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Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller

Titel: Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gordon Ferris
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warmes Bett an einem schlechten Tag meine Gesellschaft gesucht? Ein Neujahrsflirt?
    Das war albern. Und ich war derzeit nicht in der Verfassung – geistig oder körperlich –, auch nur daran zu denken, mir eine Freundin zuzulegen. Ich hatte andere Möglichkeiten, meine emotionalen Grundbedürfnisse zu befriedigen. Ich beschloss, meinen kleinen Ausflug ins Freie sinnvoll zu nutzen. Ich würde Kate Graveneys Schauplatz des Verbrechens einen Besuch abstatten, wenn es denn überhaupt ein Verbrechen gab.
    Der arktische Wind kroch unter meinen Mantel. Ich zupfte meinen Schal zurecht und zog den Hut tiefer. Zumindest klarte der Himmel auf. Im Westen war sogar etwas Blau zu sehen. Ich versuchte, die Schönwetterfront mental in meine Richtung zu dirigieren und wanderte im Zickzack durch die Nebenstraßen, um auf die Kennington Lane zu stoßen. Abseits der Hauptadern, welche die Innenstadt und das West End durchzogen, ging es deutlich ruhiger zu. Als ich einen anderen Spaziergänger traf, tippten wir uns an den Hut und wünschten einander ein frohes neues Jahr. Ich kam an vernagelten Fenstern in ausgebombten Gassen vorbei und einmal an einem tiefen Krater, den man noch nicht wieder aufgefüllt hatte. Eigentlich verwunderlich bei dem ganzen Schutt, der überall herumlag.
    Ich überquerte in Vauxhall den Fluss und näherte mich dem Stadtteil Pimlico. Hier schien es nicht so viele Schäden zu geben – keine Fabriken und Hafenanlagen, die bombardiert worden waren. Obwohl man sich wunderte, wie sie es geschafft hatten, die Zwillingstürme des mächtigen Battersea-Kraftwerks zu verfehlen. Wie es hieß, wollen sie daneben noch ein zweites Paar bauen, aber daran glaubte ich erst, wenn ich es mit eigenen Augen sah. Das würde albern aussehen, wie ein umgedrehter Tisch. Die Straßen wirkten hier deutlich belebter, die Menschen standen für ein Stück Käse oder einen Fetzen Fleisch an. Autos rumpelten vorbei, gejagt von ihren eigenen Auspuffwolken.
    Allmählich ging es mir besser und mir wurde so warm, dass ich meinen Mantelkragen herunterschlagen konnte. Ich dachte an die beiden Frauen, denen ich gestern Abend begegnet war. Den Kontrast. Den Zufall der Geburt und wohin er führt. Ich konnte mir vorstellen, wie Vals Kindheit verlaufen sein mochte, aber bei Kate fehlte mir die Fantasie. Geld und Status machten letztlich alles möglich. Ich war nicht eifersüchtig, nur neugierig, so wie man im Zoo eine unbekannte Spezies begaffte. Selbst das winzige Aufblitzen von Furcht in Kates Augen, als sie meine Narbe erblickt hatte, war schnell wieder unter Kontrolle gebracht worden – man zeigte schließlich keine Gefühle vor Angestellten.
    Aber wenigstens wusste ich, wie ich Kate Graveney erreichen konnte. Sie hatte mir ihre Telefonnummer gegeben und wohnte irgendwo in Chelsea – wo sonst. Ich sollte sie anrufen, sobald ich etwas Neues wusste. Von Val – Valerie Brown, ich ließ die Silben über meine Zunge rollen – besaß ich rein gar nichts außer der Furcht, sie vielleicht niemals wiederzusehen. Das überschattete meinen Tag mit einer Finsternis, die rein gar nichts mit dem Wetter zu tun hatte.
    Ich erreichte die Lupus Street und hielt nach der Hausnummer Ausschau. Ich musste nicht lange suchen. Die Lücke war schon von der vorherigen Straßenecke aus kaum zu übersehen. Ich ging dichter heran, blieb aber auf der anderen Straßenseite, um mir einen ersten Überblick zu verschaffen. Es wirkte, als hätte ein riesiges Brotmesser einen sauberen Schnitt vollzogen und die Gebäude zu beiden Seiten gänzlich unberührt gelassen. Wahrscheinlich waren die Häuser seinerzeit alle einzeln gebaut worden. Ich ging hinüber. Hinten im Garten türmte sich immer noch der Schutt. Am Ende des Grundstücks standen kahle Bäume und ein alter Schuppen. Was erwartete ich zu finden? Ein Paar Füße, die aus den Trümmern herausragten? Ich betrat den Garten. Das Gras war durchnässt und übersät mit Ziegelsteinen. Über allem hing der deprimierende Geruch nach verbranntem Holz und Gips, beides vom ununterbrochenen Regen völlig aufgeweicht.
    Ich kickte einen Ziegelstein am Rand des Trümmerhaufens zur Seite und sah links von mir etwas liegen. Ich bückte mich und hob einen Schuh auf. Hochhackig, marineblau, aus teurem Leder. Schuhgröße 37. Ich musste kein Märchenprinz sein, um zu wissen, wem dieser Schuh passte. Und sie war kein Aschenputtel. Ich wischte den Staub ab und steckte ihn in meine Manteltasche. Den passenden rechten konnte ich nicht

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