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Mord nach Drehbuch

Mord nach Drehbuch

Titel: Mord nach Drehbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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schaute wie sie. Deke hatte allerdings nichts bemerkt. Wahrscheinlich war er nicht der hellste Stern am Firmament, entschied Honey.
    Unter dem Spind sickerte eine dunkelrote Flüssigkeit hervor.
    Honey rief sich in Erinnerung, dass sie sich am Filmsetbefand. Vielleicht war diese Flüssigkeit nicht das, was sie vermutete. »Ich nehme an, Sie bewahren in dem Spind keine Tomatensoße auf oder was immer Sie als Ersatz benutzen.«
    »Es ist echtes Blut«, flüsterte Courtney.
    Ihre Augen starrten wie gebannt auf die langsam größer werdende Lache. Langsam nahm sich Honey den Schminkumhang vom Hals.
    »Das hatte ich vermutet.«
    Da begann Courtney zu schreien. Schminkpinsel flogen in alle Richtungen auf den Boden.

Kapitel 30
    Die Dreharbeiten wurden sofort eingestellt, und niemand durfte das Set verlassen. Doherty stand da, gab Anweisungen, wie der Tatort des Mordes abzusichern war, und nahm Aussagen auf.
    »Wer hat die Leiche gefunden?«
    Er stand vor dem Wohnwagen und blickte in die Runde.
    »Wir waren zu dritt«, antwortete Honey. »Ich, diese junge Dame und der Mann da.«
    Sie deutete auf die beiden anderen.
    »Ich brauche Ihre Namen.«
    Doherty schaltete immer in den höchsten Gang, wenn er an einem Tatort war. So auch jetzt. Er machte auf dem Absatz kehrt, wollte gerade losstürmen und den Leuten von der Spurensicherung ein paar Anordnungen zubrüllen, als er noch einmal herumfuhr.
    »Großer Gott, bist du das, Honey Driver?«
    »Ja.«
    Vorsichtig kam er einen Schritt näher.
    »Sag jetzt bloß nichts Verkehrtes«, erwiderte sie und hatte dabei herausfordernd die Hände in die Hüften gestemmt. Der sollte es nur wagen! »Na los doch. Sag’s. Ich hätte dich überall erkannt.«
    Den Bruchteil einer Sekunde schien er das zu erwägen, ließ es dann aber sein.
    »Hast du dir mal überlegt, wie du in zwanzig, dreißig Jahren aussehen wirst?«
    »Wahnsinns-Make-up«, sagte John Rees, der von irgendwo hinter ihr aufgetaucht war. »Keine Chance mehr gehabt, dich abzuschminken, was?«
    Sie hakte sich bei ihm unter und lehnte den Kopf an seine Schulter.
    »Wie es mich freut, dass mich jemand zu schätzen weiß.«
    Da sah sie den Blick in Dohertys Augen. Er versuchte es zu verbergen, aber vergebens. Er war eifersüchtig.
    Sie lächelte lieblich. Eins zu null für mich.
    Sie verließen den Wohnwagen und standen draußen vor der Tür, während Sheherezades Leichnam untersucht und schließlich herausgetragen wurde.
    »Sie ist tot«, verkündete der Pathologe.
    »War mir auch schon aufgefallen«, erwiderte Doherty.
    Bekanntlich musste ja, selbst wenn nur ein Körperteil gefunden wurde – auch wenn es nur ein Finger war – der Pathologe den für tot erklären. Als hätte es irgendeine andere Möglichkeit gegeben!
    Nun erregte etwas anderes Honeys Aufmerksamkeit.
    »Also, das ist doch einfach lächerlich.« Penelope Petrie kam in blauen Seidenschuhen und mit Gewittermiene vorbeistolziert.
    Deke, der vorhin noch die Nase so hoch getragen und so wenig Mitgefühl gezeigt hatte, kroch beinahe neben ihr im Staub. Augenblicklich bestand seine Aufgabe darin, den Saum ihres langen Gewandes hochzuhalten, sodass er nicht über den Boden schleifte. Damit er sich den vielen Stoff über den Arm drapieren konnte, blieb ihm nichts übrig, als gebückt neben ihr herzulaufen, den Kopf etwa auf Pohöhe.
    Um die Knie der Schauspielerin legten sich wollene Liebestöter in üppige Falten, und um ihre Knöchel ringelten sich Beinlinge wie dicke Wurstpellen.
    Jemand, dem eindeutig das Beobachten zur zweiten Natur geworden war, ließ den Kommentar los: »Ah ja, ich sehe, dass ›Lady‹ Penelope bestens für das Winterwetter gerüstet ist.«
    Die Stimme klang herrisch und dazu noch höchst sarkastisch. Casper war wieder am Set, und er war auf die Casting-Tante und somit auf den ganzen Film gar nicht gut zu sprechen.
    Casper St. John Gervais, der Vorsitzende des Hotelfachverbands der Stadt Bath und Besitzer des La Reine Rouge, eines der luxuriösesten und erlesensten Hotels der Stadt, war weithin bekannt als Mann von höchst verfeinertem Geschmack.
    »Ach, Sie sind wieder da«, wunderte sich Honey. »Ich dachte, Sie wollten nicht mehr zurückkommen.«
    »Ich möchte niemanden im Stich lassen, wenn ich mir auch eine andere Rolle erhofft hatte.«
    Leider war es der Besetzungschefin völlig schnuppe, welche Rolle jemand spielte, solange nur die Kleider passten.
    Casper war von oben bis unten Durchschnitt, ein Segen für jede geplagte

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