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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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unterhalten.
    Nachdem sie die mit Delfter Kacheln geflieste Toilette bestaunt und benutzt hatte, musste sie sich nun auf die Suche nach dem Arbeitszimmer machen. Es muss doch irgendwie von der Eingangshalle abgehen, überlegte Honey und versuchte es an einigen Türknäufen. Manche Türen waren abgeschlossen.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?«
    Sie fuhr zusammen. Die dicken Teppiche hatten den Klang seiner Schritte gedämpft. Er sah ziemlich freundlich aus, war um die dreißig und trug ein Teetablett.
    Sie lächelte. »Ich suche das Arbeitszimmer.«
    »Dann folgen Sie mir. Andrew hat mich gebeten, Ihnen Tee zu bringen.«
    |146| Er nannte Sir Andrew beim Vornamen. Honey wunderte sich über so viel Vertrautheit. »Gehören Sie zur Familie?«
    »Ich bin schon eine ganze Weile hier«, erwiderte er ausweichend. »Ich denke, da kann man beinahe sagen, ich gehöre dazu. Aber ich werde dafür bezahlt, dass ich hier bin.«
    Er lächelte entwaffnend.
    »Hier herein.« Er deutete auf eine Tür. Sie öffnete sie.
    Das Arbeitszimmer war so eindrucksvoll wie der Rest des Hauses. In den Regalen waren die prächtigen Rücken alter Bücher zu sehen. Der weiße Marmorkamin stammte aus einer späteren Zeit als das Haus selbst, und der Kaminaufbau darüber war noch jüngeren Datums. Eine runde Uhr aus schwarzem Marmor ruhte auf einem Sockel aus Ormulu, der zu beiden Seiten mit pummeligen Putten verziert war.
    Um den riesigen Spiegel, der über dem Kaminsims prangte, rankten sich in fruchtbarer Pracht unzählige geschnitzte Trauben. Honey schätzte im Geiste seine Höhe auf beinahe zweieinhalb Meter, und seine Breite mochte ähnlich sein.
    An den Wänden hingen Bilder – Schwarzweiß-Schnappschüsse und ein paar Farbfotos: Familienbilder, eine Ehefrau, ein Kind. Und später ein junger Mann, vielleicht das herangewachsene Kind? Keine Frau mehr.
    Sir Andrew nahm keine Notiz von dem jungen Mann, der den Tee gebracht hatte.
    »Möchten Sie einschenken?«
    Honey bemerkte, dass er die Frage an sie gerichtet hatte. »Hm, ja.«
    Einen winzigen Augenblick lang schaute der junge Mann Sir Andrew an, dann war er wieder verschwunden.
    Honey übernahm die Rolle der Gastgeberin. Sie überlegte, dass die Beziehung zwischen den beiden kaum die von Herr und Diener war.
    »Der junge Mann hat mir erzählt, dass er schon ziemlich lange hier ist.«
    »Mark? Ja, das stimmt wohl. Also, sollen wir zum Geschäftlichen kommen?«
    |147| Charlborough ging zu dem silbernen Tablett, auf dem drei Karaffen standen. Er schenkte sich einen Drink ein. Ihnen bot er keinen an. Casper und Honey tauschten entrüstete Blicke. Tee für sie, Kognak für ihn.
    Hier feierte das britische Klassensystem noch fröhliche Urstände.
    »Ich gebe zu, dass ich sehr enttäuscht bin«, hob Casper an, als sich Sir Andrew hinter seinem Schreibtisch niedergelassen hatte, der beinahe groß genug war, um als Esstisch für eine größere Gesellschaft zu dienen.
    »Dafür entschuldige ich mich«, erwiderte Charlborough. »Meine Frau hatte keinerlei Recht, die Uhr zu verkaufen.«
    »Würden Sie die Sache nicht doch noch einmal überdenken …«
    Caspers schmeichelnder Ton überraschte sie. Sie hatte derlei bei ihm noch nie erlebt.
    Während des folgenden verlegenen Schweigens ließ sie ihren Blick schweifen. Sie stand auf und ging im Zimmer umher.
    »Sie haben ja in der Armee ziemlich Karriere gemacht, Sir.« Honey deutete mit dem Kopf auf eine weitere Reihe von Fotos, die einen guten Teil der Holztäfelung einnahmen. Es waren alles Schwarzweißbilder, unzweifelhaft in exotischen Ländern aufgenommen, alle mit lächelnden Soldatengesichtern. Die meisten Abgebildeten sahen aus wie große Jungen. Charlborough selbst, den sie gerade eben erkennen konnte, wirkte eher wie ein Schulpräfekt und eine Spur überlegen.
    »Ja, das stimmt, in der Tat. Tolle Zeiten. Tolle Jungs.« Auf Charlboroughs Wangen zeigte sich nostalgische Melancholie. Er hatte inzwischen sein zweites Glas aus der Karaffe in Angriff genommen. Über eine kleine Stärkung für die beiden Besucher war immer noch kein Wort gefallen. Und es würde auch keines mehr fallen. Der Mann war ein egozentrischer Stoffel.
    »Kennen Sie Jeremiah Poughton?«, flötete Honey mit ihrer süßesten Stimme. »Seine Eltern stammen aus Westindien, geboren |148| ist er in Gloucester, und jetzt hat er einen Gewürzstand auf dem Guildhall-Markt.«
    »Ich habe noch nie etwas von diesem Mann gehört.«
    »Verkauft Gewürze und Pflanzen. Sie haben ihn einmal

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