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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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wurden herumgereicht. Die Jäger waren drauf und dran, eine lustige Totenfeier abzuhalten.
    Hier und da wurden schon Handys gezückt, um die Nachricht zu verbreiten. Gleich würde jemand auf die Idee kommen, die Leiche zu fotografieren.
    »Westermann!«, rief Hanna. »Begleiten Sie die Herrschaften zum Haus und achten Sie darauf, dass sich niemand in die Büsche schlägt. Sofort!«
    »Nur mit Ihnen, Frau Kommissarin«, hieß es aus der Gruppe.
    »Na, ich weiß nicht«, sagte ein anderer. »An der ist nicht viel dran.«
    »Aber das Temperament …«
    Rot vor Wut richtete sie sich zu voller Größe auf. Was nicht viel war. »Hauptsache, Sie alle amüsieren sich gut! Hat Ihnen niemand beigebracht, dass man vor einem Verstorbenen Respekt haben muss? Möchten Sie, dass eines Tages an Ihrem Totenbett die Leute dumme Witze reißen und Schnaps trinken?«
    Betretenes Schweigen senkte sich über die Lichtung.
    Johannsen verschränkte die Arme vor der Brust, Fallersleben starrte sie an, Westermanns Blick schien zu sagen: Jetzt haben Sie es sich aber wirklich mit allen verdorben, Chefin.
    Harry Vierßen meldete sich zu Wort. »Wenn ich dann erst mal gehen könnte … Ich will den Bock gleich zum Schlachter bringen. Das gibt einen schönen saftigen Heidschnuckenbraten.«
    Niemand lachte mehr.
    »Sobald du deine Herde im Stall untergebracht hast, kommst du zum Haus des Grafen«, wies Westermann ihn an.
    Hanna dachte an den abgebrannten Schafstall, den sie an ihrem ersten Arbeitstag besichtigt hatte, und runzelte die Stirn.
    Westermann deutete ihr Mienenspiel richtig. »Harrys Schnucken sind in einem anderen Stall untergebracht.« Dann wandte er sich wieder an den Schäfer. »Und beeil dich. Du musst auch vernommen werden.«
    »Geht klar«, sagte Vierßen und machte sich davon. Den Hütestab hatte er wieder aufgehoben und hielt ihn weit von sich gestreckt.
    »Was der bloß mit dem Stock hat«, wunderte sich jemand.
    Hanna verspürte keine Lust, die Leute darüber aufzuklären. Sie wandte sich an Fallersleben. »Hatte Heiner Hansen Familie? Gibt es Angehörige, die benachrichtigt werden müssen?«
    Der Graf schüttelte den Kopf. »Der war mit seiner Bank verheiratet. Er hat allein gelebt. Seine Eltern sind schon lange tot, andere Verwandte hatte er meines Wissens nicht.«
    Sie nickte. Selbstverständlich würde sie die Angaben nachprüfen.
    Schließlich sah Hanna zu, wie die ganze Gruppe mit Fallersleben an der Spitze und Westermann am Schluss losging.
    Dann ließ sie sich auf eine Baumwurzel sinken und wartete auf die Verstärkung aus Hamburg und Buchholz.
    Der tote Banker lag friedlich da.
    Tausend Gedanken gingen ihr durch den Kopf. Wer hatte einen Grund gehabt, diesen Mann zu töten? Warum wollte Fallersleben unbedingt einen Jagdunfall daraus machen? Wer war der Mann gewesen, der vorhin drohend auf sie zugekommen war?
    Fallersleben?
    Johannsen?
    Jemand ganz anderes?
    Westermann etwa? Nein, der nicht. Seine beachtliche Körpergröße wäre ihr auch im Bruchteil einer Sekunde an der schattenhaften Gestalt aufgefallen.
    Und wer hatte sie vorhin angerufen?
    Müde rieb sich Hanna die Stirn. Nach einer Weile kam ihr eine Idee. Sie hatte etwas mit dem Anrufer zu tun.
    Aber vorläufig gab es Wichtigeres zu tun. Als sie hörte, wie sich mehrere Fahrzeuge dem Wald näherten, stand sie auf und rief die Kollegen auf deren Handy an, um ihnen den Weg zu weisen.

8
    Die Abenddämmerung brach herein, als Hanna zurück zur Wache fuhr. Ein goldenes Licht lag über dem Land, und die Luft war merklich abgekühlt. Der Herbst würde nicht mehr lange auf sich warten lassen.
    Die Männer von der Spurensicherung hatten nur ratlos den Kopf geschüttelt und, wie erwartet, nichts gefunden, was irgendwie verwertbar gewesen wäre. »Es sei denn, Schnuckenköttel sind für Sie wichtige Beweisstücke, Frau Petersen«, meinte einer und drückte damit aus, was seine Kollegen auch denken mochten: Dass diese übereifrige neue Kommissarin sie für nichts und wieder nichts am Sonntag durch den Wald gejagt hatte.
    Auch die Kugel, die den Kopf des Bankers glatt durchschlagen hatte, blieb unauffindbar.
    »Wir nehmen die Gewehre mit, aber gehen Sie mal lieber davon aus, dass wir ohne die Kugel nicht feststellen werden, ob eines davon die Tatwaffe ist.«
    »Darauf wäre ich von selbst gar nicht gekommen.«
    »Na, na, wer wird denn gleich eingeschnappt sein?«
    Hanna hatte es vorgezogen zu schweigen und zu starren, was auf die Männer in den weißen Schutzanzügen

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