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Mord mit Gruener Soße

Mord mit Gruener Soße

Titel: Mord mit Gruener Soße
Autoren: Andrea Habeney
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überlief sie ein Schauder.
    „ Liebling“, begann er mit samtweicher Stimme. „Endlich. Du glaubst nicht, wie ich dich vermisst habe.“
    Jennys Gedanken rasten. Was plante er? Wie sollte sie damit umgehen? Rede mit ihm, befahl sie sich.
    „ Hast du deshalb versucht, mich umbringen zu lassen?“
    Unwillig runzelte er die Stirn. „Das habe ich mitnichten. Hätte ich das gewollt, wärst du jetzt tot.“
    „ Wie in Kanada?“
    Wieder das charmante Lächeln, das Jenny einmal so viel bedeutet hatte. Jetzt sah sie es als pure Maske.
    „ Ach Kanada. Das war etwas anderes. Du wolltest mich verraten. Dabei war unsere Zeit dort so schön. Besonders die Nächte, erinnerst du dich noch?“
    „ Nein“, antwortete sie schroff. „Warum wolltest du mich sehen?“
    „ Spielverderber. Warum hast du es so eilig? Früher haben wir endlose Gespräche geführt. Das fehlt mir. In Einzelhaft gibt es nicht viel Unterhaltung.“
    Jenny versuchte es mit einer anderen Taktik. „Vielleicht kann ich dafür sorgen, dass die Isolationshaft aufgehoben wird, wenn du uns hilfst.“
    Er legte den Kopf zurück und lachte herzlich. „Jenny, Jenny, meinst du, ich will mit diesen Kretins verkehren? Nein, ich will, dass du mich besuchst.“
    Während er sprach, betrachtete Jenny ihn. Sie sah die Falten um Augen und Mund und sein dünn gewordenes Haar. Jetzt endlich sah sie auch die Leblosigkeit seiner Augen. Warum hatte sie ihn damals nicht durchschaut? Nicht erkannt, was sich wirklich hinter seiner charmanten Schale verbarg?
    Ihre Panik, die sie bisher nur mühsam unterdrückt hatte, ließ nach. „Hör auf mit mir zu spielen“, sagte sie kalt. „Hilf uns oder lass es! Mich wirst du nie wiedersehen, bis zu deinem Prozess.“
    Neugierig blickte er sie an. Offensichtlich erkannte er die Veränderung. Sein Lächeln verblasste. „Fein, fein, meine kleine Jenny wird erwachsen. Aber immer noch sieht sie nicht, was direkt vor ihr liegt.“
    „ Wie meinst du das?“
    „ Wie ich es sage. Du willst wissen, wer dich umbringen will? Schau dich um. Sie ist ganz nah! Ständig.“
    „ Sprich nicht in Rätseln!“
    Wieder lächelte er kalt. „Denk nach. Ich habe dir genug geholfen. Ein bisschen musst du schon selbst tun. Möge der bessere gewinnen.“
    Sein Gesichtsausdruck besagte deutlich, dass das Gespräch für ihn beendet war.
    Jenny wandte sich um und gab durchs Fenster das Zeichen, sie hinauszulassen. Draußen nahm Biederkopf sie in seine Arme. Sie zitterte wie Espenlaub. Einen Moment ließ sie sich fallen, dann straffte sie sich.
    „ Mir geht’s gut. Aber was fangen wir damit an?“
    „ Lassen Sie uns sofort fahren, an diesem Ort hält man es nicht lange aus.“
    Auf der Autobahn Richtung Frankfurt rasten Jennys Gedanken. Ihr war schlecht. Was meinte ER mit ständig nah? War das im übertragenen Sinn gemeint? Jemand, der ihr nahe stand, oder jemand, der sich in der Umgebung aufhielt? Eine Nachbarin? Oder vielleicht jemand, der ihr folgte? Wo hielt sie sich am häufigsten auf? Ihr wurde schwindlig. Während ihrer Beziehung hatte Gascon sie immer wieder aufgezogen, dass das Präsidium ihr eigentliches Zuhause sei und sie da mehr Zeit verbrächte als sonst wo. Ihr kam ein Verdacht. Sie glaubte zu wissen, wovon Gascon gesprochen hatte. Sie schlug die Hände vors Gesicht.
    Biederkopf warf ihr ununterbrochen besorgte Blicke zu. Zweimal versuchte er, mit ihr zu sprechen, aber sie blockte ab. „Ich muss nachdenken.“
    Jetzt setzte er den Blinker, um auf den nächsten Rastplatz abzubiegen.
    Jenny blickte auf. „Nein, es geht schon. Wir müssen zurück, Ich glaube, ich weiß, wo wir Irmtraud finden.“ Den Rest der Fahrt schwieg sie.
    In Frankfurt folgte sie dem Staatsanwalt in ´s Büro und schloss die Tür. Entschlossen ergriff sie das Wort. „Ich glaube, Gascon meint das wörtlich, dass Irmtraud in meiner Nähe ist. Wenn sie hier arbeitet, würde das alles erklären! Sowohl, wie sie an ihre Informationen kam, als auch, wie sie die Briefe in mein Büro hat schmuggeln können. Ebenso, wie sie meine Privatadresse erfahren hat. Sogar an meinen Schlüssel konnte sie so herankommen, ich lasse ihn oft genug hier im Büro liegen.“
    Biederkopf blieb einen Moment still. „Unvorstellbar. Sie meinen also wirklich, sie könnte hier im Präsidium arbeiten? Ohne, dass Sie sie erkannt haben?“
    „ Sie haben es selbst gesagt. Es gibt Abteilungen, in denen ich noch nie war. Und wenn sie auf dem Flur an mir vorbei liefe … ohne Verkleidung würde ich sie
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