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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Herbert seine Stieftochter vergewaltigt hatte? Mehr noch, wusste es ihre Mutter? Sie überlegte, ob sie das erwähnen sollte, entschied sich aber dagegen. Wie hätte sie sich – Gott behüte! – gefühlt, wenn es
ihre
Tochter gewesen wäre? Völlig fertig! Wütend! Rachedurstig! So weit hergeholt war es nicht, dass Cora ihren Mann umgebracht haben könnte.
    Das alles entschuldigte aber nicht, dass Doherty zu so später Stunde bei ihr anrief. Sollte er sich ruhig noch ein bisschen abstrampeln! Ihr erzählen, was die »professionellen« Detektive so zustande brachten.
    »Also? Sagen Sie es mir jetzt?«
    »Ja«, antwortete er so energisch, dass sie vermutete, er sei vielleicht ein bisschen beschwipst. »Aber nur, wenn Sie sich mit mir im ›Zodiac‹ treffen.«
    Sie stöhnte auf, als sei er der Letzte, den sie jetzt sehen wollte. Das stimmte nicht ganz, aber bei Typen wie ihm musste man aufpassen. Dass er eingebildet war, konnte ja jeder sehen. Schlimmer noch, er wusste auch, welche Wirkung er auf Frauen hatte.
    »Ich weiß nicht …«
    |184| »Die Nacht ist noch jung. Und wir auch.«
    »Ich fühle mich überhaupt nicht jung.«
    »Lassen Sie uns das Leben genießen, solange wir noch können.«
    Sie dachte darüber nach. Zwei Leichen in weniger als sechs Tagen. Das Leben hing wirklich an einem seidenen Faden. Konnte sie? Sollte sie?
    Sie schaute besorgt auf die Uhr. Nicht einmal ein Uhr. Sie schwang die Beine aus dem Bett. »Geben Sie mir zwanzig Minuten – nein, dreißig, es ist ja ziemlich weit zu laufen.«
    »Laufen müssen Sie nicht. Ich stehe mit dem Auto vor Ihrer Tür.«
    Ein Pullover, Jeans und flache Schuhe, schnell durchs Haar gebürstet, und sie war so weit.
    Während er fuhr, betrachtete sie die rastlose Stadt, wo noch Besucher durch die Straßen spazierten und die Atmosphäre genossen, wo Nachtschwärmer und Theaterbesucher sich auf den Weg zu den Nachtklubs machten oder im Taxi auf dem Weg nach Hause waren.
    Doherty fuhr außerordentlich ruhig. Kein einziger Lieferwagenfahrer hupte. Um ein Uhr morgens lieferte allerdings auch kaum jemand etwas aus.
    »Wie viel haben Sie getrunken?«
    »Zwei kleine.«
    Ein Grenzfall? Trunkenheit am Steuer? Sie war sich nicht sicher und wollte auch kein Risiko eingehen. »Könnten wir vielleicht lieber einen kleinen Spaziergang machen?«, fragte sie plötzlich. »Mir ist nicht nach einem Drink.«
    Er fügte sich ohne Gegenwehr. »In Ordnung.«
    Sie fuhren zur Pulteney Bridge, er parkte den Wagen, und sie stiegen aus. Keiner von beiden sagte ein Wort. Damit konnte Honey gut leben. Sie nahm an, dass er noch einmal in Gedanken alle Ereignisse des Tages durchging, es aber auch genoss, sie ein bisschen zappeln zu lassen, ehe er ihr sagte, was zu sagen war. Sie blieben am Ufer stehen und schauten auf die Brücke und den Fluss.
    |185| Doherty lehnte sich an die Brüstung. Er starrte auf die Spiegelungen im Wasser.
    »Mrs. Herbert ist aus dem Schneider. Zu dem von der Pathologie ermittelten Todeszeitpunkt war sie gerade beim Bingo.«
    »Was jetzt?«
    »Wir fahnden nach Mrs. Herberts erstem Mann.«
    »Wegen Loretta?«
    Er blickte sie verständnislos an.
    Der Magen drehte sich ihr um. Er hatte offensichtlich noch nichts von der Vergewaltigung gehört, und jetzt hatte sie die Sache erwähnt. Sie wartete noch, ehe sie sich näher erklärte.
    Doherty schaute sie neugierig an, fuhr aber fort. »Er ist kürzlich aus dem Gefängnis entlassen worden. Zwischen ihm und seiner Exfrau ist nichts mehr, aber er hat einen starken Beschützerinstinkt, was seine Tochter angeht.«
    Eine Brise vom Fluss wehte ihr das Haar ins Gesicht. Es war zu spät. Er hatte kapiert, dass sie ihm etwas vorenthielt.
    Er lehnte sich nach vorn, die Hände auf die Brüstung gestützt, und sah ihr ins Gesicht. »Sie wissen was, das ich nicht weiß. Das kann ich Ihnen an den Augen ablesen.«
    »Sie können meine Augen gar nicht sehen.«
    »Soll ich es aus Ihnen herausprügeln? Ich kann den lieben und den bösen Polizisten spielen, je nachdem, was verlangt wird.«
    Sie seufzte. »Dürfte ich statt dessen verlangen, dass Sie mir eine Tasse Kaffee spendieren?«
    »Klar.« Sein Blick wanderte zum anderen Flussufer. »Sehen Sie mal, an den Rändern ist die Strömung schneller. Ich denke, Elmer ist auf dieser Seite des Flusses heruntergeschwemmt worden. Wenn die Strömung auch weiter oben so stark ist wie hier, dann kann man die Leiche überall auf diesem Abschnitt ins Wasser geworfen haben. Aber da ist ja noch das Stück

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