Mord ist schlecht fürs Geschäft
hier?«
»Er organisiert eine Buchausstellung. Er wollte einen Raum reservieren, und ich habe mich ein bisschen mit ihm unterhalten. Schien ein sehr netter Mann zu sein.«
Honey blieb der Mund offen stehen. »Einen Raum reservieren.«
Ihre Mutter nickte. »Ja, Liebes.«
»Warum hast du ihn da nicht an die Rezeption verwiesen?«
»Weil er mit dir sprechen wollte.«
Honey seufzte. »Dann muss ich bei ihm anrufen.«
Ihre Mutter sah ein wenig betroffen aus. Bisher waren ihre Bemühungen, ihrer Tochter einen passenden Mann zu suchen, nicht gerade von Erfolg gekrönt gewesen. Aber so leicht gab sie nicht auf.
|108| »Was ist denn nun mit meinem Zahnarzt – Mr. Paget?«
»Nein!«
Ihre Mutter runzelte nur sehr selten die Stirn. Davon bekommt man Falten! Sie zeigte ihre Entrüstung, indem sie ihr herzförmiges Gesicht in die Länge zog und das Kinn nach unten sacken ließ. Gegen diese Falten konnte man ohnehin nichts machen, und an einem Bluthund hätten sie auch richtig gut ausgesehen.
»Na, das ist ja mal ein Wandel in deiner Einstellung, muss ich schon sagen.«
Honey war mit ihren Gedanken zwar ganz woanders, aber trotzdem war noch genug Platz für den schnuckeligen Kerl, der Anfang der Woche vorbeigeschaut hatte.
»Wir unterhalten uns später«, rief Honey über die Schulter ihrer Mutter zu und eilte davon.
»Kein Grund zur Panik. Er hat gesagt, dass er noch mal vorbeikommt«, meinte die und wuselte neben ihr her.
Honey weigerte sich, ihr weiter zuzuhören, wühlte die Papiere im Ablagekorb durch. Alles, was noch keinen festen Platz gefunden hatte – einschließlich der Visitenkarten von Vertretern –, landete dort.
»Haben wir eine Reservierung für eine Bücherausstellung gemacht?«, fragte sie Deetha, die dienstags und donnerstags zur Aushilfe kam.
»Nein.« Deetha schüttelte den dunklen Kopf mit Nachdruck. In Sachen Effizienz war Deetha erste Sahne. Honey hatte keinen Grund, ihr nicht zu glauben.
Es war auch keine Visitenkarte zu finden, auf der »Buchla den « stand.
»Macht nichts«, sagte Honey, nachdem sie sich überzeugt hatte, dass ihr Ablagekorb so langweilig wie immer war.
Mary Jane, die sich bei ihren Ta-Chi-Übungen durch nichts unterbrechen ließ, rief ihr zu: »Wir müssen uns unbedingt unterhalten.« Ihre Stimme klang leise und dringlich, als käme es auf Vertraulichkeit und Geschwindigkeit an.
Honey brauchte nach ihren Scharmützeln mit dem Chefkoch |109| und ihrer Mutter dringend Erholung und wollte schon erwidern, dass sie zuviel zu tun hatte. Doch als sie Mary Janes Gesichtsausdruck bemerkte, änderte sie ihre Meinung.
»Ich weiß, wo er hingefahren ist«, sagte Mary Jane, »der vermisste Mann. Ich weiß, nach wem er sich erkundigt hat und wo er hingefahren ist.«
Honey packte Mary Jane bei ihrem knochigen Ellbogen, schob sie in ihr Privatbüro und machte die Tür zu. »Erzählen Sie’s mir.«
»Er hat sich nach einer Familie namens Charlborough erkundigt.«
Honey zog die Stirn kraus. »Sie meinen
die
Charlboroughs?«
Mary Janes Gesicht war ein einziges Fragezeichen. »Meine ich die?«
»Sie leben in Charlborough Grange draußen in Limpley Stoke.«
Mary Janes Gesicht strahlte. »Genau! Da ist er hingefahren.«
Es passte alles zusammen. Ivor hatte Elmer bestimmt zu der Kirche in Limpley Stoke gefahren, wenn er es auch nicht erwähnt hatte.
»Und Elmer war mit den Charlboroughs verwandt?«
Mary Jane schüttelte den Kopf. »Das konnte er mir nicht sagen. Er hat nur vage Angaben gemacht, meint Bob.«
»Irre ich mich, oder hätte unser vermisster Tourist in einem Kirchenbuch einiges finden können?«
»Aber sicher«, antwortete Mary Jane. »Man kann gegen die Kirche sagen, was man will, aber sie hat immer sehr gut über alle ihre Schäfchen Bescheid gewusst.«
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|110| Kapitel 14
Kurz nach elf Uhr nachts schreckte der Wecker Honey aus dem Schlaf. Schnell geduscht, Make-up aufgetragen, Haare getrocknet; rasch die Garderobe durchwühlt: Jeans, schwarzes T-Shirt, Perlenohrringe. Lässig, aber elegant, überlegte sie nach einem kurzen Blick in den Spiegel.
Auf dem Weg zu ihrer Verabredung mit Detective Sergeant Steve Doherty kam sie am Taxistand vorbei, hielt Ausschau nach Ivors Auto, konnte es aber nirgends sehen. Sonst hätte sie ihn weiter zu Elmers Besuch in Limpley Stoke ausgefragt. Mary Jane hatte sich zwar sehr nachdrücklich zu diesem Thema geäußert, aber eine Bestätigung konnte auch nicht schaden.
Die Nachtluft war kühl, und es war völlig
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