Mord mit kleinen Fehlern
Kater'' nennen, wie?« Anne lachte. Sie und Mel waren offenbar neu getauft worden. »Sehr gern.«
»Komm schon, Vita. Lass uns für Annas Kater etwas Milch besorgen.« Mr. DiNunzio schlurfte aus dem Wohnzimmer, Mel immer noch im Arm. »Kommt Mädchen. Anna. Komm und iss etwas. Hast du schon gegessen, Mare?«
»Nein, noch nicht. Füttert uns endlich, Pop. Wir sind schließlich schon ganze fünf Minuten hier.« Mary umarmte ihre Mutter auf dem Weg in die Küche. »Was ist los, Ma? Liebst du mich nicht mehr?«
»Freches Mädchen!«, schimpfte ihre Mutter mit leisem Glucksen. Sie drehte sich um und nahm Anne bei der Hand. Gemeinsam gingen sie durch das unbeleuchtete Esszimmer und traten in eine kleine, helle Küche. Der Duft frisch gekochten Kaffees und einer dampfenden Tomatensoße stieg Anne in die Nase. Mrs. DiNunzio eilte zum Herd und rührte die Soße mit einem abgesplitterten Holzlöffel.
Anne trat hinter sie. »Brauchen Sie Hilfe, Mrs. DiNunzio?«, fragte sie und schnupperte in den Topf. Der reiche Duft von gekochten Tomaten und Knoblauch ließ sie merken, wie hungrig sie war. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie das letzte Mal etwas gegessen hatte, und gute Hausmannskost wie hier hatte sie überhaupt noch nie gehabt. Die Tomatensoße war dick und rot, ungleichmäßig große Fleischbällchen hüpften unter der Oberfläche, und Würstchen, die sich an den Enden einrollten, wurden von dem sanften Rühren des Holzlöffels nach oben getrieben. Anne versuchte, das Rezept zu erraten, aber es musste in den Genen verborgen sein.
»Du dich setzen, Anna, setzen!« Mrs. DiNunzio scheuchte sie mit dem Löffel von sich.
Mary packte Anne am Arm. »Lass dir das nicht einmal im Traum einfallen, ihr zu helfen, Anne, sonst verhaut sie dich mit dem nächstbesten Kochlöffel. Meine Mutter ist überaus territorialbewusst. Es ist ihre Küche, stimmt's, Pop? «
»Stimmt, mein Püppchen. Und wenn ich hier fertig bin, setze ich mich auch.« Mr. DiNunzio war zum Kühlschrank gegangen, der mit Fotos übersät war, zog einen gewachsten Milchkarton heraus und goss etwas in eine Untertasse, die er auf den uralten Linoleumboden vor Mel stellte. Der Kater schleckte sofort los. »Katzen vertraut meine Frau mir an. Alles andere füttert sie selbst. Geh schon, setz dich, Anna.«
Anne wollte gerade zum fünfundfünfzigsten Mal »Danke« sagen, beließ es dann aber doch bei »Ich gebe auf«. Mary und sie setzten sich an den Tisch mit einer goldgetupften Resopalplatte. Eine schwere Lampe aus bernsteinfarbenem Glas hing an einer goldfarbenen Kette über dem Tisch, weiß gestrichene Schränke standen auf der einen Seite des kleinen Raumes, und auf der anderen hingen verblasste Fotos mehrerer Päpste, eines von Frank Sinatra und eine kolorierte Aufnahme von John F. Kennedy. Mit einer Reißzwecke war ein Kirchenkalender an der Wand befestigt, den ein gewaltiges Bild von Jesus Christus mit braunen Löckchen vor einem tiefblauen Hintergrund zierte, den Blick himmelwärts gerichtet. Mentale Notiz: Fang an, etwas anderes als Schuhe anzubeten.
»Anna, Maria, der Kaffee sein fertig.« Mrs. DiNunzio legte den soßenverschmierten Holzlöffel auf eine Untertasse, dann drehte sie das Gas unter dem Topf kleiner. Sie nahm eine eingedellte Edelstahl-Espressokanne von dem anderen Brenner und trug sie zum Tisch, wo sie die dampfende Flüssigkeit in vier Tassen verteilte.
»Danke, Mrs. DiNunzio. Das sieht unglaublich gut aus.« Anne schnupperte das Aroma, das aus ihrer angeschlagenen Tasse hochstieg, und versuchte sich zu erinnern, ob sie jemals gesehen hatte, wie Kaffee auf einem Gasbrenner zubereitet wurde. Es erinnerte an die Zeit, als noch auf einem Holzherd gekocht wurde. Alle anderen tranken ihren Kaffee schwarz, aber Anne tat etwas Sahne und Zucker vom Tisch hinein. Der Kaffee war teuflisch heiß und schmeckte noch besser als Starbucks. »Wau! Der ist köstlich!«, meinte sie verwundert.
»Grazie! Du trinken!« Mrs. DiNunzio ging wieder zum Herd, wo sie die Kaffeekanne abstellte, dann kehrte sie an den Tisch zurück und ließ sich auf einem Stuhl nieder. Sie rührte ihren Kaffee jedoch nicht an, und ihre dunklen Augen waren sorgenvoll getrübt. »So, Anna, die Polizei suchen nach diesem Mann? Nach Mann, der dir will wehtun?«
Mary warf Anne einen Ich-mach-das-schon-Blick zu. »Ja, Ma, und bald ist wieder alles in Ordnung. Mach dir nur keine Sorgen.« Mrs. DiNunzio ignorierte sie, sah Anne weiter mit einer Intensität an, die Anne nicht allein
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