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Mord nach Liste

Mord nach Liste

Titel: Mord nach Liste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julie Garwood
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Geschichten der Huren anhören, die für den ermordeten Dealer gearbeitet hatten. Es war Sweeney egal. Hätten sie irgendwas gegen ihn in der Hand, dann wäre er längst suspendiert worden.
    Sweeney hatte noch zwei Jahre und drei Monate bis zu seinem Ruhestand, doch an manchen Tagen, so wie heute, wurde ihm klar, dass er es nicht schaffen würde. Dann konnte er nachvollziehen, was im Kopf eines Amokläufers vor sich ging, kurz bevor er das Feuer auf seine Mitarbeiter eröffnete. Manchmal bekam Sweeney sogar einen Ständer, wenn er sich vorstellte, wie Dupres Blut und Eingeweide an die Wand spritzten.
    Bevor seine Frau ihn mit dem gemeinsamen Sohn verließ, hatte sie ihm vorgeworfen, er habe sich in einen widerlichen, blutrünstigen Rottweiler verwandelt, der Alkohol raube ihm den letzten Verstand. Sweeneys Reaktion war ein bisschen unklug gewesen, aber zumindest hatte er seinen Standpunkt klargemacht: Er hatte seine Frau geohrfeigt und ihr befohlen, sofort das Essen auf den Tisch zu stellen. Als er später wieder einen seiner Krimis mit kumpeligen Bullen im Fernsehen schaute, hatte sie die Koffer gepackt und sich mit dem Jungen zur Hintertür hinausgeschlichen. Er holte sie ein, als sie gerade den Honda Civic starten wollte. Verzweifelt hatte sie versucht, das Fenster hochzukurbeln, doch er hatte noch hindurchgreifen können, sie gewürgt und gesagt, dass es ihm nur recht wäre, wenn er sie und das Balg nie wieder zu Gesicht bekäme. Dem heulenden Kind auf dem Rücksitz hatte er keinerlei Beachtung geschenkt. Dann hatte er sich durch das offene Fenster ganz nah zu ihr gebeugt und ihr zugeflüstert, wenn sie je versuchen sollte, auch nur einen Cent Alimente oder Unterhalt von ihm zu bekommen, würde er sie mit der Axt zur Hölle jagen.
    Sie musste gemerkt haben, dass es ihm ernst war. Er hörte nie wieder von ihr. Während die Tage ins Land zogen, redete er sich ein, ohne sie besser dran zu sein.
    Egal was man sich auf der Dienststelle erzählte, er war kein Säufer. Zumindest noch nicht. Er hatte bloß keine Lust mehr, sich mit dem Abschaum abzugeben, der sich auf den Straßen herumtrieb. Chicago war zu einem Drecksloch verkommen, in dem sich nur noch zwielichtige Gestalten behaupten konnten. Sie vermehrten sich wie Bakterien und gediehen im Schmutz.
    Sweeney befürchtete, dass die Bakterien seinen Körper bereits infiziert hatten und er allmählich selbst zu einer wurde. Wenn er richtig Angst bekam und der nächtliche Schrecken nicht mehr mit Alkohol zu betäuben war, malte er sich aus, vorzeitig in den Ruhestand zu gehen. Er musste nur einmal einen Volltreffer landen und einen großen Batzen Geld einnehmen. Scheiß auf die Pension! Mit ausreichend Geld könnte er sich ein Boot kaufen und zu den Bahamas segeln. Er war noch nie auf einem Schiff oder auf den Inseln gewesen, doch die aus Urlaubskatalogen geschnittenen Bilder über seinem Schreibtisch zeigten, wie sauber es dort war.
    Er wollte nicht mehr, als eine saubere Straße entlanggehen, unverschmutzte Luft einatmen und in einen klaren blauen Himmel ohne eine Wolke blicken, aber vor allem wollte er sich wieder sauber fühlen.
    Immer wenn dunkle Fantasien seine Konzentration störten, kaufte er eine Flasche Bourbon, ließ sich krankschreiben und betrank sich besinnungslos. Seiner Ansicht nach tat er damit den Steuerzahlern einen Gefallen. Wenn er sich zu Hause verkroch und besoff, beschützte er die gesetzestreuen Bürger Chicagos, indem er sie nicht erschoss.
    Er wusste, dass er durchhalten und den Verstand bewahren musste, bis er einen Volltreffer landen oder pensioniert werden würde. Bis dahin wollte er sich an den kleinen Dingen des Alltags erfreuen. Der heutige Abend zum Beispiel würde sehr schön werden. Seine Schicht endete in genau zwanzig Minuten, und im Gegensatz zu seinem herumschleimenden Kollegen würde er keine Minute länger bleiben. Er hatte heute seinen Gehaltsscheck erhalten, deshalb wollte er sich zu einem teuren Porterhouse-Steak einladen, dann ans andere Ende der Stadt zu Loris Schönheitssalon fahren, hinter dem sich ein florierendes Bordell verbarg, und sich dort von einer Nutte gratis einen neuen Haarschnitt verpassen und einen blasen lassen, weil sie zu viel Angst hatte, ihn abzuweisen. Diesen romantischen Abend wollte er mit einem alten Freund ausklingen lassen, Jack Daniel’s Black Label.
    Die Zeit verging einfach nicht. In der letzten Minute hatte er schon zweimal auf die Uhr geschaut. Noch neunzehn Minuten. Wie er dieses Büro

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