Mord ist schlecht fürs Geschäft
hierher eingeladen, um mit ihm über Pflanzen zu verhandeln, glaube ich.«
Er zuckte die Achseln. »Kann sein. Ich erinnere mich nicht an den Namen.«
»Vielleicht erinnern Sie sich daran, wie er aussieht. Er ist sehr …« Sie machte eine Pause, um nach dem rechten Wort zu suchen. Es gab nur eines: »… farbenfroh. Kleidet sich sehr interessant. Man könnte sagen, wie ein Pfau.«
Charlborough blieb so kühl wie sein graublauer Pullover. »Ah ja. Die Pflanzen. Ich befasse mich nicht mit dem praktischen Unterhalt des Hauses. Und wenn ich fragen darf, was hat das mit meiner Uhr zu tun?«
»Eigentlich nichts, nur dass die Säcke …«
Casper fühlte sich mit dieser Wendung der Unterhaltung offensichtlich nicht sonderlich wohl und sprang auf. »Also, es tut mir wirklich leid. Wir haben Ihre Zeit schon viel zu lange in Anspruch genommen. Wenn Sie es sich je überlegen sollten …«
»Die Uhr ist nicht verkäuflich – zu keinem Preis! Und jetzt …« Das Glas wurde unsanft abgestellt.
Honey erkannte das Signal zum Aufbruch. Sir Andrew hatte genug.
Er drückte auf einen Knopf an seinem Schreibtisch. »Mark wird Sie hinausbegleiten.«
Unverzüglich erschien der junge Mann, der den Tee gebracht hatte, auf der Bildfläche. Honey fragte sich, ob er an der Tür gelauscht hatte. So sah er eigentlich nicht aus. Aber man konnte ja nie wissen.
Casper schmollte den ganzen Weg die Treppe hinunter bis zum Auto. Er schwang beim Gehen seinen Spazierstock mit dem silbernen Griff.
»Passen Sie doch auf«, ermahnte ihn Honey, die gerade noch |149| rechtzeitig zur Seite ausweichen konnte. »Sie sehen aus, als wollten Sie jemanden damit prügeln.«
»Dieser Mann! Warum konnte er seiner Frau nicht einen kleinen Gefallen tun, sie diese Uhr verkaufen und das Geld nach ihrem Gutdünken ausgeben lassen? Ich könnte ihn verfluchen, wirklich!«
Er sackte auf dem Beifahrersitz zusammen und zog heftig die Tür zu.
Honey setzte sich hinters Steuer und drehte den Zündschlüssel. »Das machen Sie besser nicht, Casper. Als nächstes gehen wir nämlich den Pfarrer besuchen.«
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|150| Kapitel 20
Casper war niedergeschlagen und entschied sich, im Auto auf sie zu warten.
»Gehen Sie spazieren, um auf andere Gedanken zu kommen«, riet ihm Honey.
Er warf ihr einen finsteren Blick zu.
Sie blieb beharrlich. »Ein bisschen frische Luft wird Ihnen guttun!«
»Ich will aber nicht, dass mir etwas guttut! Ich will diese Uhr!«
»Bockig, was?«, murmelte sie leise vor sich hin und machte sich auf den Weg zu dem uralten Eingangstor der Pfarrkirche.
Drinnen war es wegen der schmalen Fenster aus angelsächsischer Zeit recht dunkel. Die Wände waren weiß getüncht, wirkten aber im Licht, das durch die Buntglasfenster hereinströmte, eher eisblau.
Eine Frau, die sich mit Blumengestecken beschäftigte, sagte ihr, wo sie den Pfarrer finden könnte. »Durch den Chorraum und dann die Treppe hinunter in die Krypta.« Sie deutete mit einem knochigen Finger mit leuchtendrosa Nagellack in die Richtung. »Er hat ein Archiv da unten.«
Bis auf die bemalten Fingernägel war die Frau recht zurückhaltend gekleidet. Sie trug ein geblümtes Kleid und Schnürschuhe. Ihre Augen waren so flink wie ihre geschickten Hände. Sie musterte Honey genauso von Kopf bis Fuß, wie ihre Mutter das immer machte.
»Sie könnten was Wärmeres vertragen. Da unten ist es grabeskalt – ist eigentlich ja auch nicht anders zu erwarten. Ist nur einen Katzensprung von der Krypta entfernt.«
|151| Charmant. Wie könnte man einen warmen Sommertag besser verbringen?
»Keine Sorge. Ich bin zäh.«
Steinstufen führten in den Chorraum. Kalte Luft schlug ihr entgegen, als sie unten ankam. Sie fröstelte.
Pfarrer Reece Mellors beugte sich gerade über etwas, das nur ein Kirchenbuch sein konnte. Es war riesig, groß genug, um eine Tischplatte abzugeben – mindestens für einen Sofatisch.
»Herr Pfarrer Mellors?«
Er blickte auf.
Sie strahlte ihn freundlich an. »Ich bin Hannah Driver. Ich hatte angerufen.«
»Ah ja, guten Tag!«
Seine Stimme hallte von den kalten Wänden und den Särgen wider. Ihre Hand verschwand in seiner. Sie hatte einen Pfarrer mit einem teigigen Gesicht erwartet, mit einer Hornbrille und einem leicht verträumten Blick. Statt dessen stand ihr ein hochaufgeschossener Mann gegenüber, der sich unter dem Deckengewölbe ducken musste. Schwarz war das Wort, mit dem man ihn am treffendsten beschreiben konnte: schwarzes Haar, schwarze Augen, schwarze
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