Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
sollten, weg von der Tür zum Foyer. Ich hielt sie mit dem Colt in Schach. Der feste Griff und der schwere Lauf fühlten sich gut und vertraut an. Sie gaben einem Mann lange vermisstes Selbstvertrauen. Ich ging zur Hintertür, durch die Tony hereingekommen war, schloss sie ab und steckte den Schlüssel in die Tasche. Dann ging ich langsam zur Vordertür, schnappte mir im Vorbeigehen Mantel und Hut, während ich die ganze Zeit mit der Waffe auf das Trio zielte.
Ich spürte, wie meine Wut zusammen mit meiner Energie verebbte. Die Kopfschmerzen setzten ein. Meine Sicht trübte sich bereits. Ich fummelte den Schlüssel aus dem Schloss und verließ den Raum. Ich zog die Tür hinter mir zu, rammte den Schlüssel ins Loch und sperrte die drei zusammen mit den Büchern ein. Ich hörte ihre Stimmen heraneilen. Kate und Tony waren wütend. Sehr gut.
»Ist alles in Ordnung, Sir?« Millies nervöses kleines Gesicht kam mir auf halbem Weg durch die Halle entgegen. Als sie die Waffe in meiner Hand sah, schrie sie auf und schlug die Hände vor den Mund. »Sie haben sie doch nicht erschossen, Sir, oder? Haben Sie ...?«
»Nein, Millie. Es geht ihnen gut. Seien Sie so gut und öffnen Sie mir die Haustür, bitte.«
Sie floh vor mir her, warf ein paarmal einen Blick nach hinten, für den Fall, dass ich vorhatte, sie in den Rücken zu schießen. Ihre Brust bebte und sie schluchzte vor Angst. Ich fragte mich, wie es wohl für die Französin gewesen war. Ich schüttelte meinen pochenden Schädel, zog den Mantel an und versenkte den Revolver in dessen linker Außentasche. Ich setzte den Hut auf und trat an Millies angsterfülltem Gesicht vorbei in die Nacht hinaus. Ich blieb stehen.
»Zeigen Sie mir Ihre Hände, Millie.«
Sie riss den Mund auf und schluckte, aber sie folgte meiner Aufforderung. Die weiße Baumwolle ihrer Handschuhe war makellos.
Ich nahm den Revolver aus der Tasche und legte ihn auf ihre steifen Finger. Sie hielt ihn fest wie einen toten Fisch.
»Drücken Sie nicht den Abzug, Millie. Braves Mädchen.«
Sie nickte nur, Tränen strömten über ihr rundes Gesicht, ihre wulstigen Lippen waren vor Angst gespitzt. Ich hätte sie in einem Anflug von Rührseligkeit beinahe geküsst.
Ich stolperte die Veranda hinunter in die Dunkelheit, während ich mich fragte, wohin ich gehen konnte und wie lange es dauern würde, bis sie mich schnappten. Denn ich zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass Caldwell seine Häscher auf mich ansetzen würde. Insbesondere Wilson würde sich mit wahrem Entzücken im niederträchtigen kleinen Herzen auf mich stürzen.
18
Ich floh nach Norden. Heimatinstinkt? Nach Hause zu Muttern? Es begann zu regnen, mit diesem vertrauten Dauernieseln, das binnen kürzester Zeit alles durchweichte. Einige Wolken aus Ayrshire hatten sich wohl nach Süden verirrt. Halb rannte ich, halb stolperte ich, stützte mich am Geländer der Parkmauern ab, als ich Onslow Gardens den Rücken kehrte, und erreichte schließlich den beleuchteten Bereich der U-Bahn-Station in South Kensington.
Zwei Polizisten beobachteten die Menschen, die in den Bahnhof strömten. Suchten sie bereits nach mir? Ich durfte kein Risiko eingehen. Ich zog meinen Hut tiefer ins Gesicht und bog um die Ecke, weg von der U-Bahn, weiter gen Norden.
Es wurde immer schwieriger, geradeaus zu gehen. Durch den Regen quälten mich Bruchstücke von Bildern und zersplitterte Lichter. Ein Auto hupte mich an.
»Besoffener Idiot!«, brüllte der Fahrer.
Und so sah ich auch aus – ein Clown in durchnässtem Mantel und Hut, der an Geländer prallte und sich an Wänden festhielt, der über die Straßen schlurfte, einen Schritt nach vorne, zwei zur Seite, und einen betrunkenen Tanz vollführte. Wie die berühmten Partys mit den Jungs damals. Big Tam, Archie und ich – voll wie die Strandhaubitzen. Die drei Musketiere. Here’s tae us, wha’s like us, damn few, and they’re a’ deid!
Sie waren alle tot. Und ich hätte es auch sein können. Valerie, Valerie, wo bist du? Ich brauche dich.
Ich stolperte erneut gegen ein Gitter. Es zwang mich, meinen Kurs zu ändern, drängte mich nach rechts ab. Wo war ich? Die Karte in meinem Kopf funktionierte nicht mehr. Dann sah ich das große Denkmal und den sitzenden Mann, den goldenen Mann, der im Mondschein glänzte. Albert. Victorias große Liebe. Es war der Hyde Park. Das Gitter schien zu hoch zu sein, und ich stand kurz davor, mich aufzulösen. Aber ich war auch verzweifelt. Ich fand das Tor, es bot meinen Füßen
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