Mord mit Gruener Soße
bald merken, dass sie nicht mehr da war und nach ihr suchen. Ihr war mittlerweile eiskalt. Sollte sie ihre Jacke ausziehen, um besser schwimmen zu können? Oder wäre ihr dann noch kälter?
Ihr Herz raste. Verzweifelt drehte sie sich im Kreis. Um sie herum waren nur Stille und Schwärze. Sie hatte keine Ahnung, ob sie in die richtige Richtung schwamm. Wie weit war sie vom Ufer entfernt? Wo war es am nächsten? Wie lange war sie schon im Wasser? Minuten? Eine Stunde? Sie hatte kein Zeitgefühl mehr.
Die Panik drohte sie zu überwältigen. Sollte das hier das Ende sein? Erinnerungen schossen durch ihren Kopf. Logo, Sascha … und Biederkopf … würde sie sie nie wieder sehen? Trauer überkam sie … und Wut. Sie musste in Bewegung bleiben!
Es wurde immer kälter. Ihre Zähne klapperten und sie schluckte immer mehr Wasser. Sie hatte kein Gefühl mehr in den Füßen. Ein Krampf im Oberschenkel ließ sie aufstöhnen.
„ Reiß dich zusammen!“, zischte sie durch zusammengebissene Zähne. „Schwimm weiter!“
Doch ihre Kraft schwand. Sie merkte, wie ihre Bewegungen immer langsamer wurden. Auch ihr Denken verlangsamte sich. Sie trieb in der Schwärze und verlor langsam die Besinnung …
Freitag, Frankfurt
Der Tierpfleger Willibald Krummholz war an diesem Morgen früh im Frankfurter Zoo eingetroffen. Seit über dreißig Jahren arbeitete er hier. Angefangen hatte er als Hilfskraft in der Affenanlage, dann hatte er sich hochgedient, bis er heute, mit fast sechzig Jahren, Cheftierpfleger der Raubkatzen war.
Die Morgenstunden waren ihm die liebsten. Es war noch kühl und der Besucheransturm hatte noch nicht eingesetzt. Um diese Uhrzeit hatte er „seine“ Tiger noch für sich. Später würden sich wieder Schlangen vor dem Gehege bilden. Besonders seit die Tigerin Malea Junge bekommen hatte, waren die Tiere Touristenattraktion und Publikumsmagnet.
Er lief am Gehege vorbei und blickte im Vorbeigehen hinein. Hatten die Tiger noch vor wenigen Jahrzehnten in engen Käfigen gelebt, bewohnten sie heute ein großes, ihrem natürlichen Lebensraum entsprechend gestaltetes Habitat. Ein Teil davon war mit einem Glasfenster abgegrenzt, sodass die Besucher die Tiere direkt und ohne Gitterstäbe anschauen konnten. Der restliche Teil der Anlage war durch einen breiten Graben vom Gehweg abgeteilt. Manchmal, wenn sie sich im Gebüsch versteckten, konnte man das Tigerpärchen gar nicht entdecken. Heute jedoch waren die beiden ungewöhnlich aktiv und spielten vorne am Graben. Stirnrunzelnd trat Willibald näher, konnte jedoch nicht erkennen, was für die beiden so interessant war. Er lief weiter ins Gebäude, bereitete die Fütterung vor und lockte die Tiger hinein. Sehr zögerlich kamen sie, obwohl sie wussten, dass eine Mahlzeit auf sie wartete. Als sie im Innenbereich waren, schloss Willibald von außen die Schiebetür, schnappte sich Eimer und Schippe und ging daran, das Gehege zu reinigen. Vorher wollte er jedoch nachsehen, was die Tiger so beschäftigt hatte. Manchmal flogen Vögel zu tief. Oder er fand einen Regenschirm oder einen Hut im Gebüsch, alles schon vorgekommen. Nicht wenige Zootiere starben an Gegenständen, die verantwortungslose Besucher über die Absperrungen warfen.
Er näherte sich der Stelle, an der die Tiger gescharrt hatten. Etwas Weißes lag da. Rot konnte er auch erkennen. Vorsichtig griff er danach und wischte mit der anderen Hand das anhängende Laub ab. Er riss die Augen auf, schrie erschrocken und ließ das Ding fallen. Bleich sank er auf die Knie und atmete schwer. Mühsam versuchte er ein Würgen zu unterdrücken. Jetzt wünschte er sich so ein neumodisches Ding, ein Handy. Stattdessen rappelte er sich hoch, verließ das Gelände durch das Gebäude und schwang sich auf ein Fahrrad, das an der Außenwand lehnte.
Fünf Minuten später stürzte er ins Büro der Zooverwaltung und keuchte. „Polizei, wir müssen die Polizei anrufen!“ Die Sekretärin starrte ihn entsetzt an. „Warum?“
„ Im Tigergehege liegt ein Fuß!“ Mit diesen Worten fiel er in Ohnmacht.
Lake Powell
Eine eiskalte Welle schwappte in Jennys Gesicht. Sie zwang sich dazu, die Augen zu öffnen. Da, war das ein Licht? Es näherte sich langsam. Die Hoffnung gab ih r nochmal Kraft und sie schrie wie verrückt. Mit letzter Kraft hob sie die Hand und winkte, obwohl niemand sie in der Dunkelheit sehen konnte. Das Licht stellte sich als Scheinwerfer heraus, der über das Wasser schwenkte. Eine Ewigkeit später glitt er endlich über
Weitere Kostenlose Bücher