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Mord mit kleinen Fehlern

Titel: Mord mit kleinen Fehlern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Scott
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bin ich viermal die Woche auf den Schießübungsplatz gegangen. Nach einem Jahr konnte ich ein Stück Papier erschießen und fühlte mich dadurch sehr viel besser.«
    »Meine Güte, du bist eine interessante Person, Murphy.« Mit einem schiefen Lächeln ließ Bennie ihren Revolver wieder in die Bademanteltasche gleiten. »Ich wollte dich nur wissen lassen, dass eine Waffe im Haus ist - und sie ist geladen. Wir sind sicher. Ich bewahre sie in meinem Nachttisch auf.«
    »Warum lässt du sie nicht hier bei mir?«
    »Das ist keine so gute Idee. Ich lasse sie lieber in meinem Nachttisch.« Bennie drehte sich zum Computermonitor und betrachtete ihn aus geschwollenen Augen. »Warum machst du mit dieser Suche weiter, wo du doch eigentlich längst im Bett liegen solltest? Was wäre denn, wenn Dietz vorbestraft ist?«
    »Das würde sich im Kreuzverhör gut machen, um die  Glaubwürdigkeit des Zeugen ein wenig zu erschüttern.«
    »Stimmt, aber ich weiß nicht, was dir das bringen soll. Wenn nötig, können wir Lou nach den Feiertagen auf ihn ansetzen. Aber Bill Dietz ist im Chipster-Fall nicht dein  Feind. «
    »Ich weiß. Seine Frau ist der Feind.«
    »Falsch. Du bist die Anwältin. Dein Gegenspieler ist der  Anwalt der Gegenseite, Matt Booker. «
    »Natürlich.« Anne gelobte sich auf der Stelle, Bennie nichts von ihren Gefühlen für Matt - und umgekehrt - zu erzählen. »So ist es.«
    Bennie drückte Annes Schulter. »Tu mir einen Gefallen und geh schlafen. Dich treibt nur noch das Adrenalin an, und morgen ist ein wichtiger Tag für dich. Und jetzt Gute Nacht. « Sie drehte sich um und schlurfte schniefend hinaus. Bear klick-klickte hinter ihr den Flur entlang.
    Anne holte tief Luft und setzte ihre Suche fort. Sie eliminierte 302 bis 39 7 und hoffte stets wider allen Anschein, dass die nächste Nummer ih r Bill Dietz sein würde. Mit einem tiefen Seufzer klickte sie den letzten Eintrag an und fühlte sich wie bei einem Würfelspiel. Auf dem Bildschirm stand: William Dietz, geboren am 15. März 1980 in Cochranville, Pennsylvania. Mittelschwere Straftat/Diebstahl.
    »Nein!«, rief Anne laut und aus vollem Herzen. Wieder nichts. Mel hob rasch mit angelegten Ohren den Kopf.
    Plötzlich fühlte Anne sich verloren. Sie hatte sich geirrt. Bill Dietz war nicht vorbestraft. Er war einfach nur ein eifersüchtiger, beschützender Ehemann, der kein Verbrechen begangen hatte, nicht einmal eine mittelschwere Straftat. Sie fühlte sich dumm, nutzlos und völlig leer, leer an Energie und an Emotionen. Nichts lief richtig. Sie war zu erschöpft, um zu denken. Der Tag war zu verrückt gewesen.
    Anne stand auf, schaltete die Schreibtischlampe aus, schlüpfte aus ihrem Rock und glitt im T-Shirt zwischen die Laken auf dem Bett. Nach einer Weile wurde es leise im Haus, bis auf das laute Schnarchen aus Bennies Schlafzimmer am anderen Ende des Flurs. Anne nahm an, dass es vom Hund kam, und hoffte, dass Bennie wegen ihr nicht noch richtig krank wurde. Am Fußende des Bettes drehte sich Mel ein paarmal, dann rollte er sich neben Annes Füßen ein, ganz wie zu Hause. Aber es fühlte sich nicht wie zu Hause an. Sie würde niemals mehr nach Hause können. Anne lag im Dunkeln und hatte plötzlich das Gefühl, nirgendwohin zu gehören, zu keinem Menschen zu gehören. Sie hatte ihren Kontext verloren. Es war genau so, wie Bennie in ihrer typischen Direktheit gesagt hatte: D u kannst nirgend s hin.
    Anne schloss die Augen, versuchte, klar zu denken, und nach einer Minute gesellte sich zu dem Schnarchen vom anderen Ende des Flurs noch der Lärm von der Straße. Autos hupten, Menschen lachten und johlten, Knallfrösche gingen hoch. Irgendwo musste eine Party geendet haben, oder sie hatte den Lärm vorher einfach nicht gehört. Sie zog das Kissen über den Kopf, aber das half auch nicht. Es war nicht ihr Bett, und sie vermisste ihr eigenes Kissen mit dem eingewebten Bild, auf dem Lucy Desi küsste, eine Szene aus ihrer Lieblingsserie.
    Anne warf sich auf die Seite und versuchte, nicht an ihr Haus zu denken, nicht an Willa, die dort gestorben war. Und nicht an ihre Mutter, deren Gänseblümchen keinerlei Duft verströmten. Und nicht an Mrs. Brown, die ganz allein über ihren Kreuzworträtselheften saß. Und vor allem nicht an Kevin mit seiner Waffe. Würden sie ihn morgen auf der Trauerfeier schnappen? Es musste ihnen einfach gelingen. Nachdem sie ihn heute aus den Augen verloren hatte, war das ihre letzte Chance.
    Eine Stunde später schlief sie immer

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