Mord ist kein Geschäft

herauszuprügeln . Wenn er einen leichten Rechenfehler
gemacht hatte, dann war er in seinem übertriebenen Selbstvertrauen begründet —
oder war er vielleicht nur vorsichtig? — , mit dem er
alles selber in die Hand nehmen wollte: Wir beide allein im Studioappartement
und keine Zeugen.
    »Wenn
Sie’s auf die harte Tour haben wollen, Holman «, sagte
er nach einer kurzen Pause, »kann ich weitermachen, bis Sie in Stücken
auseinanderfallen .«
    Ich
hob schmerzerfüllt meinen Kopf und blickte ihn an, während mir die Tränen aus
den Augen strömten. »Okay«, sagte ich heiser. »Sie haben gewonnen, Lieutenant!
Der ganze Grund — der, aus dem heraus die beiden umgebracht wurden — liegt in
einem hübschen flachen Päckchen dort unter dem Teppich«, ich wies auf den
Schreibtisch, »etwa fünfzehn Zentimeter darunter .«
    Er
wandte instinktiv den Kopf, um hinzusehen, und ich schlug zu. Ich schlug zu,
als ob es sich um meine letzte Chance im Leben handelte, und legte mein ganzes
Gewicht in den Schlag, so daß es mich halbwegs von der Couch hochriß . Meine Faust sank tief in die weiche ungeschützte
Gegend unterhalb seines Herzens, und er stieß einen heiser gurgelnden Schrei
aus und klappte zusammen. Ich packte die Aufschläge seiner Jacke, schwang ihn
auf die Couch, legte eine flache Hand auf seine Brust und lehnte mich mit
vollem Gewicht darauf, während ich mit der anderen nach seinem Gürtelholster
tastete und die Achtunddreißiger herauszog. Dann trat
ich ein paar Schritte zurück und wartete.
    Es
dauerte eine Weile. Als er es schließlich schaffte, sich aufzusetzen, war sein
Gesicht noch immer lehmig grau, und in seinen Augen lag ein Ausdruck, der mich
ein wenig verblüffte — er wirkte wie eine Kombination aus Haß und Respekt.
    »Na
schön, kleiner Mann, was nun ?« sagte er steif.
    » Westerway hat mich nicht gebeten, zu ihm in sein Zimmer im
Motel zu kommen«, sagte ich gelassen. »Eine meiner Kundinnen hatte mich darum
gebeten. Er hat diese Kundin erpreßt .« Ich erzählte
ihm die ganze Geschichte, von Anfang an bis zu dem Augenblick, als Louise Westerway mich auf den Kopf geschlagen hatte. Santana hörte
schweigend zu; etwa in der Mitte der Geschichte zündete er eine Zigarette an
und rauchte sie ruhig, bis ich geendet hatte.
    »Sie
haben mir den Namen Ihrer Kundin nicht gesagt«, bemerkte er schließlich.
    »Ganz
recht, das habe ich nicht getan«, sagte ich, »das ist ein Teil der Vereinbarung .«
    »Vereinbarung?«
Eine Sekunde lang blickte er überrascht drein. »Was für eine Vereinbarung?«
    »Die,
welche wir treffen werden«, sagte ich geduldig. »ich habe hundertprozentige
Mitarbeit geleistet — Ihnen alles erzählt, was ich weiß — , und dafür bin ich berechtigt, den Namen meiner Kundin aus allem herauszuhalten,
zumindest für eine Weile. Es würde Ihnen ohnehin nichts nützen, wenn Sie ihn
jetzt wüßten .«
    »Ist
das die Vereinbarung ?«
    »Ein
Teil«, sagte ich schnell. »Der andere besteht darin, daß Sie mir alles
erzählen, was Sie über Gladys Pearson herausgefunden haben, und von da an
werden wir einander helfen .«
    »Einander
helfen ?« Er schloß für eine Sekunde die Augen. »Wie,
zum Kuckuck, glauben Sie mir helfen zu können, Holman ?«
    »Ich
kann Dinge tun, die Sie nicht tun können — offiziell«, antwortete ich prompt.
»Ich kann an Orte gehen, an die Sie nicht gehen können — offiziell .«
    »Das
muß ich mir erst einmal klarmachen«, murmelte er. »Sie haben Ihren Teil der
Vereinbarung also schon erfüllt ?«
    »Als
Demonstration des Vertrauens«, sagte ich.
    »Und
nun bin also ich an der Reihe ?«
    »Ja.«
    »Sie
sind völlig übergeschnappt«, sagte er angewidert. »Für Sie gibt es überhaupt
keine Vereinbarung außer der, daß Sie lange als Hauptzeuge sicher und fest
hinter Schloß und Riegel sitzen werden. Nun geben Sie mir meine Pistole zurück !«
    Zum
Teufel damit, dachte ich finster. Vielleicht sollte ich jetzt gehen, solange
ich noch die Möglichkeit dazu hatte, und überhaupt nicht mehr stehenbleiben?
Nur würde ich keine fünf Häuserblocks weit kommen, bevor sie mich packen würden.
Es war ein völlig verrückter Versuch gewesen, ich hatte alles verpfuscht und
damit hatte sich die Sache. Ich gab ihm seine Pistole zurück. Er steckte sie
sorgfältig in seinen Gürtelholster und starrte mich dann an,
    »In
der Küche steht irgendwelcher Alkohol. Ich könnte etwas zu trinken vertragen.
Holen Sic mir ein Glas !«
    »Es
ist Rye «, brummte ich. »Wollen Sie