Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
auf die Idee, sich im Januar in einem Liegestuhl nach draußen setzen zu wollen, deshalb war es wohl besser, wenn ich mich aus dem Staub machte. Mir kam ein Gedanke. Ich ging zurück und holte die Plane, faltete sie sorgfältig zusammen, klemmte sie mir unter den Arm und schob die Tür auf.
Halb geblendet vom Tageslicht verließ ich den Schuppen und entfernte mich mit schnellen Schritten. Jeden Augenblick rechnete ich damit, aufgeregte Rufe hinter mir zu hören. Nichts. Glück gehabt. Was jetzt? Ich konnte schlecht nach Hause gehen. Die Polizei würde dort sicher schon auf mich warten. Heim nach Schottland? Nicht, solange die Bahnhöfe überwacht wurden. Ich wusste nicht, wo Val wohnte oder wie ich sie erreichen konnte. Meine Gedanken wanderten zu Liza. Liza Caldwell. Durch die Kopfschmerzen, den Schwindel und das Frieren hindurch spürte ich das ferne Pulsieren meiner Wut. Ich war verloren, wenn ich Tony Caldwell und seinen weiblichen Komplizen durchgehen ließ, was sie mir antaten. Ich musste die Wahrheit herausfinden und wenn es mich das Leben kostete – oder sie.
Ich ging über die Brücke zur Nordseite des Serpentinensees und wanderte über das Gras auf Bayswater zu. Ich inspizierte meine Finanzen: Ich hatte zwei Pfund, drei Schilling und einen Sixpence dabei. Das würde für ein paar Tage reichen. Etwas über 100 Pfund an Ersparnissen befand sich auf einem Konto der Westminster Bank, aber das Sparbuch lag in meinem Büro.
Beim Gehen wurde mir langsam wärmer und der leichte Wind trocknete meine Kleider. Ich hatte Hunger. Die letzte Mahlzeit war gestern Nachmittag in meinem Bauch gelandet. Bevor ich den Park am Marble Arch verließ, zog ich mich in eine Herrentoilette zurück. Dort säuberte ich mich, so gut es eben ging. Ich musste mein rot verfärbtes Taschentuch immer wieder auswringen, als ich mir das geronnene Blut von meiner Hose und an Händen und Beinen abwischte. Ich kämmte meine Haare, aber mein Gesicht sah aus, als wäre ich im See ertrunken und anschließend wiederbelebt worden. Oder auch nicht. Ich brauchte dringend heißen Tee und etwas zwischen die Zähne.
An den Toren warteten keine Polizisten. Zunächst war ich überrascht, aber letzten Endes würden sie wegen mir ja auch keine ausgewachsene Großfahndung einleiten, oder? Falls doch, nahmen sie wahrscheinlich an, dass ich letzte Nacht die U-Bahn genommen hatte und bereits kilometerweit entfernt war. Gut, dass ich keine Waffe mehr mit mir herumschleppte. Nach einem Mann zu suchen, der jemanden bedroht hatte, war eine Sache. Nach einem bewaffneten Einbrecher zu fahnden hingegen gleich ein gänzlich anderes Kaliber.
Das Paradies! Ein Lyons-Teehaus an der Ecke. Ich hielt mich so aufrecht, wie ich konnte, klemmte die Plane unter den Arm, als wäre es normal, dass man so etwas mit sich herumtrug, und lächelte mich zu einem Eckplatz durch. Meine Kleider dampften leicht, als ich zwei Kännchen Tee schlürfte und ein herzhaftes Frühstück zu mir nahm, aber die Bedienung war zu höflich, um es zu bemerken.
Mit neu erwachter Energie sprang ich am Oxford Circus in einen Bus und tauchte dann in den Underground ab. Ich stieg an der Tottenham Court Road in eine andere U-Bahn um und fuhr mit der Northern Line bis nach Hampstead. Meine Kleider trockneten zusehends. Es war kurz nach neun, und ich war erfüllt von Tee, Toast und totaler Entschlossenheit.
Hampstead zeigte sich von seiner sonnigsten Seite, und ich verspürte das mittlerweile vertraute Gefühl, im Urlaub zu sein, was mir unter den gegebenen Umständen ziemlich idiotisch vorkam. Als ich mich Lizas Haus näherte, zügelte ich meinen Drang, an ihre Tür zu klopfen und Antworten zu verlangen. Stattdessen bog ich auf die Waldwege ab, die ich inzwischen gut kannte, und ließ mich von der Luft und der Sonne weiter trocknen. Ich unternahm einen kleinen Umweg zu dem Wäldchen oberhalb ihrer Straße und kam genau zur richtigen Zeit – der große graue Riley parkte vor ihrem Haus. Ich versteckte mich hinter einem ausladenden Ginsterbusch, breitete meine Plane auf den Blättern und dem Gras aus und setzte mich, um zu warten.
Ich wartete den ganzen langen Tag und fiel zwischendurch immer wieder in einen erschöpften Schlaf. Ich war wach genug, um Liza zweimal kommen und gehen zu sehen, beide Male Arm in Arm mit Kate. Es war klar, dass Kate sie beschützte. Vor mir. Aber wo steckte Tony? Ich schlich mich in die Ortsmitte und kaufte etwas zu essen – Margarine, Brot, Dosenfleisch – genug für einen
Weitere Kostenlose Bücher