Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
einfachen Pritsche und einem Waschbecken aus Edelstahl, zur Abrundung ein vergittertes Fenster. Die Tür war ein Block aus grün gestrichenem Metall mit einer Luke und einer Klappe für die Essensausgabe, ähnlich schmal wie ein Briefkastenschlitz.
Ich hockte mich auf die steinharte, ausgesprochen unbequeme Pritsche und zog die Beine an meinen Körper heran. Die Gerechtigkeit schien mich endlich eingeholt zu haben. Ich fragte mich, wie mein Vater diese missliche Lage kommentiert hätte. Im Wissen um meine Taten. Nein, falsch, um die Taten, die man mir zur Last legte. Bis zum Beweis des Gegenteils galt ich auch vor den unbestechlichen Augen des Gesetzes als unschuldig.
Ich wunderte mich einmal mehr, zu welchen Winkelzügen der menschliche Geist im Zuge der Selbsterhaltung in der Lage war. Ich verschloss bereits die Augen vor der Wahrheit, war sogar wütend, dass ich mich nicht selbst verteidigen konnte. Es gab so viele mögliche Erklärungen für das, was in Frankreich geschehen war. Warum automatisch mir die Schuld geben? Konnte ich mit dem Zweifel leben? Warum nicht? Ich lebte bereits Tag für Tag mit Gedächtnislücken, Visionen und Entfremdungen von der Realität.
Mehr denn je bedauerte ich es, dass ich nicht mit Tony Caldwell sprechen konnte. Ich wollte ihm Fragen zu jener Nacht stellen. Herausfinden, was er tatsächlich gesehen und als Zeuge ausgesagt hatte. Dann erinnerte ich mich an die Akte. Seine Personalakte. Es war mir lediglich gelungen, einen kurzen Blick auf das Deckblatt zu erhaschen. Neben Namen, Dienstgrad und Einheit standen dort auch einige persönliche Daten. Schon komisch, ich hatte fest damit gerechnet, dort Mrs. Liza Caldwell, Willow Road, Hampstead als nächste Angehörige verzeichnet zu finden. Ganz egal, was man im Leben nebenbei so trieb, man würde doch immer die eigene Ehefrau als Kontakt nennen, oder?
Warum also hatte er stattdessen eine Adresse in Chelsea und eine gewisse Mrs. Catriona Caldwell angegeben?
13
Meine Gedanken kreisten um all diese neu erlangten Informationen und versuchten, ihnen einen Sinn zu entlocken, ein erkennbares Muster. Aber das gelang mir nicht. Der einzige unumstößliche Fakt war, dass ich in einer schweinekalten Gefängniszelle auf einer tierisch unbequemen Pritsche lag. Ich wickelte mich in die raue Decke, aber der ersehnte Schlaf wollte sich nicht einstellen. Ich drehte und wälzte mich unruhig herum und wartete darauf, dass die Kopfschmerzen einsetzten. Schließlich waren sämtliche Voraussetzungen für einen meiner Anfälle gegeben. Gnädigerweise musste ich dann wohl doch eingenickt sein, denn ich schreckte aus wilden Träumen hoch, als die Metallklappe aufgeschoben wurde und eine mir nur allzu bekannte Stimme durch die Zelle dröhnte.
»Na, so was. Wen haben wir denn hier? Mister Privatdetektiv und Exbulle, der hochverehrte Daniel McRae, gibt uns die Ehre. Es gibt nichts Schlimmeres als einen gefallenen Polizisten. Einen Hüter des Gesetzes, der auf die schiefe Bahn geraten ist. Nun, Dannyboy, ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Sie hier bei uns im Kittchen landen, und zwar auf der falschen Seite des Gitters.«
Ich setzte mich auf. Furcht verkrampfte meinen Magen. Was zur Hölle hatte Wilson hier zu suchen? Diese Sache ging ihn nichts an. Er war Kriminalinspektor, ein Mann vom Yard. Die Luke wurde zugeschoben und ich hörte, wie jemand das Schloss entriegelte. Die Tür schwang auf. Detective Inspector Wilson zeichnete sich wie ein Riese gegen das Licht des Korridors ab. Er kam herein, hatte Mantel und Jacke ausgezogen. Seine Hosenträger wölbten sich stramm über Brust und Bauch. Er hielt etwas in der Hand. Ich verkroch mich in die hinterste Ecke der Pritsche, den Rücken gegen die Wand gepresst. Das war nicht gut, gar nicht gut. Ich fand eine Stimme. Sie klang nicht wie meine eigene.
»Bewegen Sie sich hier nicht deutlich außerhalb Ihrer Zuständigkeit, Inspector? Ich wurde beim Herumschnüffeln im Archiv erwischt, nicht bei einem Mord.« Ich bemühte mich, es beiläufig klingen zu lassen, um unserer Unterhaltung nicht zu viel Gewicht zu verleihen.
Wilson drehte sich um. Ein uniformierter Polizist hielt ihm die Tür auf. »Bringen Sie mir einen Stuhl und dann lassen Sie uns alleine.« Der jüngere Beamte kam schnell mit einem Metallstuhl zurück und stellte ihn direkt vor mir auf den Boden. Er musterte mich nervös und hob dabei seine Augenbrauen, wie um mir zu sagen, dass er nichts für mich tun könne. Aber er versuchte es
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