Mord ist nur ein Spiel - Der 1 DANNY McRAE Thriller
aß das restliche Brot und Dosenfleisch und schwor mir, nie wieder dieses gottverdammte Zeug anzurühren, wenn ich heil aus der Sache herauskam. Dann stolperte ich in den Ort hinunter.
Ich hatte das Gefühl, dass eine Grippe im Anmarsch war. Ich fand eine Apotheke und kaufte ein paar Tütchen Beecham’s Powder, um die Symptome zu bekämpfen. Es war noch früh genug, um im Café an der Hauptstraße heißen Tee und etwas Gebäck zu ergattern. Ich spülte das Pulver mit dem Tee herunter, erntete zuerst mitleidige Blicke von der Kellnerin, dann deutlich finsterere vom Inhaber und blieb deshalb nicht lange. Doch der kurze Aufenthalt schenkte mir neue Energie und mein Kopf wurde klarer. Einige Stunden würde es mir besser gehen, doch wo konnte ich meinen gepeinigten Körper heute Nacht niederbetten und der Kälte entfliehen? Ich wanderte den Hügel hinab; hinaufsteigen erschien mir zu anstrengend. Dann sah ich sie.
Die Rosslyn-Hill-Kapelle stand etwas abseits der Straße auf ihrem eigenen Grundstück. Die gedrungenen Bögen wirken selbst auf einen Nichtgläubigen anziehend. Zwischen den roten Backsteinen der umliegenden großen Terrassen sah die Kapelle mit ihren grau-weißen Steinen wie ein Eindringling aus, wie ein Missionar unter Heiden. Ein Schild verriet mir, dass sie 1691 erbaut worden war – noch bevor Schottland seine Unabhängigkeit verlor.
Ich schob das Hauptportal auf und betrat eine in warmes Licht getauchte Halle mit einer hohen gewölbten Holzdecke. Über dem Eingang erhob sich ein Orgelboden, auf dem hohe Pfeifen im Licht der Deckenlampen funkelten. Reihen von Kirchenbänken erstreckten sich bis zum Altar und zur Kanzel.
Die Kapelle schien leer, aber voller Erwartung zu sein. Kerzen brannten und gedämpftes elektrisches Licht beleuchtete die Buntglasscheiben an den Seiten und hinter dem Altar. Sie kam mir bei Weitem hübscher vor als die abweisende Presbyterianerkirche St. Mungo’s in Kilpatrick, aber das konnte man auch von jeder Wellblechhütte behaupten. Diese Kapelle erweckte einen behaglichen und sicheren Eindruck, und so suchte ich mir einen Platz in der hintersten Reihe unter der Orgel. Ich legte meinen Kopf auf die Arme und stützte sie auf das Holzbrett, das an der Rückenlehne der Bank vor mir befestigt war. Ich musste eingenickt sein und schreckte jäh auf, als Musik über mir ertönte. Mein Genick fühlte sich an, als wäre es gebrochen.
Es schien sich sonst niemand in der Kapelle aufzuhalten, nur ich und der unsichtbare Organist, also entspannte ich mich wieder. Die Heiligen und Maria Magdalena und ein gepeinigter Jesus musterten mich. Ich fragte mich, was für einen Menschen sie wohl vor sich sahen. Ich konnte es ihnen nicht sagen. Zum letzten Mal war ich beim Begräbnis meines Vaters in einer Kirche gewesen. Damals schwor ich mir, nie wieder eine zu betreten.
Ich hatte die Macht eines geweihten Ortes und seiner Armeen von geisterhaften Gläubigen vergessen. Ich hörte uralte Hymnen aufsteigen und wieder verklingen, die ihren Gott mit martialischen Worten lobpreisten. Ich marschierte den Mittelgang entlang in meiner Uniform der Boys’ Brigade. Die große Flagge musste dabei exakt im richtigen Winkel gehalten werden, was sehr anstrengend war. Das Salbadern des Priesters hallte zwischen den Lichtspeeren dieses Sommertages wider. Lediglich die harte Bank hielt mich wach, als er leiernd seine Ermahnungen aufsagte, dass wir gut sein sollten, besser werden sollten, dass wir uns nicht in Versuchung führen lassen sollten, damit uns unsere Schuld vergeben werde. Starr saß ich zwischen meinen Eltern, während der samtene Klingelbeutel seine Runde machte und unsere Umschläge hineinwanderten.
Es war so wohltuend – die Wärme und die Musik –, dass ich mich auf der Kirchenbank ausstreckte. Mein Kopf fühlte sich dick und heiß an und finstere Träume fielen über mich her und drängten mich zur Beichte.
Ich bin in ihrem Schlafzimmer. Stehe über ihr. Sie liegt auf dem Bett, nackt von der Hüfte abwärts. Ihre Schenkel sind gespreizt und blutig. Zwischen ihnen ragt das Heft eines Bajonetts heraus.
Ich beuge mich vor und ergreife den glitschigen Griff. Ich packe fest zu und ziehe daran. Das Messer gibt nach, und ihre Glieder zucken. Ein frischer Schwall Blut strömt hervor. Da liegt ein fauliger Geruch in der Luft. Ich ziehe die lange Klinge ganz heraus, schiebe Lilis Schenkel zusammen und lege die Ecke der Bettdecke über sie. Ich gehe zum Waschbecken, werfe das Bajonett hinein und lasse
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