Mord nach Liste
auf hoffnungslose Fälle reinfalle …«
»Nein, Cordie behauptet das immer.«
»Ja, aber du fällst genauso drauf rein.«
»Soll das vielleicht ein Kompliment sein?«, fragte Regan.
Cordie schluckte den letzten Bissen ihres Cheeseburgers hinunter. Mit einer Fritte in der Hand zeigte sie auf Sophie: »Du kommst zu spät. Hast du nicht gesagt, du hättest um Viertel vor zwei den nächsten Termin?«
»Erst muss ich mit Regan sprechen«, entgegnete Sophie. Sie wandte sich Regan zu und sagte mit Nachdruck: »Du musst das Tagebuch unbedingt so bald wie möglich lesen, auf jeden Fall bis heute Abend. Es geht schnell. Mary hat nicht jeden Tag etwas hineingeschrieben. Es sind, glaube ich, so um die vierzig Seiten. Weißt du was? Vielleicht kannst du es lesen, wenn Cordie und ich gleich weg sind. Und dann …«
»Ja?«
Sophie holte tief Luft, und schon platzte es aus ihr heraus: »… könntest du mir noch einen Gefallen tun. Du müsstest für mich zur Polizei gehen und herausfinden, ob die Ermittlungen etwas ergeben haben. Letztes Mal ist Cordie gegangen, also bist du jetzt an der Reihe.«
»Ich bin an der Reihe? Ich bin doch gerade erst dazugestoßen.«
»Trotzdem bist du an der Reihe«, stellte Sophie klar.
»Warum gehst du nicht selbst hin?«, fragte Regan.
»Ich? Ich bin Journalistin. Mir erzählen die gar nichts.«
Bevor Regan etwas erwidern konnte, räumte Sophie ein: »Schon gut, ich weiß, was du denkst. Du auch, Cordie. Natürlich bin ich noch keine richtige investigative Journalistin. Und natürlich wisst ihr, dass ich noch keinen großen Coup gelandet habe, sondern mir seit fast fünf Jahren einen abbreche mit diesem beknackten Kummerkasten. Aber du solltest mir wirklich mehr zutrauen, Regan. Und du auch, Cordie«, fügte sie hinzu. »Bald wird alles anders. Ihr werdet schon sehen.«
»Ich traue dir einiges zu«, protestierte Regan. »Und ich habe auch gar nicht gedacht, dass –« Sie verstummte und musste plötzlich lachen. »Du bist echt gut, Sophie, so wie du einem Schuldgefühle einredest.«
»Sie ist eben ein richtiger Profi«, stellte Cordie fest.
»Stimmt das? Habe ich das wirklich gemacht? Tja, die Macht der Gewohnheit, schätze ich. Aber ich kann trotzdem nicht zur Polizei gehen, weil da immer Journalisten rumhängen und drauf warten, dass irgendwas Spannendes passiert. Irgendeiner würde mich bestimmt erkennen und fragen, was ich da mache. Ich weiß ja, wie viel ihr zu tun habt …«
»Ich kann mir etwas Zeit nehmen«, versprach Regan.
Sophie war begeistert. »Ihr versteht doch, warum ich nicht will, dass ein anderer Journalist Wind davon kriegt, oder? Das hier ist meine Geschichte. Ich will diejenige sein, die Shields das Handwerk legt und Mary Coolidge Gerechtigkeit widerfahren lässt.«
»Und vielleicht springt nebenbei noch ein Pulitzer-Preis für dich heraus, was?«, fragte Cordie.
Sophie lächelte. »Die Chancen stehen eins zu einer Milliarde, doch man soll die Hoffnung nie aufgeben. Aber das ist nicht der Grund, warum ich das mache.«
»Das wissen wir«, meinte Cordie. »Musst du nicht langsam los, Sophie?«
Sophie schaute auf die Uhr und stöhnte. »Ich komme zu spät. Ich muss los. Kann eine von euch mein Essen bezahlen? Ich übernehme dann das Abendessen.«
»Das hört sich gut an«, antwortete Cordie.
»Wann holt ihr mich ab?«, fragte Sophie. »Wer fährt überhaupt?«
In dem Moment fiel Regans Blick auf den Lustmolch und das Zuckerpüppchen, die gerade turtelnd das Restaurant verließen. Cordie bemerkte Regans veränderten Gesichtsausdruck und fragte: »Was ist los?«
»Dieser ekelige alte Knacker, der die Finger nicht von der Zwölfjährigen lassen kann.«
Cordie drehte sich um und musterte das Pärchen. »Die ist nicht zwölf. Die ist mindestens achtzehn. Sonst käme er in den Knast.«
»Und wie alt ist er? Sechzig?«
»Kann sein. Aber warum stört dich der Altersunterschied?«
»Weil es ekelhaft ist.«
»Warum?«
»Du hörst dich an wie eine Therapeutin.«
»Nein, ich finde bloß, dass du zugeben solltest, warum dich das Paar so abstößt. Es erinnert dich an deinen schrecklichen Stiefvater und seine kleine Frau.«
»Natürlich.«
»Aha.«
»Was soll das heißen?«
»Ich dachte, ich könnte dir helfen, darüber hinwegzukommen.« Cordie lächelte. »Es wird Zeit, dass du bessere Laune bekommst.«
Regan nickte. Sie wusste, dass Cordie recht hatte. Bloß, wie sollte sie das anstellen?
»Ich hatte einen echt grässlichen Vormittag. Hast du noch ein
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