Mord mit Gruener Soße
sie. Sie winkte und rief wie besessen. Erst wanderte das Licht weiter, dann kam es jedoch zurück und erfasste sie. Rufe ertönten. Das Boot kam näher und Menschen beugten sich über die Reling. Ein Rettungsring wurde ihr zugeworfen, doch sie vermochte kaum danach zu greifen.
Es war nicht ihr Ausflugsboot, sondern ein kleines schnelles Boot der Wasserrettung. Zu ihrem Glück war die Ausflugs-Fahrt fast zu Ende gewesen, als sie ins Wasser stürzte. Beim Anlegen stellte man fest, dass sie nicht an Bord war und verständigte umgehend die Wasserrettung. Mehrere Boote machten sich auf die Suche nach ihr. Trotzdem war sie insgesamt fast eine Stunde im See getrieben. Die Männer halfen ihr an Bord, gaben ihr trockene Kleidung und etwas Warmes zu trinken. Nur mit ihrer Hilfe konnte sie auf eigenen Füßen stehen.
Zehn Minuten später legten sie an. Markus stand am Steg und rang buchstäblich die Hände. „Jenny, meine Güte, ich hab mir solche Sorgen gemacht. Was ist denn bloß passiert?“
Ein uniformierter Mann trat dazwischen. „Ich glaube, die Dame muss erst einmal ins Krankenhaus.“
Jenny wandte sich ihm zu. „Bitte nicht. Ich fühl mich gut. Bringen Sie mich ins Hotel.“
Er blickte besorgt. „Das geht nicht. Schon aus versicherungstechnischen Gründen. Sie müssen sich wenigstens untersuchen lassen.“
Sie nickte ergeben. „Wenn´s sein muss.“
Markus kam mit . „Ich hab dich beim Essen noch gesehen, aber dann warst du plötzlich weg und kamst nicht wieder.“
„ I ch weiß auch nicht. Ich hab an der Reling gestanden. Nur irgendwie war da an einer Stelle keine Reling. Und es war absolut dunkel. Dann hab ich plötzlich einen Stoß bekommen.“
„ Einen Stoß? Du meinst, absichtlich?“ Er klang ungläubig. Sie rieb sich die Stirn. Ihr war immer noch schwindelig und in ihrem Kopf herrschte Durcheinander. „Schwer zu sagen. Könnte auch sein, dass mich jemand versehentlich angerempelt hat. Aber warum hat er mir dann nicht geholfen?“
„ Vielleicht hat derjenige gar nicht mitbekommen, dass du ins Wasser gefallen bist.“
Jenny nickte. „Vielleicht ein Betrunkener. Warum sollte mich jemand absichtlich schubsen?“ Sie dachte an den Brief. Aber der wurde ihr doch in Deutschland in den Koffer geschmuggelt. Oder nicht?
„ Auf jeden Fall muss geklärt werden, wie das geschehen konnte.“, empörte sich Markus. „Das Boot muss sicher sein. Sowas darf nie wieder vorkommen.“
Sie nickte nur. Und war unglaublich müde.
Markus schaute sie unsicher an. „Kannst du morgen mitfahren? Oder willst du dich erst mal erholen?“
Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Natürlich fahre ich mit. Ich hoffe nur, das dauert nicht zu lange im Krankenhaus. Ich bin so müde.“
„ Wir fahren später los“, versprach Markus. „Das verstehen alle, wenn wir den einen oder anderen Programmpunkt kürzen oder ausfallen lassen.“ Sie nickte dankbar.
Im Krankenhaus kam sie unerwartet schnell an die Reihe. Eine offensichtlich überarbeitete Ärztin untersuchte sie kurz und gab das Okay für die Weiterreise.
Markus hatte im Wartezimmer ausgeharrt und brachte sie zurück ins Hotel. An der Bar saßen Johann und Kevin und erwarteten sie. Beide standen auf und kamen ihnen entgegen. Der ruhige Kevin ergriff zuerst das Wort. „Jenny, was machst du für Sachen? Alles in Ordnung mit dir?“
Sie nickte. „Ich bin nur unheimlich müde. Ich geh gleich auf mein Zimmer.“
Sie verabschiedete sich von den drei Männern und lief durch den Innenhof. Als sie sich umdrehte, sah sie Walli ins Hotel kommen. Ganz entgegen ihrer sonstigen Gewohnheiten machte sie einen Bogen, wie um nicht von den anderen Mitgliedern der Reisegruppe gesehen zu werden und verschwand Richtung Seitentrakt, wo ihr Zimmer lag. Stirnrunzelnd ging Jenny weiter. Egal. Sie hatte andere Sorgen. Immer wieder ging ihr der Moment, als sie ins Wasser gestoßen wurde, durch den Kopf. Konnte es wirklich sein, dass jemand sie absichtlich gestoßen hatte? Sie war zu müde, um klar zu denken, und fiel einfach nur ins Bett.
Die Erschöpfung sorgte dafür, dass sie sofort einschlief . Dass sich um vier Uhr früh der Griff ihrer Zimmertür drehte, merkte sie nicht. Erst gegen Morgen erwachte sie, lag noch einige Zeit im Bett und grübelte.
Beim Frühstück musste Jenny noch einmal erzählen, was am Abend zuvor geschehen war. Alle drückten ihr Mitgefühl aus. Niemand konnte sich vorstellen, wie das passieren konnte und natürlich war niemand zu der entsprechenden Zeit auf
Weitere Kostenlose Bücher