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Mord ist kein Geschäft

Mord ist kein Geschäft

Titel: Mord ist kein Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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vorstellen«,
sagte ich.
    »Soll ich uns noch etwas zu
trinken holen, bevor ich meine Seele entblöße ?«
    »Klar«, sagte ich. Ich nahm die
leeren Gläser vom Kaffeetischchen vor der Couch und trug sie in die Küche.
    Ich war eben damit beschäftigt, Rye über die Eiswürfel zu gießen, als ich das Seidengeraschel hinter mir hörte. »Was ist, trauen Sie
Ihrem Hauspersonal nicht ?« fragte ich, ohne mich
umzudrehen.
    »Ich habe eben meine Absicht
geändert, Rick«, sagte die schöne wasserklare Stimme. »Man könnte vermutlich
sagen, ich bin das unbeständigste Mädchen, das Sie je kennengelernt haben .«
    »Vermutlich«, sagte ich zerstreut.
»In welcher Beziehung haben Sie dieses Mal Ihre Absicht geändert, Süße ?«
    »In Beziehung auf Sie«, sagte
sie mit unvermittelt arktischer Kälte, und gleich darauf fiel der verdammte
Himmel auf meinen Kopf.
     
    Ich kam zu mir, besessen von
einem endgültigen Haß gegen den Namen Westerway .
Innerhalb von vierundzwanzig Stunden war ich bereits dreimal k.o. geschlagen
worden, und jedesmal hatte einer dieser verdammten Westerways dahintergesteckt; die ersten beiden Male dieser
tennisspielende Nichtsnutz Mike und diesmal seine Werbesongs singende Schwester
Louise. Der Stolz eines Mannes kann nur bis zu einem gewissen Grad strapaziert
werden, dachte ich fieberhaft, während ich mich mühsam aufraffte, und sein Kopf
ebenfalls — wie ich gequält feststellte, als die Küche für einen Augenblick zu
schwanken begann. Wenn ich je einen der beiden zwischen die Finger kriegen
sollte, so würde ich — würde ich... Damit war ich bei der Küchentür angelangt,
und da war sie. Sie trug einen leichten Mantel, und neben ihr stand ein hübscher
kleiner Reisekoffer — aber sie ging nirgendwo mehr hin.
    Sie lag auf ihren Knien und
lehnte gegen die Wand neben der Wohnungstür, sie mit einem Ausdruck des
Entsetzens auf ihrem Gesicht, das ich nur im Profil sehen konnte, anstarrend.
Plötzlich hörte ich auf, den Namen Westerway zu
hassen — zumindest den Namen Louise Westerway — und
es dauerte etwa zehn quälende Sekunden, bis ich mich aufraffen konnte, um
nachzusehen, ob nicht da, wo das samtschwarze Auge gewesen war, ein häßliches , schwarzes gähnendes Loch sei.
    Es war da.
     
     
     

SIEBENTES KAPITEL
     
    E r war ungefähr fünfzig Jahre
alt, von durchschnittlicher Größe und Gestalt und trug einen durchschnittlichen
braunen Anzug, der zu der durchschnittlichen Bräune seiner Haut paßte . Er war ein durchschnittlich aussehender Mann, mit
einer durchschnittlichen Menge dünner werdenden schwarzen Haares auf dem Kopf,
das an den Schläfen langsam grau zu werden begann. Er rauchte eine Zigarette,
bei jedem durchschnittlichen Zug eine durchschnittliche Menge Rauch einatmend —
während er zusah, wie sie sorgfältig ihren Körper auf eine Bahre legten und das
Leinentuch über ihr Gesicht zogen.
    Ein gründlicher Blick auf sein
Gesicht genügte, um die gesamte Vorstellung eines durchschnittlichen Mannes
bersten zu lassen. Es war ein starkes Gesicht, und es sah aus, als ob es von
einer stumpfen Axt aus Stein zugehauen worden wäre, so daß die rudimentären
Züge nicht mehr über die erforderliche Verfeinerung verfügten, um
durchschnittliche Empfindungen wie Liebe, Haß oder Mitleid auszudrücken. Er
hieß Santana und war Lieutenant bei der Mordabteilung.
    Die Tür schloß sich hinter den
beiden Burschen, die die Bahre trugen, und ich hörte ihre ungeschickten
Schritte auf der Betontreppe draußen, während sie Louise Westerway auf ihrer letzten Reise, die sie je von ihrem Studioappartement aus machen
würde, davontrugen. Damit befanden wir uns in dem sonnendurchfluteten
Wohnzimmer allein, das sich plötzlich ohne ersichtlichen Grund mit
Eiseskälte füllte.
    Santana
drückte den Zigarettenstummel mit einer fast gezierten Präzision in einem
Aschenbecher aus, richtete sich dann wieder auf und sah mich an. Seine Augen
waren braun und glitzerten in einer Weise von tiefster Verachtung für die Welt
erfüllt, wie man das sonst nur bei schweigend in einem Martini-See versinkenden
Oliven antrifft, ich überlegte, daß ich mich freiwillig kaum lieber mit ihm als
mit Dschingis-Khan einlassen würde.
    » Westerway bittet Sie, zu ihm in sein Motelzimmer zu kommen«, sagte er gelassen und in völlig neutralem Ton. »Als Sie dorthin
kommen, ist ein Frauenzimmer bei ihm. Plötzlich, ohne ersichtlichen Grund,
schlägt er Sie nieder. Als Sie wieder zu sich kommen, ist er weg und das
Mädchen

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