. ich strengte mich an
und zog gerade rechtzeitig den Kopf zurück, um derselben Behandlung meiner
anderen Gesichtshälfte zu entgehen.
    »Ich
dachte, wir hätten uns bereits verstanden, Holman ?« sagte er leise. »Wozu halten Sie zurück, Holman ? Ich kann die ganze Nacht so weitermachen — ohne die
geringste Anstrengung .«
    Ein
kleiner Teil meines Gehirns — während der Rest vor Schmerz und Haß zuckte —
konnte ihn begreifen. Ich war ein billiger Privatdetektiv, der wertvolle
Informationen vor einem Polizeibeamten zurückhielt in einem Fall, in dessen Verlauf
sich bereits zwei Morde ereignet hatten. Er brauchte diese Informationen
wirklich dringend, und der schnellste Weg, sie zu bekommen, war, sie aus mir

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