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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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Linie der Entschlossenheit. Anne spürte, wie ihr Herz pochte.
    Sie sah zu den Cops hinein. Sie standen noch immer neben der Bargeldtonne in Position. Anne überlegte kurz, ob sie zu ihnen laufen und sie auf Kevin aufmerksam machen sollte, aber sie war nicht sicher, ob sie sie schnell genug überzeugen konnte, bevor er sich aus dem Staub machte oder vielleicht jemanden verletzte. Sie hatte eine bessere Idee. Sie würde sich von hinten anschleichen, Kevin die Waffe in den Rücken bohren und ihn dann zu den Polizisten dirigieren. Sobald sie sich erfolgreich angeschlichen hätte, könnte sie um Hilfe rufen. General George Washington, der nur knapp über hundert Meter entfernt auf seinem Bronzepferd ritt, wäre stolz auf sie gewesen.
    Krawumm ! Die Luft roch nach Rauch.
    Wenig später hatte Anne das Zelt umrundet und pirschte sich von hinten an Kevin heran. Gleich hatte sie ihn. Sie stand beinahe hinter ihm, zwischen sich nur eine Hand voll in den Himmel starrende Menschen. Nur noch zehn Meter. Dann sechs. Drei.
    Anne pochte das Blut in den Ohren. Sie packte den Griff der Beretta so fest, dass sich die Rillen in ihre Handflächen pressten. Ihre Hand zitterte, aber das ignorierte sie. Bumm! Palmen aus Feuerwerkskörpern funkelten grün am Himmel, und die Menge lachte. Sie war Kevin jetzt so nah, dass sie die Unebenheiten auf seinem Kopf erkennen konnte. Eine Gruppe übermütiger Teenager tanzte noch zwischen ihnen; sie trugen blaue Footballjacken, winkten mit Heinekens-Flaschen in der Hand und gaben mit ihren Zigarren an.
    Peng ! Peng ! Feuerwerkskörper schossen wie rote Pompoms über ihren Köpfen in die Höhe und explodierten zu rot glitzernden Herzen. Die Teenager jubelten, hoben ihre grünen Bierflaschen, und Anne fädelte sich durch sie hindurch. Der Zigarrenrauch wehte in Richtung Kevin, umhüllte seinen Kopf.
    Anne stählte sich. Ihr Herz schien stehen zu bleiben. Sie fühlte sich seltsam, gleich einer ganz anderen Person, wie jemand, der tapferer war als sie selbst. Langsam zog sie die Beretta aus ihrer Tasche.
    Knall! Knall! Ein Rudel weißer Lichter detonierte so hektisch, dass die Teenager begeistert johlten. Anne war schon fast an ihnen vorbei, als Kevin sich in Bewegung setzte und auf das Zelt zuging. Noch besser. Dann hatte sie ihn dort, wo sie ihn haben wollte. Die beiden uniformierten Streifenbeamten standen noch an der Bargeldtonne, ihre blauen Mützen hoben sich umrissartig vor dem Licht im Zelt ab. Die Zeit war gekommen. Los geht's. Sie zog ihre Beretta und hielt sie neben ihrer Hüfte.
    »He, du Hübsche, wohin so schnell?«, wollte einer der Footballjünglinge wissen. Er stellte sich ihr in den Weg, blockierte ihr die Sicht auf Kevin.
    »Aus dem Weg, bitte!« Anne wollte ihm ausweichen, aber er packte sie am Arm und wirbelte sie so schnell herum, dass sie beinahe die Waffe fallen ließ.
    »Warum so eilig, Schätzchen? Willst du dir nicht mit mir das Feuerwerk ansehen?«
    »Lass mich in Ruhe!« Anne riss sich los und rannte an ihm vorbei.
    Aber Kevin stand nicht mehr dort, wo er sich noch vor einem Augenblick befunden hatte. Sie sah sich panisch um. Er war verschwunden. Eingetaucht in die Menschenmenge vor ihr, die zu dem Feuerwerk aufsah. Hatte sie ihn etwa verloren? Nein!
    Anne mischte sich in das Gedränge um das Zelt. Sie durfte Kevin nicht verlieren, nicht jetzt. Sie musterte die Menschen um sich herum, aber er war nicht da. War er auf die andere Seite der Schlange gegangen, wie sie es getan hatte? Sie ließ die Beretta wieder in die Tasche ihres Kleides gleiten.
    Kra-WUMM! Kra-WUMM! Silberne Streifen zogen sich über den Himmel. Das Feuerwerk näherte sich dem großen Finale. Kra-WUMM! Kra-WUMM! Der Himmel schien in einer Schnellfeuerdetonation zu explodieren. Kra-WUMM! Kra-WUMM!
    Anne eilte zum Zelt, suchte überall nach Kevin. Nach seinem kahl geschorenen Kopf, seinem schwarzen T-Shirt. Die Menschen standen wie festgewurzelt und jubelten. Kein Kevin. Anne hätte vor Enttäuschung am liebsten aufgeschrien. Sie dachte fieberhaft nach. Zeit für Plan B. Sie hatte Kevin aus den Augen verloren, aber er würde sich ihr nicht entziehen können. Sie drehte sich um und sah zu den Cops. Jetzt würde sie es ihnen sagen. Sie würden Verstärkung rufen. Kevin konnte nicht weit gekommen sein.
    Plötzlich wurde Anne von hinten gepackt, ihr rechter Arm auf den Rücken gerissen. Sie wollte schreien, als sie eine heiße Stimme an ihrem Ohr, an ihrer Wange vernahm.
    »Wenn du schreist, stoße ich dir ein Messer

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