Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
Auch wenn man nicht mit dem Elektrizitätswerk verkabelt wird, hinterlässt der Aufenthalt in der Klinik immer einen sehr intensiven Eindruck. Zum Teil liegt es daran, dass man dort die wahren Verrückten sieht und hört: Arme Schweine, die durchgedreht sind, nachdem sie zehn Tage in einem Splittergraben hockten, während der Feind ihnen den Verstand wegbombte. Menschen, die in ihren Blechbüchsenpanzern darauf warteten, von einer Tigergranate in Brei verwandelt zu werden. Aber normalerweise fuhr ich in besserer Stimmung ab, als ich ankam. Der Doc verlieh mir Hoffnung. Diesmal war ihm das nicht gelungen.
Diesmal hatte ich nur Angst und wurde das Gefühl nicht los, dass sich noch etwas anderes in meinem Körper versteckte. Ich erinnerte mich an den Schock, den mir die erste Begegnung mit Dr. Jekyll und Mr. Hyde beschert hatte. Beim guten Dr. Jekyll war es ein Gebräu gewesen, das den Teufel aus seinem Versteck hervorlockte. Ich fragte mich, ob eine Kopfverletzung möglicherweise den gleichen Effekt auslösen konnte. Zwei Personen in einem Körper. Die gespaltene Persönlichkeit, von der der Doc geredet hatte. Ich brauchte vermutlich einen Exorzisten, keinen Psychiater.
Der Bus aus Paddington kroch über die Oxford Street, und ich sah, dass überall noch Dekorationen von der Neujahrsfeier hingen, vielleicht sogar das eine oder andere Überbleibsel vom Tag des Sieges. Doch das konnte nicht das Elend verbergen, das in unser Leben getreten war. Es schien mir unverständlich, wie wir den Krieg gewinnen konnten und dann in einer solchen Trostlosigkeit versanken. Warum wir dem guten alten Winston einen Tritt in den Hintern verpassten, nachdem er uns heil durch den Blitzkrieg gebracht hatte. Wie wir so viel geben konnten und so wenig als Gegenleistung erhielten. Und was war uns nach dem Einmarsch in Berlin tatsächlich geblieben?
Als ich meinen kleinen Koffer die Treppe des Busses hinabschleppte und jedes Mal zusammenzuckte, wenn meine nur langsam verheilenden Rippen mich zwickten, wog ich meine Möglichkeiten ab. Ich konnte jetzt aufgeben und zur Flasche greifen; es wäre ein Leichtes, das Opfer zu spielen. Das Recht hatte ich mir verdient, nicht wahr? Oder ich konnte endlich aufhören zu jammern und versuchen, die Wahrheit herauszufinden, egal wie schrecklich sie sein mochte.
Niemand wartete auf mich, außer der Katze. Sie – ich weiß gar nicht so genau, ob es wirklich eine Sie war, aber Katzen sind in meinen Augen immer weiblich – wartete hungrig und miauend vor meiner Tür. Das kleine Fellbündel strich um meine Beine herum, bis ich die mageren Rippen streichelte und sie in die Wohnung ließ. Dort wich sie nicht von meiner Seite, bis ich ihr eine Untertasse mit Milch füllte. Ich stellte meinen Koffer ab und setzte mich aufs Bett, um zuzusehen und zuzuhören, wie ihre raue Zunge die Milch aufschleckte. Es gab jemanden, der mich vermissen würde.
Ich zog meinen Mantel aus und holte das getragene Hemd, die Unterwäsche, den Schlafanzug und mein Rasierzeug aus dem Koffer. Ich kochte Tee und nahm ihn mit an meinen Schreibtisch. Ich wollte meine nächsten Schritte planen; ob ich mich erst auf Liza Caldwell oder auf Kate Graveney stürzte; Frontalangriff oder in die Zange nehmen.
Ich schob meinen Stuhl heran und setzte mich, stand auf und setzte mich erneut. Irgendetwas war anders. Ich hatte Tausende Male hier gesessen, und mein Körper kannte sämtliche Winkel bis auf ein halbes Grad genau. Ich schaute nach unten, wo die Tischbeine auf das Linoleum drückten. Die Vertiefungen stimmten nicht ganz mit dem momentanen Standort überein. Jemand hatte den Schreibtisch verrückt. Ich sah mich im Büro um. Es gab hier nicht viel, womit man sich beschäftigen konnte. Den Schreibtisch, zwei Stühle, das Telefon, einen Aktenschrank, einen Hutständer, mehr nicht. Hatte Val Staub geputzt oder den Boden gewischt? Warum sollte jemand einen Schreibtisch, der gefühlt eine Tonne wog, verschieben?
Ich wanderte hinüber ins Schlafzimmer und sah mich dort um. Falls man meine Wohnung tatsächlich durchsucht hatte, waren Experten am Werk gewesen. Ich kehrte ins Büro zurück und setzte mich, zog die Schubladen auf. Das Whiskyglas befand sich an seinem üblichen Platz, ebenso Notizblock, Bleistift, Füllhalter und Tinte. Keine Flasche. Ich dachte, ich hätte noch eine halb volle Flasche Red Label im Haus, aber vielleicht war sie doch schon leer. Ich konnte mich an kein Besäufnis in jüngster Zeit erinnern.
Ich trat an meinem
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