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Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Titel: Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
Autoren: Gordon Ferris
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normalerweise hier aufhielt. Es herrschte Tageslicht anstelle von düsterer Anonymität. Ich trat in den schmalen Hauseingang und klopfte an Marys Tür. Es blieb alles still, aber es war auch erst später Vormittag. Viele dürften nach den ausschweigenden Neujahrsfeiern noch in den Federn liegen. Ich klopfte noch einmal, diesmal etwas lauter.
    »Was ist? Noch nicht auf. Komm später wieder!« Marys hohe dünne Stimme schnitt durch die Tür wie der Bohrer beim Zahnarzt.
    »Mary, ich bin’s, Danny. Es ist geschäftlich.«
    Ich hörte einen Moment lang nichts, dann ein Grummeln. Haken wurden gelöst und Bolzen entriegelt. Marys kleines rundes Gesicht tauchte im Türspalt auf. Sie trug kein Make-up, weshalb ihre Augenbrauen durch völlige Abwesenheit glänzten. Ich war bestürzt, wie alt sie aussah. Gesegnet sei die Nacht!
    »Was du willst, Danny? Mädchen noch nicht auf. Brauchen Schlaf für Schönsein. Ich ebenso.«
    Da konnte ich nur zustimmen.
    »Es geht um diese Morde, Mary. Ich brauche ein paar Informationen.« Ich forderte einen Gefallen ein, den ich ihr vor ein paar Monaten getan hatte. Damals war es zu einer Reihe von Diebstählen in den Zimmern der Mädchen gekommen. Mary hielt eine von ihnen für die Täterin, wollte aber nicht, dass die uniformierten Jungs deshalb ihr ganzes Etablissement auf den Kopf stellten. Ich schnappte den Dieb schließlich auf der Feuerleiter hinter dem Haus: den Nachbarsjungen. Der Gerechtigkeit wurde örtlichen Gepflogenheiten gemäß Genüge getan: Der Bursche erhielt eine ordentliche Tracht Prügel und etwas Bargeld wechselte als Wiedergutmachung den Besitzer. Danach war nichts mehr verschwunden.
    Sie öffnete die Tür noch etwas weiter. Mary trug einen blauen Morgenmantel aus Seide, der ihr bis über die winzigen Füße reichte. Ihr Haar saß straff in einem Netz. Sie kam mir heute noch kleiner vor als sonst, irgendwie geschrumpft. Ich musste unwillkürlich an meine Mutter denken. »Warum du müssen wissen, Danny? Du Privatdetektiv, nicht Bobby.«
    Ich lächelte über Marys geplapperten asiatischen Singsang. Manchmal hatten wir ganz ähnliche Verständigungsprobleme mit den Engländern.
    »Nennen wir es professionelle Neugier, Mary. Darf ich einen Moment reinkommen?«
    Ihre Augen wurden noch schmaler, dann trat sie zur Seite und ließ mich in die Wohnung. Sie schaute sich um, ob mich vielleicht jemand gesehen hatte – die Nachbarn, und damit auch die Polizei, waren generell nicht gut auf Besucher zu sprechen, schon gar nicht tagsüber.
    Der vertraute Geruch nach Räucherstäbchen und billigem Parfüm erwischte mich wie ein Keulenschlag. Er pflegte nach meinen Besuchen noch tagelang in meiner Kleidung festzuhängen. Ich kam eher selten her. Als ich das erste Mal an Marys Tür geklopft hatte, war es gar nicht so sehr um den Geschlechtsakt als solchen gegangen, sondern vielmehr darum, mir selbst etwas zu beweisen. Sie hatten mir im Lager die Seele aus dem Leib geprügelt; mir war wichtig, herauszufinden, ob da unten trotzdem noch alles funktionierte.
    Mary war eine hervorragende Menschenkennerin. Sogar Dr. Thompson hätte durchaus noch einiges von ihr lernen können. Sie taxierte mich bei jenem ersten Mal wie ein Chefkoch, der im Covent Garden Gemüse für seine nächste Menükreation begutachtet. Sie servierte mir grünen Tee und unterhielt sich mit mir, zog mir einen Teil der Geschichte aus der Nase, einen Teil meiner Bedürfnisse. Dann stellte sie mir Colette vor, eine kecke, unechte Blondine mit großem Herzen. Ein echtes Naturtalent in ihrem Beruf. Sie bat das Mädchen, mir alle Zeit der Welt zu geben und bloß nichts zu überstürzen. Ich schätze, es funktionierte, denn ich bin seitdem ein paarmal wiedergekommen. Mary führte ein ordentliches Haus, und solange mir die Ablehnungen im Tanzsaal zu schaffen machten, kam ich hier am ehesten auf meine Kosten.
    Außerdem hatte ich auch geschäftlich mit Mary zu tun, also bezogen auf meine Geschäfte. Ich war neu in London und in meiner Branche musste man wissen, wo man die bösen Jungs fand und was sie alles auf dem Kerbholz hatten. Man wollte ja keinen bedeutenden Verbrechern in die Quere kommen, während man einer Spur folgte. Ich lernte das auf die harte Tour, als ich mich in die Angelegenheiten einer gewissen Annie MacGuire hineinziehen ließ, deren Gatte mit der besseren Hälfte eines rivalisierenden Gangsterbosses um die Häuser zog, wie sich im Nachhinein herausstellte.
    Annie war eine bronzehaarige Frau mit großen
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