Mord nach Liste
alles andere als kaputt. Er saß auf Regans Sofa und beugte sich über einen Aktenordner auf dem Couchtisch.
»Hallo!«, rief sie.
Schnell stand Spencer auf und reckte die Arme in die Luft. Er war tatsächlich sportlich gekleidet: eine alte Jeans und ein abgetragenes blaues Rugby-Shirt.
Regan ging Spencer entgegen und nahm ihn in die Arme. »Gestern konnte ich dir gar nicht sagen, wie ich mich freue, dass du wieder da bist.«
»Ich auch. Bloß bin ich leider nicht lange da.«
»Wie lange denn?«
»Kommt drauf an.«
Regan wurde von Aiden abgelenkt, der hinter sie trat und ihr den Arm um die Schultern legte.
»Alles in Ordnung bei dir?«, fragte er.
»Ja«, erwiderte sie. Sie verschränkte die Arme vor der Brust und fragte: »Hast du Zeit zum Reden?«
»Worüber?«
»Also, ich bitte dich!«
»Das Ganze geht dir ganz schön nahe, was?«, fragte Spencer.
Ehe Regan antworten konnte, sagte Spencer zu Aiden: »Ich habe mit einem von der Polizei gesprochen, einem gewissen Lewis, und der meinte, die Ermittlungen gingen gut voran.«
»Lewis hat nicht die geringste Ahnung«, gab Aiden zurück. »Aber der Detective, den Lewis mit den Ermittlungen beauftragt hat, der ist gut. Mit dem musst du reden«, meinte er. »Er heißt John Wincott.«
»Lass ihn lieber in Ruhe«, schaltete sich Regan ein. »Er hat genug zu tun.«
Aiden und Spencer standen rechts und links neben Regan. Als sie von einem zum anderen blickte, fiel ihr plötzlich auf, wie gut die beiden aussahen. Eigentlich hatte sie noch nie gemerkt, wie viel Ähnlichkeit ihre Brüder hatten. Selbst ihr Verhalten ähnelte sich in vielen Dingen. Jetzt zum Beispiel runzelten beide die Stirn.
»Die Polizei hat noch nichts in der Hand, oder?«, wollte Spencer wissen.
»Sprich mit Wincott«, riet ihm Aiden.
Spencer rieb sich den Nacken. »Mach ich. Vielleicht sollten wir noch mehr Sicherheitsleute einstellen, zumindest so lange, bis wir weg sind.«
Regan schüttelte den Kopf. »Ich stolpere jetzt schon alle Nase lang über Bodyguards. Ich will nicht noch mehr haben. Wirklich nicht, Aiden. Versprich mir das!«
»Ich tue das, was ich für nötig halte, um deine Sicherheit zu garantieren.«
Spencer war derselben Meinung. »Du bist unsere kleine Schwester. Wer soll auf dich aufpassen, wenn nicht wir?«
»Wir wissen, dass du unter normalen Umständen auf dich selbst aufpassen kannst, aber dies ist eben eine Ausnahmesituation«, fügte Aiden hinzu.
»Ich finde, wir sollten noch mehr Sicherheitsleute einstellen. Himmel noch mal, da draußen läuft ein Mörder frei herum, der nur auf seine Stunde wartet. Deshalb meinen Aiden und ich …« Spencer hielt inne.
»Was?«
»Wir finden beide, dass du in Melbourne sicherer wärst.«
Jetzt ging es schon wieder los, dachte Regan. Die beiden taten sich gegen sie zusammen. Einen Vorwurf konnte sie ihren Brüdern nicht machen, es hatte ja stets funktioniert. Sie bearbeiteten Regan so lange, bis sie sich einverstanden erklärte. Regan blieb ruhig. Bisher hatte sie immer nachgegeben. Aber diese Zeiten waren vorbei. Ihre Brüder wussten es nur noch nicht.
Regan konnte es gar nicht erwarten.
»Ihr glaubt, dass ich in Melbourne sicherer bin?«
»Ja«, erwiderte Spencer. »Wir fliegen zusammen hin, und dann suchen wir einen abgeschiedenen, sicheren Ort für dich.«
Regan lächelte. »Und in Australien ist es sicher, weil Mörder keine Flugzeuge benutzen, ja?«
»Du brauchst gar nicht so ironisch zu sein, Regan«, gab Spencer zurück.
»Spencer, warum sagst du nicht klipp und klar, was los ist? Diesen abgeschiedenen, sicheren Ort hast du doch schon längst gefunden, oder?«
»Ja.«
»Ich komme aber nicht mit.«
Bevor er protestieren konnte, wandte sich Regan an Aiden: »Wie bist du eigentlich auf die Idee gekommen, dass du ein Recht drauf hättest, mein Auto wegzubringen?«
»Aber er hat dir doch einen BMW gekauft!«
»Halt du dich da raus, Spencer!«
»Du hast diese Schrottkarre doch nur behalten, um mich zu ärgern. Stimmt’s?«, meinte Aiden. Er wartete Regans Antwort nicht ab. »Wenn du diesen Wagen schon an dem Wochenende gehabt hättest, als dieser Irre dich verfolgt hat, hättest du auf den Alarmknopf am Schlüssel drücken können, vielleicht wäre dir dann jemand zu Hilfe geeilt.«
»Wenn ich mir vorstelle, was dir alles hätte passieren können!«, sagte Spencer und schüttelte missbilligend den Kopf. »Du musst doch wissen, wie wichtig du uns bist.«
»Und was dabei mit deinem Knie passiert ist!«, fügte
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