Mord mit kleinen Fehlern
Seine Lippen teilten sich ungläubig. Er beugte sich näher und starrte in ihr Gesicht. »Mein Gott, Sie sehen aus wie ...«
»Ich bin es. Ich bin es wirklich, Anne. Siehst du es nicht?« Sie nahm ihre Sonnenbrille ab, wollte nicht länger auf seiner Vordertreppe stehen. Ein Pärchen auf der Straße drehte sich bereits nach ihnen um. Anne glaubte nicht, dass es sie erkennen konnte, aber sie wollte kein Risiko eingehen. »Lass mich rein, Matt. Ich erkläre dir alles drinnen. Es war ein Versehen. Ich bin am Leben. «
» Was ? Anne ? Ei n Fehler ? A m Leben?« , stammelte Matt verwirrt, also nahm Anne ihn am Arm und schob ihn ins Haus, dann schloss sie die Tür hinter ihnen. Im Wohnzimmer brannte eine Lampe. Nackte Ziegelmauern bildeten die Wände des Raumes, es standen eine schwarze Designer- Couch und -stühle im Zimmer. Gelbe Notizzettel, Kopien von Dokumenten mit dem Chipster-com-Logo bedeckten den Couchtisch und begruben den Laptop unter sich. Matts Haus war das Hauptquartier des Feindes, aber für Anne war dieser Gedanke fremd. Auch konnte sie ihn nicht als Feind betrachten, gleichgültig, was Bennie sagte. Matt brach bei ihrem Anblick im hellen Lampenlicht in ein freudiges Lächeln aus.
»Mein Gott! Anne, du bist es! Ich kann dich sehen! Anne ! «
»Gefällt dir meine neue Frisur?«, fragte sie und fuhr sich mit den Fingern durch die Haare, doch bevor sie weiter um Komplimente buhlen konnte, riss Matt sie in die Arme. Er fühlte sich stark und fest an, und Erleichterung strömte durch ihren Körper, breitete sich warm wie Blut aus. Es tat so gut, im Arm gehalten zu werden, selbst von jemandem, der sie nie zuvor im Arm gehalten hatte.
»Du bist nicht tot! « Matt fing an zu lachen, offensichtlich vor Erleichterung. Er drückte Anne fest an sich. Seine Arme waren lang, umschlossen sie ganz und gar. »Ich kann es nicht glauben! Ich lasse dich nie wieder gehen! Ich habe dich. Endlich habe ich dich! «
Anne erwiderte seine Umarmung, ließ ihren Emotionen freien Lauf und spürte, wie eine Träne über ihre Wange rollte. Seit dem Duschen hatte sie nicht mehr geweint, und das schien eine Ewigkeit her. Sie vergrub ihr Gesicht in der groben Baumwolle von Matts Hemd, schmiegte sich gegen seine Brust. Sie wusste nicht, ob sie hierher gehörte, aber sie brauchte jemand zum Anlehnen - wie sehr, wurde ihr erst in diesem Augenblick klar.
»Erzähle mir, was passiert ist. Nein, tu es nicht! Vergiss es! Sprich nicht, ich will etwas sagen. Ich muss dir etwas sagen. Ich habe bedauert, es noch nicht gesagt zu haben, in der Minute, seit ich hörte, dass du tot bist.« Matt ließ sie los und sah auf sie hinab, wischte die Feuchtigkeit mit einem warmen Daumen von ihrer Wange. »Weine nicht, alles ist gut. Was ich zu sagen habe, ist - ich liebe dich, Anne. « Wau . Anne musste lächeln, ihre Tränen verebbten. Sie schlang die Arme um seinen Hals und küsste ihn auf den Mund, auf eine Weise, wie sie es schon lange Zeit hatte tun wollen. Sie spürte, wie er den Kuss erwiderte, spürte das Drängen seines ganzen Körpers. Als er sie frei gab, drückte er sie sanft auf die Couch, setzte sich neben sie und strich ihr die ungleichmäßig langen Strähnen aus der Stirn.
»Was ist passiert?«, fragte Matt und brachte trotz seiner geschundenen Wange einen besorgten Ausdruck zustande. »Das ist verrückt. Bist du wirklich am Leben?«
»Gleich vorweg: Du darfst es niemandem sagen! Das ist das am besten gehütete Geheimnis in der Welt, denn ich kann es nicht riskieren, dass Kevin davon erfährt. Er hält mich für tot.«
»Kevin? Du meinst diesen Kerl, den sie in den Nachrichten suchen? Satorno? Hast du darum deine Frisur verändert? « Matt hörte zu, während Anne ihm die ganze Geschichte erzählte, und als sie fertig war, schwieg er einen Augenblick verblüfft, bevor er etwas sagte. »Du bist ein Risiko eingegangen, als du hergekommen bist. Warum hat Bennie dich gehen lassen?«
»Sie weiß nichts davon. Ich bin einfach weggeschlichen. Du lädst mich seit einem Jahr immer wieder ein, da dachte ich mir, es sei an der Zeit, die Einladung einmal anzunehmen.« Anne konnte ihn nicht ansehen, ohne nicht auch seine Verletzung zu sehen - und von nahem wirkte sie noch schlimmer. Der klaffende Riss durchfurchte seine Wange und füllte sich mit frischem Blut. Möglicherweise musste er sogar genäht werden. Anne war darin Expertin. »Was ist mit deinem Gesicht passiert?«
»Das kann ich dir
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