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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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General-Congreß versammelt, uns wegen der Redlichkeit unserer Gesinnungen auf den allerhöchsten Richter der Welt berufen, so verkündigen wir hiermit feyerlich, und erklären, im Namen und aus der Macht der guten Leute dieser Colonien, dass diese Vereinigten Colonien freye und unabhängige Staaten sind und von Rechtwegen seyn sollten ...«
    Sie war ein gutes Stück in der Schlange vorangekommen, aber Anne konnte noch nicht in das Zelt hineinsehen. Wann war die Unabhängigkeitserklärung eigentlich zu Ende? Sie hatte die Abfolge nicht mehr im Kopf. Das Feuerwerk würde gleich im Anschluss beginnen. Wann würde Kevin zuschlagen? Ihr Herz pochte schneller. Sie fühlte sich ausgeliefert, verletzlich, trotz der vielen Menschen. Wo waren die Cops?
    Die Schlange bewegte sich jetzt schneller vorwärts, und Anne erhaschte auch einen Blick in das Zelt hinein. Eine Armee aus Menschen, vielleicht fünfzig, in weiße Uniformen gekleidet und mit Papierschiffchen mit  Stars-and-Stri pes-Muster auf dem Kopf, teilte in Windeseile die Riesensandwiches aus, sammelte jeweils einen Dollar ein und warf das Geld in eine Tonne, deren Inhalt dem Kinderkrankenhaus gespendet werden sollte. Zwei Cops standen hinter der Tonne, die Arme in den kurzärmeligen Sommeruniformen verschränkt. Großartig!
        Die Verlesung der Unabhängigkeitserklärung schien langsam zum Ende zu kommen. »Und zur Behauptung und Unterstützung dieser Erklärung verpfänden wir, mit festem Vertrauen auf den Schutz der Göttlichen Vorsehung, uns unter einander unser Leben, unser Vermögen und unser geheiligtes Ehrenwort. «
    Die Menge applaudierte und jubelte. Auch die Polizisten drehten sich um und klatschten, ebenso wie die Menschen in der Sandwichschlange. Ausgelassenheit breitete sich unter den Leuten aus, alle freuten sich auf das Feuerwerk. Der Lärm war ohrenbetäubend, aber Anne ließ sich nicht ablenken. Denn dort drüben, jenseits des Meeres aus Köpfen, stand ein einzelner Mann, der nicht klatschte. Ihr Blick richtete sich unverzüglich auf ihn.
    Er war groß und trug ein dunkles T-Shirt. Sie erkannte seine Kopfform, obwohl er sich jetzt den Schädel kahl rasiert hatte. Sein geschorener Kopf schimmerte bleich im Licht der Straßenlaterne. Sein Gesichtsausdruck wirkte entschlossen, seine Schultern muskulös und durchtrainiert. Plötzlich drehte er sich zum Zelt, und ein Strahl blutroten Lichtes durchschnitt sein Gesicht, erhellte es.
    Der Mann war Kevin Satorno. Und es wurde Zeit für Annes ganz persönliche Unabhängigkeitserklärung.

29

      Bumm !   Eine weiße Chrysantheme explodierte zu voller Blüte und verblasste im Nachthimmel zu einem funkelnden Skelett über dem Art Museum. Die  
      Menge rief Oooh und Aaah und klatschte. Die Explosion hallte in Annes Herzen wider, aber sie hielt den Blick fest auf Kevin gerichtet, damit sie ihn nicht    aus den Augen verlor. Sein rasierter Schädel war auf den Zelteingang gerichtet. Er hielt nach ihr Ausschau.
         Anne  unterdrückte einen Schauder und ließ ihre Hand in die Tasche gleiten. Ihre Finger fanden den Griff der Beretta, warm von der Hitze ihres  
      Körpers. Sie zwang sich, Ruhe zu bewahren, scherte rechts aus der Schlange aus, so dass die Schlange zwischen ihr und Kevin lag. Alle sahen zum  
      Feuerwerk auf, außer ihm. Sie würde sich von hinten an ihn heranschleichen müssen.
    Feuerwerkskörper schossen zischend in die Luft, explodierten mit lauter Erschütterung, breiteten sich über den Himmel aus, zerbarsten zu einer glitzernden roten, weißen und blauen Gischt. Sie hinterließen sengende weiße Lichter, die wie brandstiftende Feen in der Luft hingen und mit einem Donner detonierten, bei dem sich die kleinen Kinder die Ohren zuhielten.
    Anne blieb in Bewegung. Sie ging langsam die Schlange entlang, um in ihrem weißen Kleid nicht Kevins Aufmerksamkeit zu erregen. In der Nacht stach ihr Kleid förmlich heraus. Gott sei Dank hatte sie ihn zuerst gesehen. Kra-wumm! Krawumm! Mit kakophonem Zischen gingen die Feuerwerkskörper los. Heulende Schnörkel in Rot, Grün und Blau erhoben sich spiralförmig ins Firmament. Die Farben tönten die Gesichter der Umstehenden, dann senkte sich wieder Dunkelheit über sie.
    Anne war jetzt bei dem Zelt, das sie auf der Rückseite umrunden wollte. Die Menschen standen reglos, fasziniert von der Show am Himmel. Kevin drehte den Kopf, suchte die Schlange nach ihr ab. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen. Sein Mund war eine zusammengepresste

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