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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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Sie lieber Ihr Navi ein. Sonst gehen Sie mir noch verloren.« Er gab ihr die genaue Adresse durch.
    »Und beeilen Sie sich, Chefin. Hier gibt’s bald Mord und Totschlag.«
    »Sehr witzig«, erwiderte Hanna und beendete das Gespräch.
    Zehn Minuten später begriff Hanna, dass sie zum Nachdenken besser allein am Tatort geblieben wäre. Die geschlossene Tür einer Polizeiwache schien auf dem Dorf niemanden abzuschrecken. Zumindest keine Frau wie Luise Pleschke. Sie quetschte sich am Tresen vorbei, lächelte Hanna großmütterlich zu und hielt einen Einkaufskorb hoch.
    »Schätzchen, ich habe dein Auto draußen gesehen. Auf den Schrecken brauchst du bestimmt eine Stärkung.«
    Jawoll, dachte Hanna. Jetzt ein paar Gläser Wacholderschnaps, und ich fasse den Mörder in null Komma nix.
    »Luise«, erwiderte sie so freundlich wie möglich. »Ich muss arbeiten.«
    »Papperlapapp! Ich habe dir ein paar Stullen geschmiert. Es ist Abendbrotzeit.«
    Hannas Magen knurrte verräterisch.
    Luise griff in den Korb und holte eine Tupperdose hervor. »Hier, mit kaltem Heidschnuckenbraten und Remoulade. Was ist denn? Du bist ja ganz blass geworden. Doch keinen Appetit?«
    Hanna dachte an den erschossenen Bock des Schäfers Harry. Nein, sagte sie sich. Der ist nicht innerhalb von wenigen Stunden geschlachtet, gebraten und von Luise in Scheiben geschnitten worden!
    Trotzdem.
    Lieber nicht.
    »Hast du auch Kaffee?«, fragte sie.
    »Natürlich. Eine ganze Thermoskanne voll. Und ein Fläschchen von meinem Selbstgebrannten. Für Notfälle. Aber du solltest lieber alles mitnehmen. Hier, ein Schluck Kaffee. Den Rest kannst du nachher beim Grafen verputzen.«
    Hanna nahm die dampfende Plastiktasse entgegen und trank dankbar einen Schluck von dem dunklen schwarzen Gebräu.
    »Ich hab’s nicht so eilig.«
    »Hast du doch.«
    »Luise …«
    »Komm mal mit.«
    Seufzend stellte Hanna die Tasse ab und folgte ihr bis vor die Tür. Draußen stand ein gutes Dutzend Frauen und starrte sie böse an.
    Hanna musste sich zwingen, keinen Zentimeter zu rückzuweichen.
    »Teufel auch«, murmelte sie und fragte dann Luise: »Was haben die denn?«
    »Die wollen ihre Männer zurückhaben. Und zwar jetzt.«
    Keine Frage. Die Dörflerinnen waren über die Vorfälle im gräflichen Wald bestens informiert.
    Hanna straffte sich. »Meine Damen, bitte haben Sie Verständnis. Ich ermittele in einem Mordfall. Das bedeutet, ich muss jeden Teilnehmer an der Jagd vernehmen.«
    »Mein Mann hat keinen erschossen«, rief eine korpulente Frau. Hanna erkannte in ihr die Bäckerin Birthe Möller.
    »Meiner auch nicht!«
    »Und meiner schon gar nicht! Der trifft nicht mal ein Karnickel, wenn es gefesselt vor seinen Füßen liegt.«
    Luise kicherte, Hanna überlegte.
    Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hamburger Banker sich unter einem der Dorfbewohner einen tödlichen Feind geschaffen hatte, war verschwindend gering.
    Sagte ihre innere Stimme auch.
    Gut, aber gründlich sein musste sie trotzdem.
    Hanna traf eine Entscheidung
    »Ich verspreche Ihnen, dass ich Ihre Ehemänner zuerst vernehmen werde. Dann sind sie in ein paar Stunden zu Hause.«
    Die Frauen schienen nicht zufrieden.
    Luise mischte sich ein. »Mädels, euren Kerlen geht’s gut. Die sitzen in keinem feuchten Verlies, sondern amüsieren sich gerade im Herrenhaus. Seid doch froh, dass ihr mal einen Abend frei habt. Was haltet ihr davon, wenn ihr alle zu mir kommt? Ich gebe eine Runde aus.«
    »Darauf einen von Luises Schnäpsen!«, rief Birthe Möller.
    Alle lachten. Die feindselige Stimmung schlug in Partylaune um.
    Erstaunlich, dachte Hanna. Eine Bluttat trug auf dem Dorf zur Volksbelustigung bei.
    Während die Frauen abzogen, trank Hanna schnell ihren Kaffee aus und stieg dann mitsamt dem Einkaufskorb ins Auto. Einen Moment lang blieb sie tatenlos hinter dem Lenkrad sitzen. Die kommende Nacht würde lang werden. Ihr graute davor. Endlich gab sie sich einen Ruck, schaltete ihr Navi an und tippte die Adresse ein.
    Hansdieter lenkte sie brav durch die ausgedehnten Wälder des Grafen.
    Durch die sehr ausgedehnten Wälder des Grafen, um genau zu sein. So ausgedehnt, dass Hanna sich irgendwann vollkommen verloren fühlte und ihren Hansdieter liebte wie niemals zuvor.
    »Lass mich bloß nicht im Stich!«
    »In hundert Metern erreichen Sie Ihr Ziel«, kam es prompt zurück.
    »Guter Junge«, sagte sie und dankte im Geiste auch Westermann für seinen Rat. Allein hätte sie sich hoffnungslos verfahren. Nur ganz am Anfang hatte sie

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