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Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition)

Titel: Mord mit Schnucke: Heidekrimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Kanitz
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sich dann ein wenig. Es war nur das ferne Blöken einiger Heidschnucken gewesen.
    Jetzt herrschte wieder Stille.
    Vorsichtig ging Hanna weiter und betrat gleich darauf eine kleine Lichtung.
    Aus den Augenwinkeln nahm sie eine Bewegung in den Tiefen des Waldes wahr und achtete nicht darauf, wo sie hintrat.
    Ihr Fuß verfing sich in einer hochragenden Wurzel, sie geriet ins Straucheln und stieß einen unterdrückten Schrei aus. Die Pistole flog ihr aus der Hand, und die Taschenlampe landete neben ihr, als Hanna der Länge nach hinschlug.
    Ihre Sinne schienen auf einmal besonders geschärft, und Hanna nahm zwei Dinge gleichzeitig wahr: Den intensiven Geruch nach Blut und die unscharfe Gestalt eines Mannes, der auf sie zukam.
    Im Zwielicht des Waldes konnte sie ihn nicht erkennen, aber sie spürte die Gefahr, die von ihm ausging.
    Ihr Blick scannte den Boden. Verdammt! Die Pistole lag unerreichbar gute fünf Meter von ihr entfernt. Direkt neben einer Leiche.
    Sie schaute wieder zu dem Mann, der sich wie in Zeitlupe näherte, und plötzlich wusste Hanna, dass sich ihr Schicksal in den nächsten paar Sekunden entscheiden würde. Ausgerechnet mitten in der Lüneburger Heide, dem letzten Ort auf Erden, wo sie je hatte sein wollen.

1
    Fünf Tage zuvor
    »Mist, verfluchter!« Hanna schlug mit der flachen Hand auf das Steuer. Die Straße da vorn war gesperrt. »Naturpark Lüneburger Heide«, stand auf einem großen Schild. »Durchfahrt verboten«.
    Hanna spürte, wie ihr der Schweiß ausbrach. Die Septembersonne brannte heiß auf das Autodach, die Klimaanlage war mal wieder kaputt, und ohne den Fahrtwind bei heruntergekurbelten Fenstern stieg die Hitze im Wageninneren augenblicklich auf fünfzig Grad. Mindestens. Und das nach einem Sommer, der eher ein Winter gewesen war.
    »Fahren Sie geradeaus«, erklang die freundliche männliche Stimme ihres Navis. »In neunhundert Metern erreichen Sie Ihr Ziel.«
    Hanna hatte sich bei der Anschaffung des Gerätes ganz bewusst einen männlichen Navi-Sprecher einstellen lassen. Wer sich als weibliche Minderheit auf einer Hamburger Polizeidienststelle durchsetzen musste, freute sich über jeden freundlichen Service eines Mannes. Und sei es nur in Form einer Sprecherstimme. Außerdem hatte sie ihm den Namen Hansdieter verpasst, nach Kriminalrat Hansdieter Behrens, ihrem ehemaligen Vorgesetzten.
    »In neunhundert Metern erreichen Sie Ihr Ziel«, wiederholte Hansdieter gerade.
    »Idiot«, schimpfte Hanna. Es tat ihr gut, so mit Hansdieter umzugehen, wenn es auch an ihrer misslichen Lage nichts änderte. »Du bist definitiv nicht auf dem neuesten Stand der Dinge. Wenn ich hier geradeaus fahre, mache ich mich strafbar. Das Verbotsschild ist nicht zu übersehen, und am Ende bleibe ich noch in einer Heidschnuckenherde stecken.«
    Hansdieter wollte etwas sagen, aber sie schaltete ihn einfach ab. Mit seinem Namensvetter aus Fleisch und Blut war das leider nie möglich gewesen.
    Hanna stieg aus und schickte einen lauten Stoßseufzer in den drückend heißen Himmel.
    Wie sollte sie bloß in dieses verflixte Kaff namens Hasellöhne gelangen?
    Fliegend vielleicht?
    Sie sah sich um. Dort, im Halbschatten eines alten Schuppens, stand eine Pferdekutsche. Selbst für Hannas ungeübtes Auge wirkten die Tiere alt und klapperdürr. Der Mann auf dem Kutschbock sah auch nicht viel frischer aus, aber außer ihm gab’s in dieser Sackgasse kein menschliches Wesen.
    Energisch ging Hanna auf die Kutsche zu. Heidesand geriet in ihre Pumps und scheuerte schon nach drei Schritten ihre Nylons durch.
    »Guten Tag. Können Sie mir bitte sagen, wie ich nach Hasellöhne komme?«
    Aus der Nähe wirkte der Mann wie ein schlecht erhaltener Hundertjähriger. Unter dem ehemals grünen, breit krempigen, speckigen Filzhut breitete sich eine faltige Landschaft aus Tälern und Höhenzügen aus. Eine von Rissen und Altersflecken überzogene Hand wurde gehoben und wies kurz nach hinten.
    Hanna schaute auf das Polster der Sitzbank. Es sah aus, als sei es von einer vielköpfigen Mäusefamilie bewohnt.
    Sie schüttelte den Kopf. »Vielen Dank, aber ich möchte nicht mit der Kutsche fahren. Es muss doch eine Straße in den Ort führen. Laut meinem Navigationsgerät müsste es hier eigentlich geradeaus gehen.«
    »Gesperrt. Seit zwei Wochen. Naturschutz und so.«
    Hanna hatte Mühe, die krächzende Stimme zu verstehen. Ganz gut, dass er kein Mann der vielen Worte war.
    Wieder wies die rissige Hand nach hinten. »Nur zehn Euro. In Undeloh

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