Mord Nach Maß
Persönlichkeit. Und ich hatte interessante Dinge getan.
Die Arzte – zumindest einer – schienen es für eine gute Idee zu halten. Sie erlaubten es mir. Viel auf einmal konnte ich nicht schreiben – ich wurde zu schnell müde. Irgendjemand gebrauchte einen Ausdruck wie »vermindert zurechnungsfähig«, und ein anderer protestierte. Man hört wirklich alles Mögliche, und manchmal achtet man nicht weiter darauf.
Dann musste ich vor Gericht erscheinen und verlangte, sie sollten mir meinen besten Anzug bringen, denn ich wollte eine gute Figur machen. Offenbar hatten sie mich von Detektiven beobachten lassen, schon eine ganze Weile. Zum Beispiel das neue Dienerehepaar. Ich glaube, sie waren von Lippincott engagiert und auf mich angesetzt worden. Man wusste einfach zu viel über Greta und mich. Merkwürdig, seitdem sie tot war, dachte ich nicht mehr viel an Greta… Nachdem ich sie erwürgt hatte, schien sie überhaupt keine Rolle mehr zu spielen.
Ich versuchte, wieder dieses herrliche Triumphgefühl in mir zu wecken, das mich erfüllt hatte, als ich sie erwürgte. Aber auch das war verblasst.
Eines Tages, ganz überraschend, brachten sie meine Mutter zu mir. Da stand sie in der Tür und sah mich an. Jetzt hatte sie nicht mehr diesen besorgten Blick wie früher. Ich glaube, sie sah nur noch traurig aus. Wir hatten uns nicht viel zu sagen.
»Ich hab’s versucht, Mike«, sagte sie nur. »Ich hab alles versucht, dich davor zu bewahren. Aber es ist misslungen. Ich hab immer gefürchtet, dass es mir misslingen würde.«
»Schon gut, Mutter, es war nicht deine Schuld. Ich bin den Weg gegangen, den ich mir ausgesucht habe.«.
Und da fiel mir ein, dass Santonix fast dasselbe gesagt hatte. Auch er hatte um mich gebangt. Aber auch er hatte nichts dagegen tun können. Keiner hätte etwas tun können, außer vielleicht ich selbst… Ich weiß nicht. Bin mir da nicht ganz sicher. Aber hin und wieder fällt mir ein, wie Ellie damals sagte: »Du siehst mich an, als ob du mich liebst.« Irgendwie liebte ich sie wohl wirklich. Zumindest hätte ich sie lieben können. Sie war so lieb, Ellie…
Vermutlich war der Haken bei mir, dass es mich immer zu stark nach allem verlangte. Ich wollte alles haben, aber auf die einfache, die gierige Art.
Dieser erste Tag auf Gipsy’s Acre, der erste Tag mit Ellie. Als wir wieder hinunterstiegen, trafen wir Esther. Damals kam mir der Gedanke – durch diese Warnung, die sie Ellie erteilte, kam mir die Idee, sie zu kaufen. Ich wusste, sie gehörte zu denen, die für Geld alles taten. Ich wollte sie bezahlen, und sie würde Ellie weiterhin mit dunklen Warnungen erschrecken, ihr das Gefühl geben, dass sie in Gefahr war. Das konnte einen Tod durch Schock in den Augen der anderen nur wahrscheinlicher machen. Damals, an diesem ersten Tag, das weiß ich jetzt, hatte Esther echte Angst. Sie hatte Angst um Ellie. Deshalb warnte sie sie, riet ihr, fortzugehen und sich nicht mit Gipsy’s Acre einzulassen. Damit meinte sie natürlich: sich nicht mit mir einzulassen. Ellie verstand beides nicht.
Ellies Angst – galt sie mir? Wahrscheinlich hatte sie wirklich vor mir Angst, obwohl es ihr wohl nicht bewusst wurde. Aber sie wusste, irgendetwas bedrohte sie, irgendwo lauerte Gefahr. Santonix hatte das Böse in mir erkannt, genau wie meine Mutter. Vielleicht wussten sie es alle drei, auch Ellie, aber es machte ihr nichts aus. Nichts machte ihr etwas aus. Es ist schon eigenartig, sehr eigenartig. Ich weiß jetzt, wir waren glücklich miteinander. Ja, sehr glücklich. Ich wollte nur, ich hätte es damals gewusst… Ich hätte meine Chance gehabt und ihr den Rücken gekehrt.
Ist es nicht seltsam, dass Greta überhaupt keine Bedeutung mehr hat?
Nicht einmal mein schönes Haus.
Nur Ellie. Aber Ellie kann mich nicht finden, nie mehr. Nacht, endlose Nacht. Das ist das Ende…
Jedes Ende ist ein neuer Anfang – das behaupten die Leute immer.
Aber was bedeutet es?
Und wo fing eigentlich alles an? Ich muss darüber nachdenken…
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