Mord ist schlecht fürs Geschäft
Damals wurde die Wahrheit zwischen Quelle und Ziel manchmal ziemlich verzerrt.«
Honey kniff die Augen zusammen, um die winzige Schrift in der ältesten Zeitung zu lesen, die er ausgestellt hatte. »Es ist ein Wunder, dass überhaupt was angekommen ist.«
John nickte. »Große Schlachten und Ereignisse. So was hat alle erreicht. Mein Vater hat alte Zeitungen aus dem Krieg |242| aufgehoben. Ab und zu hat er sie wieder hervorgeholt und gelesen, nur um sich daran zu erinnern, was er durchgemacht hat.« Johns Stimme klang plötzlich traurig. »Es ist schon toll, wie das Lesen einer alten Zeitung das Gedächtnis anregen kann.«
»Ja«, murmelte sie und versuchte weiter mühsam, die winzigen Buchstaben zu entziffern. »Alte Zeitungen können wirklich … Das ist es!«
John sah das Weinglas, das sie ihm in die Hand gedrückt hatte, fragend an.
»Ich muss weg.«
»Hab ich was Falsches gesagt?«
»Nein! Vielmehr ja!«, stöhnte sie und berührte sein Gesicht leicht mit den Fingerspitzen. »John, hätten Sie es sehr dreist gefunden, wenn ich Ihnen gesagt hätte, dass ich mit Ihnen ins Bett gehen wollte?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Oh, das ist wunderbar. Aber daraus wird im Augenblick leider noch nichts. Ich muss erst noch etwas erledigen. Könnten Sie Ihr Versprechen für mich warmhalten? Ich kann nicht garantieren, dass ich heute Abend noch zurückkomme. Aber ganz bestimmt sehen wir uns bald. Was meinen Sie?«
»Das klingt gut.«
Er sah glücklich aus, als sie ihn auf die Wange küsste. Mehr konnte sie im Augenblick nicht für ihn tun.
Jeder Schritt in Richtung Ladentür tat weh, nicht allein, weil sie nur langsam vorankam, sondern auch, weil hier das Geschäftliche das Vergnügen verdrängte. Sie musste dorthin zurück, wo alles angefangen hatte. Und Uhren hatten nichts damit zu tun.
Sie hörte nicht, dass er ihr folgte. Das sollte sie auch nicht. Das war das Gute daran, wenn man Turnschuhe anhatte. Klar, man kriegte Käsefüße, aber die Leute merkten nicht, wenn man sie verfolgte.
Er sah, wie sie das Handy aus der Tasche zog und eine |243| Nummer eintippte. Sie hielt den Hörer nur sehr kurz ans Ohr, also bekam sie entweder kein Netz oder der Akku war leer.
Er hatte erwartet, dass sie ins Hotel zurückgehen würde. Statt dessen ging sie zu dem Taxistand bei der Abteikirche.
Er fluchte leise und musterte die vielen Leute, die immer noch hier herumschlenderten, ihren Besuch in Bath mit Camcordern und Kameras festhielten. Seine Augen verfolgten sie, wie sie sich durch die Menschenmenge schlängelte, und sahen, wie sie in ein Taxi einstieg.
Eine SMS ging auf seinem Handy ein. Schnell las er die Nachricht. Er wurde gebraucht. Es würde nicht lange dauern. Er würde Honey Driver schon noch einholen.
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|244| Kapitel 30
Lady Pamela Charlborough knipste ihre Gucci-Handtasche zu und nahm all ihren Mut zusammen. Sie drehte sich zu ihrem Gatten um.
»Mein Auto ist kaputt. Mark muss mich zum Flughafen fahren. Ich habe ein Hotel gebucht. Er kann da übernachten.«
Mit wenigen schnellen Schritten war ihr Mann durch das Zimmer zu ihr gelangt, packte ihr Handgelenk mit festem Griff.
Furcht zeichnete das schlaffe Fleisch um die mit Botox aufgespritzten Lippen, als sie sich wehrte. »Hör auf! Hör auf! Du tust mir weh!«
Er packte noch fester zu.
»Das ist gut. Ich will dir weh tun.« Er lächelte bei dem Gedanken, dass sie Schmerzen verspürte, dass das in den Venen gestaute Blut ihr Unbehagen bereitete.
Er lehnte sein Gesicht ganz nah zu ihrem.
»Lass mich los!«
»Schätzchen«, quetschte er zwischen den Zähnen hervor. »Wie kann ich mein kleines Schätzchen gehen lassen, dich, die du das Recht zu haben glaubst, über meinen Besitz zu verfügen, noch ehe ich tot bin, über Dinge, die mir viel wert sind, Dinge, die sich seit vielen Jahren in diesem Haus befinden?«
»Ich brauchte das Geld!«
Jetzt packte Sir Andrew sie mit einer Hand am Hals. Sein Daumen drückte auf ihre Luftröhre. Sie begann zu würgen und zerrte mit beiden Händen an seinen Fingern, die Augen schreckgeweitet.
In der anderen Hand hielt er immer noch den Kognakschwenker. |245| Wie sie sich da wand, erregte ihn. Ihr Mund stand offen. Er wusste, dass sie zu schreien versuchte, aber sie bekam keinen Laut heraus. Dazu hielt er ihren Hals zu fest umspannt. Das Glas zerbrach in seiner Hand. Pamelas Augen waren weit aus dem Kopf getreten, teils weil sie keine Luft bekam, teils aus Furcht.
Nun führte er das schartige Ende
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