Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
entrückt an.
»Nun, ich versichere Ihnen, dass ich es nicht getan habe, und ich habe auch die Frau nicht getötet. Aber wenn nicht ich, wer dann? Wer hat sie getötet, Kate? Und all die anderen?«
Sie schüttelte den Kopf und wich meinen Augen aus. »Ich weiß es nicht!«
»Doch, ich glaube, Sie wissen es ganz genau. Wann fing es an? Warum hat er es getan?«
Sie schüttelte wieder den Kopf. »Ich kann nicht mehr sagen. Ich kann einfach nicht!«
»Sie sollten sich lieber daran gewöhnen, Kate. Denn die Polizei und der Richter werden Ihnen dieselben Fragen stellen. Auch Mordkomplizen werden erhängt.«
Ihre Pupillen weiteten sich wie bei einem Reh in Todesangst, aber sie lehnte sich mit verschränkten Armen zurück, als würde eher die Hölle zufrieren, als dass sie noch ein Wort verriet. Mary, die ungewöhnlich schweigsam geblieben war – und mich finster angefunkelt hatte –, nahm die kalten Teetassen und das leere Glas und brachte sie in die Küche. Sie kam zurück und berührte Kate an der Schulter. Kate richtete ihre leidgeplagten Augen auf Mary.
»Mitkommen, Lady. Gesicht in Ordnung bringen.«
Kate machte einen verunsicherten Eindruck. Ich nickte ihr aufmunternd zu. Ich wusste, wann ein Verhör nichts mehr brachte. Außerdem war ich mir jetzt meiner Sache sicher. Ich musste es nur noch beweisen. Oder ihn dazu bringen, alles zu gestehen.
»Kommen, Lady.«
Kate erhob sich und überragte Marys winzige Gestalt dabei deutlich, ließ sich dann aber widerstandslos von ihr an der Hand nehmen und durch den Flur ins Badezimmer führen.
Ich lehnte mich zurück und nippte an meinem Brandy. Ich fühlte mich leer. Alles nur ein Spiel, hatte sie gesagt. Fünf tote Frauen waren ein hoher Einsatz. Ich fragte mich, ob Wilson noch lebte. Es war mir eigentlich egal. Ich dachte an Tony Caldwell, der irgendwo dort draußen Jagd auf mich machte. Ich musste schneller sein. War es an der Zeit, Jonnys Häscher auf ihn zu hetzen? Vielleicht. Aber ich musste vorher mit ihm sprechen. Musste ihn dazu bringen, mir seine Seite der Geschichte zu erzählen. Wenn es die denn überhaupt gab.
Dr. Thompson behauptete immer, dass man von dem, was einem in der Jugend widerfuhr, ein ganzes Leben lang beeinflusst wurde. Freud und Jung und andere scheinen für jede böse Tat des Menschen eine triftige Entschuldigung parat zu haben. Ich halte das für Unsinn. Niemand kann mir weismachen, dass jedem einzelnen Wachmann in den Hunderten von Konzentrationslagern in ganz Europa als Kind die Spielsachen weggenommen wurden. Oder dass das auch nur im Geringsten entschuldigt, wie viel Leid sie anderen zugefügt haben.
Wir haben immer eine Wahl. Manche von uns mehr als andere. Colette erzählte mir einmal, dass sie sich freiwillig für ihren Beruf entschied. Sie lockte das schnell verdiente Geld in Verbindung mit der vergleichsweise einfachen Arbeit. Die Männer waren in der Regel recht dankbar. Ich wusste, dass ich es war. Aber sie wusste auch, dass es kaum Alternativen gab. Weder verfügte sie über ein besonderes Talent, noch war sie allzu gebildet. Und sie brauchte das Geld, um ihre Miete zu bezahlen.
Bei Kate sah es da schon anders aus. Sie war reich, schön und klug. Vielleicht zu klug. Eine intelligente Erscheinung auf der Suche nach einer sinnvollen Beschäftigung, um der Langeweile der Cocktailnachmittage zu entfliehen. Als ob sie eine unglückliche Kindheit gehabt hatte! Nicht im Vergleich mit 99 Prozent der Weltbevölkerung. Ein altes Sprichwort kam mir in den Sinn: Wie man sich bettet, so liegt man . Keine Ausreden, nicht die Schuld bei anderen suchen. Jeder trägt selbst die Verantwortung für sein Leben und muss selbst sehen, wie er zurechtkommt. Es ist eine harte Regel, scheinbar gefühllos, aber sie hat sich in den meisten Fällen bewährt.
Mary brachte Kate zurück ins Zimmer. Kate sah deutlich besser aus. Das verschmierte Make-up war verschwunden, sie hatte frisches Rouge aufgelegt, und ihr gekämmtes Haar glänzte verführerisch. Aber die verquollenen Augen ließen sich nicht kaschieren. Ebenso wenig wie der gehetzte Blick.
Kate setzte sich. »Vielen Dank, Mary. Sie sind sehr freundlich.« Sie drehte sich zu mir. »Mr. McRae, ich möchte jetzt nach Hause. Ich glaube, Sie haben bekommen, was Sie wollten, nicht wahr?« Ihr Ton klang nicht besonders demütig, aber die übliche Arroganz war verschwunden.
»Nennen Sie mich Danny. Ich glaube, über das formelle Stadium sind wir inzwischen hinaus.«
Sie dachte über meine Worte nach
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