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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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ihrem Plan, aber jetzt ließ er sich nicht mehr ändern. Sie würde die Waffe gesichert zur Hand nehmen, wenn sie sich Kevin gegenüber sah.
    Jetzt sprach eine junge Filmschauspielerin ins Mikro: »Wir halten diese Wahrheiten für ausgemacht, dass alle Menschen gleich erschaffen worden, dass sie von ihrem Schöpfer mit gewissen unveräußerlichen Rechten begabt worden, worunter sind Leben, Freiheit und das Bestreben nach Glückseligkeit ... «
    Anne gewann neuen Mut. Schönere Worte waren niemals geschrieben worden. Sie hatte ein Anrecht auf Glück, Freiheit und Leben. Sie hatte einen großartigen Job, eine nette Nachbarschaft, Freundinnen und eine neue Liebe. Sie hatte ein Anrecht auf all diese Dinge, und Kevin wollte sie ihr wegnehmen. Anne steuerte um eine Familie auf einer Decke herum, legte einem kleinen Jungen ihre Handfläche auf den warmen Scheitel, lief dann weiter, stolperte in der Dunkelheit über, ausgezogene Turnschuhe und Pumps, teilte die Menge, die den prominenten Sprechern wie hypnotisiert lauschte.
    Ein Broadwayschauspieler intonierte: »Sobald eine Regierungsform diesen Endzwecken verderblich wird, ist es das Recht des Volkes, sie zu verändern oder, abzuschaffen, und eine neue Regierung einzusetzen, die auf solche Gegensätze gegründet, und deren Macht und Gewalt solchergestalt gebildet wird, als ihnen zur Erhaltung ihrer Sicherheit und Glückseligkeit am Schicklichsten zu seyn dünket ...«
    Verdammt richtig! Anne tat nichts anderes, als für ihre künftige Sicherheit Sorge zu tragen. Das Sandwich-Zelt lag keine hundertfünfzig Meter vor ihr, und sie suchte die Umgebung nach Kevin ab, während sie sich ihren Weg zum Zelt bahnte. Sie konnte kaum etwas sehen, da mittlerweile die Nacht angebrochen war. Das einzige Licht kam von den altmodischen Straßenlampen neben den Brunnen im Eakins Oval und von den Lasern, die über den Himmel fuhren.
    Ein blondes Nachwuchssternchen bemühte sich um koloniale Empörung: »Die Geschichte des jetzigen Königs von Großbritannien ist eine Geschichte von wiederholten Ungerechtigkeiten und gewaltsamen Eingriffen, welche alle die Errichtung eines absoluten Tyrannen über diese Staaten zum geraden Endzweck haben. Um dies zu beweisen, wollen wir der unparteiischen Welt folgende Facta vorlegen: er hat seine Einstimmung zu den heilsamsten und zum öffentlichen Wohl nötigsten Gesetzen versagt ...«
    Anne pflügte sich ihre Bahn zum Zelt. Kevin entgegen, wie sie hoffte. Auch er hatte sich geweigert, Gesetzen zu folgen. Sie konnte so einfach nicht weiterleben. Sie war nervlich am Ende. Sie hatte einen merkwürdigen Geschmack im Mund, fühlte sich verschwitzt. Ihre Knie waren weich, aber sie kämpfte sich weiter voran.
    Ein distinguierter Oscar-Preisträger erklärte gerade: »Er ist der Verwaltung von Gerechtigkeit verhinderlich gewesen, indem er seine Einstimmung zu Gesetzen versagt hat, um gerichtliche Gewalt einzusetzen ...«
    Die Litanei der Ungerechtigkeiten setzte sich fort, und für Anne hatte sie nicht der König von England begangen, der war nur ein Synonym. Schnappe den Schurken und sperre ihn für immer weg. Verschaffe dir und Willa Gerechtigkeit.
    »Entschuldigen Sie bitte «, sagte Anne zu einem Mann, der ihr im Weg stand. Ihr Zorn auf die dicht gedrängte Menge wuchs. Kevin war irgendwo hier draußen, das wusste sie. Sie konnte ihn spüren, eine dunkle Schwingung. Sie reckte den Kopf hoch, damit er sie sehen konnte.
    Noch dreißig Meter, dann zwanzig. Das Sandwich-Zelt lag direkt vor ihr. Anne hetzte voran, unbeeindruckt von der Menge, rempelte die Leute an, die ihr im Weg standen. Sie hörte das Stimmengewirr im Sandwich-Zelt, roch das Gemisch aus Gewürzen und gebratenem Fleisch, Zigarettenrauch und Bierdunst.
    Anne gelangte zur Schlange am Ausgang des  Sandwich-Zeltes, reihte sich ein und versuchte, so auszusehen, als hätte sie Spaß. Ihre Hand hatte sie fest um die Beretta geschlossen, während sie die Menge inspizierte. Von der Schlange vor dem Zelt aus hatte sie einen besseren Überblick. Alle standen mit dem Gesicht zur Bühne, gafften, wiesen mit den Fingern, machten Fotos. Sie betrachtete so viele Gesichter wie möglich, studierte Gesichtszüge unter Philly-Mützen, Schaumstoffkronen, Ballonmützen und Hüten mit Miniaturausgaben der amerikanischen Flagge. Niemand bewegte sich, mit Ausnahme der Leute, die zum Sandwich-Zelt unterwegs waren.
    Die Lesung ging weiter: »Indem wir derohalben, als Repräsentanten der Vereinigten Staaten von America, im

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