Mord nach Drehbuch
sogleich noch unbehaglicher als zuvor. Alles hing davon ab, dass Hoffner bei der Stange blieb. Er war der Hauptgeldgeber des Jane-Austen-Films. Martyna, die liebe gute Seele, hatte nie richtig begriffen, warum ausgerechnet ein deutscher Finanzier sich für Jane Austen interessierte.»Er ist kein Austen-Fan«, hatte Brett ihr zu erklären versucht. »Aber Jane Austen ist ein weltweites Phänomen. Er wittert Gewinn. Das ist sein Motiv.«
Was er Martyna nicht erzählt hatte: Hoffner hatte auch Coleridges Beitrag zum Filmetat übernommen. Damit entschädigte er Brett für ein gemeinsames Geschäft, das ein Misserfolg gewesen war.
Bretts Vater Stan Coleridge war ein hartarbeitender Mann aus Nordengland gewesen, der wusste, wie man »Geld scheffelte«. Brett hatte dessen natürliches Gespür für Geschäfte nicht geerbt. Ihm gefiel das mit dem Geschäftsleben verbundene Renommee, aber es fehlte ihm das Talent, Geld zu vermehren. Im Geldausgeben dagegen war er verdammt gut.
Hoffner beugte sich zum Tisch vor. Er hatte sein Whiskyglas einen Augenblick weggestellt, hielt die Hände vor dem Körper verschränkt.
»Erklären Sie mir doch bitte noch einmal, wie der Tod unserer Hauptdarstellerin zu mehr Publicity geführt hat und sich schließlich in größeren Gewinnen niederschlagen wird.«
Brett lächelte erleichtert. Er hatte immer vermutet, dass Hans ein Mann ohne jegliche Emotionen war. Wie es schien, hatte er recht gehabt.
Er lehnte sich ein wenig bequemer in seinem Stuhl zurück, nahm noch einen Schluck Gin und fasste sich. Schmier dem Kerl Brei ums Maul, er weiß weniger über Filmproduktionen als du.
»Sicherlich haben Sie schon einmal den Satz gehört, dass es so etwas wie schlechte Publicity gar nicht gibt.«
Hans Hoffner starrte ihn mit seinen kalten, prüfenden Augen an.
Brett Coleridge spürte, wie sich dieser Blick in ihn hineinbohrte, und wusste sofort, dass er den Mann falsch beurteilt hatte.
»Ich habe einen beträchtlichen Teil der Schulden Ihres Unternehmens übernommen, Mr Coleridge. Ich habe mich entschlossen, diesen Film zu finanzieren, weil andere Filmeähnlicher Art noch lange nach ihrem Start gute Profite abgeworfen haben. Also bitte, versuchen Sie nicht, mich zu hereinzulegen. Wenn dieser Film ein Misserfolg wird, gehen Sie mit unter. Denn dann bestehe ich auf sofortiger Zahlung all Ihrer Schulden. Also sorgen Sie dafür, dass der Streifen einen Profit abwirft, und zwar mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Mitteln. Sonst ruiniere ich Sie.«
Kapitel 24
Die Adresse war in Chelsea. Zoë erwartete Honey vor einem massiven Gebäude aus roten Backsteinen, das von der weißen Marmortreppe bis hin zu den Dachpfannen überdeutlich den Eindruck vermittelte, etwas Besseres zu sein.
Zoë winkte. Honey winkte zurück.
Es fiel ihr auf, dass Zoë ganz anders aussah als vorhin. Sie trug einen leuchtend roten Mantel mit dazu passendem Pillbox-Hut. Ihre Strümpfe waren schwarz (ganz bestimmt keine Strumpfhose, erinnerte sich Honey). Die Stiefel waren auffällig rot mit schwarzen Paspeln, vielleicht sogar von Jimmy Choo.
Honey beschloss, dass ein Kompliment angesagt war. »Sie sehen phantastisch aus.«
»Schätzchen!« Zoë küsste im besten VIP-Stil die Luft neben Honeys Wange. »Ich freue mich, dass es Ihnen gefällt. Ich habe Ihren Ratschlag befolgt.«
»Das habe ich bemerkt. Ich fühle mich geschmeichelt.«
»Unsere Freundin wohnt im dritten Stock. Sie heißt Candy. Sie ist ein Püppchen, ein echtes, lebendiges Püppchen.«
Honey kam ein Lied aus den fünfziger oder sechziger Jahren über ein »living doll«, ein lebendes Diwanpüppchen, in den Kopf und setzte sich hartnäckig dort fest. Dieser Song hatte ihr nie sonderlich gut gefallen. Und auch für den Sänger hatte sie nicht viel übrig gehabt.
Sie fand sich mit dem Gedanken ab, dass ihr die Melodie nun wahrscheinlich den Rest des Tages im Kopf herumspuken würde, es sei denn, irgendjemand würde sie so erschrecken, dass das Lied wieder in die große Jukebox im Himmelverbannt würde. Candy versetzte ihr diesen Schock. Allerdings passte das Lied haargenau auf sie.
Sie trug Hotpants in Pink, dazu ein passendes Bustier in Pink mit weißen Punkten. Sie hatte lange braune Beine, die in hautengen weißen Stiefeln steckten. Ihr Gesicht erinnerte an eine Porzellanpuppe, mit seidenglatter Haut, rosaroten Knospenlippen, riesengroßen, leuchtenden Augen und platinblondem Haar, das nur aus der Flasche stammen konnte.
Die größte Überraschung kam,
Weitere Kostenlose Bücher