Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)
Anstrengung liegen, den Bäckermeister hochzuhalten. Der hing mit Tonnengewicht an ihm.
»Übrigens kann Ihr Herr Vater die Männer bei Luise absetzen. Da sind nämlich ihre Frauen versammelt.«
Westermann grinste breit. »Na, das wird lustig. Und wie wollen Sie heute Nacht schlafen, Chefin?«
»Eher gar nicht«, erwiderte sie, plötzlich erschöpft. »Das kann noch dauern hier.«
»Wie Sie meinen. Zur Not habe ich noch ein Bett frei. Sie sind herzlich eingeladen, falls wir hier doch noch flott durchkommen und Luises Party ausarten sollte.«
Das fehlte noch, dachte Hanna. Kuscheln mit meinem Untergebenen.
»Wird nicht nötig sein. Danke trotzdem.«
Der Bäckermeister nuschelte schon wieder, aber diesmal schien selbst Westermann ihn nicht zu verstehen.
Oder er wollte nicht übersetzen.
»Soll ich jetzt den Jo reinschicken? Der wird nachher im Dorf vielleicht noch gebraucht. Wenn alle so weiterbechern, meine ich.«
Hanna nickte. Im Augenblick war es ihr egal, wen sie als Nächstes befragte. Hauptsache, derjenige war nüchtern. Sie trank den letzten Kaffee aus Luises Thermoskanne und warf einen Blick auf ihre Notizen. Niemand hatte etwas Ungewöhnliches bemerkt. Hansen war plötzlich nicht mehr aufgetaucht, und man hatte sich auf die Suche gemacht.
Einzelheiten?
Im dichten Alkoholnebel derzeit nicht abrufbar.
Unwillkürlich knirschte sie mit den Zähnen. Fallersleben sabotierte ihre Arbeit, derzeit mit Hochprozentigem. Sollte sie ihn lieber als Nächsten vernehmen?
Nein, besser, sie ließ ihn warten.
Sollte er doch nervös werden!
Der Waffenschrank im Jagdzimmer war natürlich korrekt verschlossen gewesen. Fallersleben hatte ihn Hanna vorhin nur allzu bereitwillig gezeigt.
»Wie Sie sehen, geht hier alles mit rechten Dingen zu«, hatte er gesagt und ihr dabei wieder nicht in die Augen gesehen.
Ihr war nichts anderes übrig geblieben, als zu nicken. Aber so leicht würde Fallersleben ihr nicht davonkommen. Er war nach wie vor ihr Hauptverdächtiger.
Hanna zuckte zusammen, als Johannsen plötzlich neben ihrem Stuhl stand. Sie hatte nicht gehört, wie er hereingekommen war. Er schenkte ihr ein schmales Lächeln und setzte sich ebenfalls.
»Sie sehen müde aus, Frau Petersen.«
Reizend, dachte sie. Mit Komplimenten hatte er es wohl nicht so. Eine Weile verlor sie sich im Anblick seiner dunklen Haarlocke auf der Stirn. Sie passte nicht in dieses strenge Arztgesicht und verriet den fröhlichen Jungen, der Johannsen vielleicht einmal gewesen war.
»Sind Sie hier geboren?«, fragte sie und stellte sich vor, wie er als Kind mit Freunden juchzend über die Heide getollt war.
»Ein paar Dörfer weiter, in Sudermühlen. Gehört das schon zur Vernehmung?«
Hanna verscheuchte das Kinderbild. »Nein, das war nur Neugier. Und, ja, ich bin müde und vielleicht ein bisschen betrunken.«
Johannsen hob die Brauen.
»Indirekt«, sagte Hanna schnell. »Ich habe den hochprozentigen Atem von vier hackevollen Hasellöhnern eingeatmet.«
Johannsen lachte auf. »Es gibt Passivraucher, Frau Petersen, aber meines Wissens keine Passivtrinker.«
»Schade. Hätte mir ein paar Verständigungsprobleme erspart. Luise hat mir was von ihrem Schnaps mitgegeben, aber ich darf ja nicht.«
»Weil Sie eine korrekte und pflichtbewusste Kommissarin sind und nicht etwa eine zügellose Dörflerin.«
Das Wort zügellos löste in Hanna etwas aus, das sie lieber nicht ergründen wollte.
Sie starrte schon wieder auf die Locke.
Mist!
»Entschuldigung«, sagte er. »Das war nicht nett. Wenn wir fertig sind, besorge ich Ihnen frischen Kaffee, einverstanden? Und vielleicht was zu essen. Ich kenne die Köchin ganz gut.«
»Danke, nur bitte nichts mit Heidschnucke.«
»Versprochen«, sagte Johannsen, scheinbar ohne sich zu wundern. Seine Augen strahlten Wärme aus.
Hanna blickte schnell auf ihren Notizblock und ratterte dann ihre Fragen herunter.
»Kannten Sie Heiner Hansen?«
»Flüchtig. Ich bin ihm im letzten Jahr schon einmal hier auf der Jagd begegnet.«
»Danke, dass Sie nicht nuscheln.«
»Bitte?«
»Nichts, schon gut.«
Hanna sammelte sich. »Waren Sie zu irgendeinem Zeitpunkt heute allein im Wald unterwegs?«
»Nein. Ich bin den ganzen Nachmittag mit Fritz und dem Bäckermeister zusammen gewesen.«
Womit er als Tatverdächtiger ausschied. Erleichterung machte sich in Hanna breit. Welch dunkles Geheimnis er auch mit sich herumtragen mochte – die Planung und Ausübung eines Mordes gehörte nicht dazu.
Sie würde
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