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Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Titel: Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
Autoren: Gordon Ferris
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wir versuchten, uns zu unterhalten, aber es war, als wollte man gegen das Hampton-Stadion anbrüllen. Also kapitulierten wir und lächelten uns und all die anderen Gestörten um uns herum nur an. Ich schüttelte wildfremden Menschen die Hände und für einen Moment dachte ich, ich hätte meine neue Bekanntschaft an irgendeinen Betrunkenen verloren. Doch dann kam sie verlegen und mit hochrotem Gesicht zurück. Alle fingen an zu singen – die ganzen alten Vera-Lynn-Songs, die versuchten, die besten Momente des Krieges zurückzuholen, als wir alle in einem Boot saßen und in die gleiche Richtung ruderten. Aber ich hatte schon zu oft gehört, wie Tipperary und White Cliffs of Dover massakriert wurden, kippte mir den restlichen Scotch hinter die Binde und nickte in Richtung Tür.
    Wir gingen in meine Wohnung, ohne etwas zu sagen, ohne uns abzusprechen. Ich machte Feuer und wir saßen da und starrten in die Flammen, tranken noch mehr Scotch. Wir fanden unsere eigene Vergangenheit in dem lodernden Rotgelb wieder und hofften ... nun, das Einzige, worauf ich hoffte, war, neben ihr aufzuwachen. Aber sie stellte von vorneherein klar, dass es kein Techtelmechtel geben würde. Trotzdem blieb sie bei mir und tanzte sich vor dem Funken sprühenden Feuer aus ihren Kleidern heraus.
    Sie ließ den Slip an und schlüpfte zitternd zwischen meine kalten Laken. Wir lagen dort wie Waisenkinder, die Falten der Bettdecke zwischen uns, in Löffelchenstellung, aber ohne Leidenschaft, einfach nur froh, in einer andernfalls einsamen Nacht das Bett und die Dunkelheit zu teilen. Ihre schlanken Glieder zitterten, bis sich unsere Körper unter den schweren Decken erwärmt hatten.
    Ich schnupperte am Zigarettenrauch in ihrem Haar und dem billigen Duft an ihrem Hals und verzichtete freudig auf die Erinnerung an Kates teures Parfüm. Irgendwann dösten wir ein. Ein Knacken im Kamin schreckte uns auf und ließ sie abrupt zusammenzucken. Ich flüsterte ihr beruhigend zu und sie entspannte sich wieder. Das Feuer verlosch und die Schatten wurden tiefer. Das Zittern ihres Körpers ließ nach und hörte schließlich ganz auf, während uns der Schlaf übermannte.
    Die Morgensonne weckte mich mit einem Kitzeln auf der Nase. Doch Valerie war gegangen.

4
    Der erste Tag im neuen Jahr. Das Radio setzte auf Optimismus mit dem Vorschlaghammer: Freiheitsglocken läuten über Europa ... Das Jahr, in dem wir den Frieden wiederfanden und ähnlich abgehobenes Zeug. Ich schaltete entnervt ab.
    Hier im befreiten Süden von London war es deutlich ruhiger als sonst, weil die meisten braven Bürger noch gegen die Überreste ihres nächtlichen Vollrauschs ankämpften. Doch die Busse fuhren, und ich konnte hören, wie der Lärmpegel allmählich anschwoll, als die Menschen sich zur Arbeit kämpften. Die Bombenangriffe hatten sie nicht aufhalten können; warum sollten sie also vor einem brummenden Schädel kapitulieren? Doch in Schottland, so wusste ich wohl, herrschte Friedhofsruhe. Der Neujahrstag war dort ein Feiertag, eine dringend benötigte Ruhepause zur Erholung, die in einigen Fällen einer Auferstehung gleichkam.
    Offenbar hatte ich in der vergangenen Nacht mehr getrunken, als ich dachte. Mein bestes Heilmittel war frische Luft, also unternahm ich einen ausgiebigen Spaziergang. Als ich aus der Tür trat, schlug mir die Kälte ins Gesicht. Im Wetterbericht waren fallende Temperaturen schon länger angekündigt worden. Trotzdem stach der eisige Wind brutal in meine Lungen und ich bekam einen Hustenanfall. Ich ging zurück ins Haus, um mir Schal und Handschuhe zu holen, dann marschierte ich los.
    Ich gehe unheimlich gern spazieren, obwohl sich mein Bein seit dem Krieg bei solchen Gelegenheiten schmerzhaft in Erinnerung ruft. Wenn die eigene Welt lange durch Stacheldraht und Maschinengewehrtürme begrenzt war, ruft der Gedanke, drauflosgehen zu können, ohne dass einen jemand anschreit oder erschießt, ein kaum zu beschreibendes Hochgefühl hervor.
    Nur langsam dämmerte mir, dass ich auf eine ganz eigene, völlig planlose Art und Weise nach ihr suchte. Ich kannte sie erst seit einer Nacht und hatte neben ihr geschlafen, aber nicht mit ihr. Und schon vermisste ich sie. Mir war bis zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst gewesen, dass mir überhaupt jemand fehlte. Ich wusste weder, wo sie wohnte, noch, wie ich sie erreichen konnte. So viel zu meinen detektivischen Fähigkeiten. Ich war ein Idiot. Ich wusste nicht, ob ich sie jemals wiedersehen würde. Hatte sie lediglich für ein
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