Mord nach Drehbuch
begeistert zu begrüßen. Mit lautem Knall wurde ein Teller vor ihrer Nase auf die Theke gedonnert.
»Meine Spezialität«, kommentierte Richard Richards, dessen Gesicht feucht und rosig glänzte. Das Omelette war sehr bunt, hellgelb mit weißen, schwarzen und lila Brocken drin.
»Blutwurstomelette. Mit Roter Bete«, sagte er stolz. »Hier haben Sie Messer und Gabel.«
»Wahnsinn!«
Mehr brachte sie nicht heraus. Sie wagte nicht, ihm zu gestehen, dass sie Blutwurst hasste. Diese fette Wurst aus Schweineblut hätte man ihrer Meinung nach lieber weiterhin nur in Yorkshire serviert. Die Leute im Norden hatten wohl stärkere Mägen.
»Es ist ein bisschen frisch, da nehme ich das Omelette lieber in den Bus mit«, sagte sie beherzt. Sie schmiedete bereits Pläne, wie sie das Zeug am besten entsorgen könnte.
»Warten Sie!«
Sie gehorchte. Was denn nun noch?
»Hier ist eine schöne Tasse Cappuccino. Ich habe noch Minzschokolade oben auf die Sahne gekrümelt – vollfett natürlich – aus Cornwall übrigens.«
Sie hasste Minze. Und ein Cappuccino mit doppelt fetter Sahne aus Cornwall? Zu Blutwurst?
Da galt es, das richtige Gleichgewicht zwischen Takt und Aufrichtigkeit zu finden.
»Nun, davon wird mir sicher warm, Richard. Und es ist so einzigartig. Vielen herzlichen Dank.«
Sie trat von der hölzernen Plattform, auf der alle vor der Theke Schlange standen, die ein Frühstück haben wollten.
Der Duft des gebrutzelten Specks war so verlockend, dass sie überlegte, ob sie nicht umkehren und ihren Teller gegen ein Specksandwich eintauschen sollte. Mit Ketchup! Oder brauner Soße!
Das Gespräch zwischen Richard Richards und John Rees brachte sie von diesem Gedanken ab.
John Rees gab seine Bestellung auf. »Speck, Würstchen, Kartoffelpuffer und geröstetes Brot. Kein Ei.«
»Kein Ei? Auch nicht pochiert? Kein Omelette? Auch kein Rührei?« Richard Richards Stimme klang, als wäre er der Papst und John Rees hätte sich gerade höchst gotteslästerlich geäußert.
John Rees erklärte: »Ich hasse Eier. Mir wird schlecht, wenn ich Eier esse. Oder Sahne. Kann das Zeug nicht vertragen. Oh, und wenn Sie das Brot bitte nur leicht rösten würden.«
»Ich habe Toast.«
»Ich möchte keinen Toast.«
»Nun, und in der Pfanne geröstetes Brot, das mache ich nicht. Das ist so gewöhnlich.«
»Gut. Dann lassen Sie das geröstete Brot eben weg.«
Es war deutlich zu sehen, dass Richard Richards diese Bestellung nur unter Protest ausführte. »Manche Leute haben eben einfach keinen Geschmack! Vor allem Amis! Wenn es McDonalds nicht gäbe, die würden glatt alle verhungern.«
»Du hast ihn verärgert«, schloss Honey.
John schaute auf seinen Teller. »Er hat mir Rührei gegeben. Ich habe ausdrücklich erklärt, dass ich das gar nicht mag.«
»Ich hätte dich warnen sollen«, meinte Honey, als sie sich auf den Weg zu dem Doppeldecker machten, der als »Spei sesaal « benutzt wurde. »Richard Richards hält sich für den größten Meisterkoch des Film-Catering. Und er kann mit Kritik nicht eben gut umgehen.«
Der Bus war beinahe leer. Es war noch früh, und für diesenDreh wurden nicht viele Statisten benötigt. Sogar unten war noch Platz.
Sie schauten beide die Teller mit mildem Abscheu an.
»Wir teilen«, schlug John vor.
»Gute Idee.«
Richard Richards hatte ihr ein Baguettebrötchen und Butter gegeben. Sie schnitten es auf und füllten es mit Würstchen und Speck. Honey teilte alles gerecht auf: ein Drittel für sich, zwei Drittel für John.
»Ich esse auch noch das Rührei«, beschwichtigte sie John, der schon protestieren wollte. »Und wenn du ein, zwei Schlucke Kaffee für mich hättest?«
Sie begannen zu essen und brachten sich gegenseitig auf den neuesten Stand.
John Rees hatte eine richtige Sprechrolle an Land gezogen. »Und rate mal, was für eine? Ich spiele einen Bücherverkäufer.«
»Ich habe eine Komparsenrolle. Ich glaube, ich gebe eine Zofe. Ich muss nur einfach hinter jemandem herlaufen. Kann mir nicht vorstellen, dass das viel schwieriger ist, als nur eine Statistin zu sein, aber, na ja. Wusstest du, dass sie die Statisten hinstellen, um Parkuhren und Straßenlaternen zu verdecken?«
»Ist wahrscheinlich billiger, als all das Zeug mit dem Computer rauszunehmen«, meinte John, während er beherzt Brötchen und Speck mampfte.
Honey fühlte sich privilegiert. Man hatte ihr gesagt, sie sollte sich in dem großen Wohnwagen melden, der in zwei Abteilungen unterteilt war: Verwaltung und Maske. Nur
Weitere Kostenlose Bücher