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Mord ist schlecht fürs Geschäft

Mord ist schlecht fürs Geschäft

Titel: Mord ist schlecht fürs Geschäft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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öffnete Weinflaschen. Nie brachte sie Bestellungen durcheinander oder geriet in Panik.
    Gerade schüttete sie Harvey’s Bristol Cream in den größten |194| Messbecher für Sherry. Ohne dass sie etwas sagen musste, wusste Honey, dass das Glas für Mary Jane bestimmt war. Die hatte nämlich eine Leidenschaft für dieses überaus englische Getränk entwickelt. Zweifellos sollte der Weingeist im Magen sie auf die Geister vorbereiten, die sie später auf dem Spaziergang treffen würde.
    »Dein Freund, der Buchhändler, ist da – in Begleitung«, merkte Lindsey an, während ihre Augen zu John Rees und dann zu ihrer Mutter zurückwanderten.
    Honey stützte seufzend den Ellbogen auf den Tresen. »Und dabei hatte ich so gehofft, ich würde die Gelegenheit bekommen, ihn bei lebendigem Leibe zu vernaschen.«
    »Lass das bloß nicht Oma hören.«
    »Das wird ihr gar nicht gefallen.«
    »Darauf kannst du wetten.«
    Es war seltsam, aber wenn Gloria Cross den betreffenden Herrn nicht höchstpersönlich ausgesucht hatte, sortierte sie ihn sofort aus der Gruppe möglicher Verehrer für ihre Tochter aus. Seltsam, aber ärgerlich und einfach nur stur. Bei diesem Spiel ging es ihr nämlich eigentlich darum, ihre Tochter auf Trab zu halten, und nicht darum, sie an einen wildfremden Mann zu verlieren, den sie nicht im Griff hatte. Also kamen starke Männer einfach nicht in Frage. Nur die Schwachen wurden in Betracht gezogen.
    Tatsache war auch, dass jeder Mann plötzlich für unpassend erklärt wurde, sobald Honey wirklich Interesse zeigte. Wie zum Beispiel bei John Rees. Es war Honey schon vor langer Zeit in den Sinn gekommen, dass ihre Mutter das für eine Art Hobby zu halten schien. Andere Leute sammelten Briefmarken oder gingen tanzen, sie machte sich auf die Suche nach passenden Verehrern für ihre Tochter. Damit konnte man sich prächtig die Zeit vertreiben.
    Honey erkundigte sich: »Wer ist das Supermodel?«
    Lindsey schaute bei den Reservierungen nach, ließ den Finger über die Seite gleiten, bis sie bei der richtigen Uhrzeit angekommen war. »Mr. und Mrs. Rees.«
    |195| »Oh!«
    Das Restaurant war voll besetzt, und von allen Seiten hagelte es Komplimente für den Koch. Honey wusste, dass sie eigentlich sehr zufrieden hätte sein sollen, weil der Abend so wunderbar lief, aber wegen John Rees war jetzt die Seifenblase geplatzt. Sie war beinahe froh, als die Gäste spärlicher wurden und Mary Jane angetrippelt kam, um zum Gespensterspaziergang gefahren zu werden.
    »Ich hoffe, ich mache Ihnen keine Umstände«, sagte sie und legte Honey die knochigen Finger auf den Arm. Ihre Hand wog kaum mehr als eine Feder.
    »Natürlich nicht«, log Honey, die aus den Augenwinkeln Mr. und Mrs. John Rees beobachtete. Ihre Köpfe berührten sich beinahe über den Tisch hinweg. Sie schienen in ein intensives Gespräch vertieft zu sein, das aber weniger mit Verlangen als mit irgendeinem anderen Thema zu tun zu haben schien. Vielleicht redeten sie über ihre Ehe. Aber genausogut könnten sie sich über die Farbe der neuen Kücheneinrichtung streiten.
    Mary Jane faltete sich auf dem Beifahrersitz zusammen wie vorhin auf dem Stuhl im Restaurant – in drei Teilen: Unterschenkel, Oberschenkel und Oberkörper. Sie hatte sich ein feines graues Häkeltuch um die Schultern drapiert, das vorn von einer Brosche zusammengehalten wurde. Während der ganzen Fahrt schnatterte sie ununterbrochen, berichtete, wie oft Sir Cedric sie in der Abgeschiedenheit ihres Zimmers kontaktiert hatte. Als sie endlich beim Queen Square und am »Francis Hotel« ankamen, war Honey bestens über Sir Cedrics Ehefrauen informiert und wusste, mit welcher von ihnen Mary Jane verwandt war.
    »Mit Fanny«, verkündete sie im Brustton der Überzeugung. »Fanny Millington. Bob the Job hat es tatsächlich geschafft, ein Bild von ihr aufzutreiben. Eigentlich nur eine Skizze, aber man kann doch erkennen, wie gut sie ausgesehen hat. Sie hat Sir Cedric sechs Kinder geschenkt. Seine erste Frau hatte gar keine bekommen. Die war wohl sehr kränklich. |196| Ich denke, wir würden heute sagen, dass Fanny gute Gene hatte.«
    »Und was ist mit der dritten Frau?«, fragte Honey aus purer Höflichkeit. Schließlich kam Mary Jane jedes Jahr mit dem Flugzeug aus Kalifornien angereist.
    »Über deren Gene weiß ich nichts. Anscheinend ist sie mit dem Kutscher durchgebrannt, und die Ehe wurde annulliert.« Sie strahlte über das ganze Gesicht, zuckte mit den knochigen Schultern. »Ist Familienforschung

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