Mord nach Liste
unglaublich gewesen. Die Kratzer ihrer Fingernägel auf seinen Schultern bewiesen, dass Regan es ebenfalls genossen hatte. Natürlich würde sie Einwände vorbringen.
»Ja, ich weiß.«
»Was?«
»Das sehe ich genauso. Es war das erste und das letzte Mal.«
Ein Stich der Enttäuschung durchfuhr Alec. »Ich muss jetzt gehen. Schließ hinter mir ab.«
Er legte ihr die Hand in den Nacken und zog sie an sich, um ihr einen letzten Kuss zu geben.
Dann war er fort. Regan verriegelte die Tür und ließ sich dagegensinken. Alec hatte ihr alles abverlangt, sie zitterte am ganzen Körper. Auf dem Weg zum Bett ließ sie den Morgenmantel fallen. Die Decke war noch warm von der Hitze ihrer Körper. Regan kuschelte sich hinein und schloss die Augen.
Sie wollte auf keinen Fall an die Zukunft denken, aber das war leichter gesagt als getan. Tränen liefen ihr über die Wangen. Was war sie nur für ein Dummkopf! Sie hatte sich in Alec verliebt. Ach, Blödsinn, sie liebte ihn längst. Nie hätte sie sich so gehen lassen können wie an diesem Abend, wenn sie ihn nicht lieben würde. Sie wusste auch genau, wann ihr das klar geworden war. Als sie mit Henry in der Hotelbar saß und zusah, wie Kevin Alec sein Herz ausschüttete. Als Regan das Mitgefühl in Alecs Blick erkannte, das war der Moment gewesen, nach dem es kein Zurück mehr gab. Doch, sie wusste es schon länger, sie war nur zu dumm gewesen, es sich selbst einzugestehen.
Und sie liebte noch viel mehr an ihm als sein Mitgefühl. Alec war ein integerer, ehrlicher Mann. Das hatte sie bereits nach einer Stunde gewusst. Und er liebte seine Arbeit. Treu hielt er zu denen, die ihm etwas bedeuteten. Außerdem hatte er einen wunderbaren Humor.
Sicher hatte Alec Fehler, nur fielen Regan im Moment keine ein. Sie stöhnte. Bloß nicht an die Zukunft denken, sagte sie sich. Nur nicht an den Tag denken, wenn er gehen würde.
Aber sie konnte ihre Gedanken nicht abschalten, und je mehr sie sich befahl, nicht an ihn zu denken, desto weniger funktionierte es. Regan vergrub das Gesicht im Kopfkissen und weinte sich in den Schlaf.
37
Am nächsten Tag hatte Regan ihre Einstellung geändert. Beim Duschen und Anziehen hielt sie sich selbst einen Vortrag. Sie war eine erwachsene Frau, sie konnte mit einem gebrochenen Herzen umgehen. Ganz bestimmt. Sie würde Alecs Abschied überleben, und nie würde er erfahren, was sie für ihn empfand.
Er stand nicht vor ihrer Tür. Das hatte sie bereits durch den Spion überprüft. Draußen wartete derselbe Polizist, der seinen Dienst angetreten hatte, als sie mit Alec zum Country Club aufgebrochen war. Regan beeilte sich, sie wusste, dass der Polizist müde sein musste. Kaum hatte sie ihre Jeans angezogen und war in die Schuhe geschlüpft, da klingelte ihr Telefon. Spencer war dran, er sei in ihrem Büro. Das hatte Regan schon gemerkt, weil sie ihren Fernseher im Hintergrund gehört hatte.
»Soll ich nach dem Spiel hochkommen oder kommst du runter?«
Regan fragte gar nicht, von welchem Spiel die Rede war. »Ich komme runter.«
»Aiden ist auch hier.«
»Ist das eine Warnung?«
»Kann sein.«
»Nun, er jedenfalls sollte gewarnt sein. Ich bin genauso sauer wie gestern, Spencer. Ich will Blut sehen.«
Spencer lachte. »Da bin ich aber gespannt.«
Kaum hatte Regan aufgelegt, musste sie niesen. Reagierte sie vielleicht schon allergisch auf ihre Brüder? Sie musste lachen. Im Badezimmer nahm sie ihre Medizin, griff zu ihren Schlüsseln, schob sie in die Tasche und ging zur Tür.
Der Polizist begleitete Regan zu ihrem Büro. Sie versuchte ihn zu überreden, mit hineinzukommen und es sich auf der Couch gemütlich zu machen, doch er lehnte ab. Er hatte Anordnung, im Flur Wache zu halten, und genau das würde er tun.
Als Regan an Henrys Schreibtisch vorbeiging, sah sie den Berg von Post darauf, blieb aber nicht stehen, um sie durchzugehen. Morgen würde sich Henry darum kümmern und ihr Bescheid sagen, falls irgendetwas Wichtiges dabei war.
Aiden stand hinter ihrem Schreibtisch und telefonierte. Mit einem Lächeln nickte er Regan zu, dann zog er ein Blatt aus einem aufgeschlagenen Ordner und las seinem Gesprächspartner am Telefon etwas vor. Aiden hatte sich auf eine Art gekleidet, die er für lässig hielt: Khakihose und Strickpolo. Aiden trieb Sport, seine Muskeln waren der beste Beweis dafür. Dennoch wirkte er müde, aber das war nichts Neues. Scheinbar musste man rund um die Uhr arbeiten, wenn man ein Imperium aufbaute.
Spencer hingegen wirkte
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