Mord mit Gruener Soße
nicht, seinen Namen auszusprechen, du Schlampe! “ Sie hatte sich nach vorne geworfen und den Stuhl fast umgestürzt. Jetzt ließ sie sich zurückfallen.
Jenny war zwar perplex, beugte sich aber vor und bohrte nach. „Wie stehen Sie zu ihm? Er hat Sie nie erwähnt!“ Lenards Gesicht verzerrte sich zu einer hässlichen Fratze. „Erwähnt? Er hat mich geliebt. Dich hat er nur benutzt und ich habe ihm geholfen. Von Anfang an!“ Sie verstummte und atmete schwer.
Biederkopf stand auf und winkte Jenny nach draußen. Vor der Tür wandte er sich an sie. „Es wäre besser, wenn Sie nicht beim Verhör anwesend wären. Es war ein Fehler, Sie dabei sein zu lassen.“
„ Aber“, begann Jenny , „ich scheine sie zu provozieren. Sie sagt dann vielleicht mehr.“
„ Aber was sie sagt, hat vor Gericht keinen Bestand. Der Fall muss wasserdicht werden.“
J enny verzog ärgerlich das Gesicht. „Verstehe. Aber es gefällt mir nicht.“
Biederkopf hob wenig mitfühlend die Schultern und nickte zur nächsten Tür. „Hören Sie vom Nebenraum aus zu.“ Er wandte sich um, öffnete die Tür und verschwand wieder im Zimmer.
Jenny blieb nichts anderes übrig, als ins Nebenzimmer zu gehen. Sie stellte sich hinter die Einwegscheibe und schaltete den Lautsprecher an. Marie-Christine Lenard hatte sich wieder beruhigt.
Biederkopf spielte während der Vernehmung mit einem Stift, den er aus der Brusttasche genommen hatte. „Erzählen Sie mir von sich und Gascon.“
Sie fing an zu lächeln. „Er ist toll, etwas ganz Besonderes. Es war Liebe auf den ersten Blick bei uns beiden. In einem Internet-Chat haben wir uns kennengelernt, so einem für Polizeibedienstete. Dann haben wir uns bei ihm zu Hause getroffen. Er sagte, er hat mich gesehen und es war um ihn geschehen.“
„ Aber“, begann Biederkopf stirnrunzelnd, „dann hat er eine Beziehung zu Frau Becker angefangen?“
„ Ja“, zischte sie wütend. „Mit der Schlampe. Er hat es mir erklärt. Er musste mit jemandem zusammen sein, der direkten Anteil an den Ermittlungen gegen ihn hatte. Ich hab ihm sogar geholfen sie auszusuchen.“
„ S ie wussten, dass er ein Mörder war?“
„ Mörder? Das waren doch alles … Die mussten aus dem Weg. Wertloser Abschaum!“
„ Abschaum?“
Sie n ickte heftig. „Seine Frau … die wusste gar nicht, was sie an ihm hat. Wollte ihn verlassen! Der Junge hat ihn bestohlen. Ihn! Alle waren sie Abschaum.“
Biederkopf nickte und Jenny ballte hinter der Scheibe die Hände so fest zusammen, dass es wehtat.
„ Und dann? Was war, als er mit ihr nach Kanada fuhr?“
„ Er hat mir gesagt, dass er sie dort tötet. Aber dann hat sie ihn fast umgebracht! Und er musste ins Gefängnis.“ Die letzten Worte heulte sie fast.
Biederkopf wartete einen Moment, bis sie sich beruhigt hatte und wieder sprechen konnte. „Und die Briefe?“
„ Er hat alles genau geplant. Ich hatte exakte Anweisungen, wann ich welchen Brief bei ihr deponieren sollte, falls ihm etwas passiert. Ich hatte den Schlüssel zu einem Schließfach, das ich nur öffnen durfte, falls er stirbt oder ins Gefängnis muss. Sehen sie, wie er mir vertraut hat?“
„ Sie hatten also keinen K ontakt mehr zu ihm?“
Sie schluchzt e. „Gar keinen. Ging ja nicht. Und Sie ist schuld!“, schrie sie und versuchte aufzuspringen.
„ Setzen Sie sich!“ Seine Stimme war scharf und sie reagierte überraschenderweise. „Warum wollten Sie Frau Becker umbringen?“
„ Es ging immer nur um sie, sie, sie!“ Sie kreischte jetzt hysterisch. „Ich kann es nicht mehr hören. Mich wollte er belohnen, mich wollte er heiraten, stattdessen kam sie. Nie war ein Brief für mich dabei. Immer nur ihr Name stand drauf. Sie stand zwischen uns und würde immer zwischen uns stehen. Kapieren Sie das? Ich hab‘s nicht mehr ausgehalten!“ Schlagartig wurde sie ruhig und lächelte.
Jenny lief eine Gänsehaut über den Rücken.
„ Ich wusste alles. Kann ja Ihre Telefongespräche mithören.“ Sie runzelte die Stirn. „Als Sie ihn im Untersuchungsgefängnis haben isolieren lassen. Das war nicht nett!“ Sie lächelte wieder. „Und als Sie den Urlaub umgebucht haben. Es war ganz einfach, einen Platz in der Reisegruppe zu bekommen. Früher habe ich mal geschauspielert. Ich kenne mich gut mit Masken aus. Ich dachte, Johann könnte mir helfen, aber er war nur für eines gut. Da musste ich mir selbst helfen.“ Sie grinste selbstgefällig. „Blöd nur, dass wir nie allein waren. In Las Vegas hätte es fast
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