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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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bestärkend dazu.
    Die Tür jenseits des Gitters öffnete
sich. Bobby kam herein. Er hatte seine steife, abwehrende Haltung abgelegt und
durch einen langen, lockeren Schritt ersetzt. Er war frei — beinahe.
    »Sharon«, sagte er, »ich bin so
glücklich, daß Mama Sie überredet hat, mitzukommen. Ich muß Ihnen für alles
danken, was Sie für mich getan haben.« Er trat an den Tisch, der den Raum in
zwei Teile teilte, und legte die Handflächen gegen das Gitter.
    Ich beugte mich vor und legte meine
Hände dagegen, so daß wir uns berührten. »Sie brauchen mir nicht zu danken.«
    »Na gut, aber ich tu’s trotzdem.«
    Er setzte sich auf seinen Holzstuhl und
ich auf meinen.
    Einen Moment lang herrschte
unbehagliches Schweigen. Bobbys Blick verdüsterte, und er sagte: »Dieser
Scheißkerl Emmons hat sie umgebracht.«
    Leora neben mir schnalzte mißbilligend
mit der Zunge.
    »Der einzige Name für ihn, Mama.«
    »Vielleicht. Ich sollte dich nicht mehr
zurechtweisen. Du bist als Kind hier reingekommen, und als Mann kommst du
wieder heraus.«
    Er nickte ihr ein knappes Danke zu und
bemühte sich, nicht zu zeigen, wie sehr ihm gefiel, was sie gesagt hatte.
    Ich sagte: »Emmons hat sie umgebracht,
glaube ich, weil er sie eine Zeitlang wirklich beneidet und gehaßt hat. Sie
hatte alles, was er sich wünschte: Talent und die Fähigkeit, ihre Chancen zu
ergreifen.«
    »Nennen Sie das, was sie mir, Lisa und
Jay angetan hat: ihre Chancen ergreifen?«
    Ich hatte die letzten anderthalb Tage
nicht wenig über Tracy nachgedacht. Jetzt sagte ich: »Sie war jung und voller
Gier, und sie hatte sehr wenig Einsicht. Das ist eine Erklärung, Bobby, keine
Entschuldigung.«
    »Ist das nicht dasselbe?«
    »Ich glaube, eigentlich nicht. Eine
Entschuldigung hebt eine Anschuldigung auf. Es wird einem klar, ein Mensch ist
nicht schuld an einer schlimmen Tat, und man verzeiht ihm. Ein Grund sagt dir
nur, warum einer etwas getan hat. Danach kommt erst die Frage des Verzeihens.«
    »So habe ich das noch nie gesehen.« Er
starrte einen Augenblick auf die zerkratzte Tischplatte. »Glaube, ich kann ihr
vergeben. Ich hatte viel Zeit hier, darüber nachzudenken.«
    Wir schwiegen. Ich spürte, daß jeder
von uns seinen eigenen Gedanken über Tracy Kostakos nachhing und über das, was
verzeihlich war und was nicht. Schließlich sagte Leora: »Was ist mit Rob
Soriano? Jack Stuart sagt, man kann ihm nicht nachweisen, daß er das Feuer
gelegt und so Jay und all die anderen Menschen getötet hat.«
    Die Zahl der Todesopfer durch den Brand
war auf sieben gestiegen. Larkey gehörte zu ihnen. Die Brandpolizei hatte die
Reste eines einfachen Zeitzünders gefunden, der an einer Stelle angebracht war,
wo er das noch immer bestehende Leck in der Gasleitung nutzen konnte. Soriano
hatte wahrscheinlich damit gerechnet, daß die Explosion diesen Zeitzünder
vollständig zerstören würde, was ja auch beinahe der Fall gewesen war. Die
Reste reichten nicht aus, um den Apparat zu rekonstruieren, und folglich gab es
auch keine Beweise dafür, daß er jemals in Sorianos Besitz gewesen war. Wäre seine
Vergangenheit in Florida nicht ans Tageslicht gekommen, wäre er möglicherweise
gar nicht in Verdacht geraten. Zu viele Leute hatten von der undichten
Gasleitung gewußt und von der offensichtlichen Unfähigkeit der Stadtwerke, sie
fachgemäß zu reparieren.
    Natürlich hatte Soriano nichts
zugegeben.
    Ich sagte: »Es bleibt bei einer vagen
Vermutung. Und die Brandstiftung in Florida kann nicht als Beweis herangezogen
werden, weil andere schwebende Verfahren nicht gegen einen Beklagten in
Betracht gezogen werden dürfen. Man könnte ihn nach Florida überstellen, aber
der dortige Fall ist wieder nicht so schwerwiegend wie der hier. Immerhin
konnte man ihn hier wegen des Mordes an Marc Emmons festnehmen. Amy Barbour und
ich sind Augenzeugen.«
    »Was ist mit seiner Frau?« fragte
Bobby. »Weiß sie etwas?«
    »Eine ganze Menge. Kathy ist bereit zu
bezeugen, daß er Beihilfe zum Mord an Tracy geleistet hat. Dafür wird die
Strafverfolgung gegen sie ausgesetzt.«
    Ich hatte Kathy am Morgen in der Klinik
besucht, in die ihr Hausarzt sie hatte einliefern lassen — und zwar eher zur
Befriedigung meiner Neugier auf bestimmte Fragen als aus Nächstenliebe. Sie
hatte bereits mit dem Bezirksstaatsanwalt gesprochen und erzählte mir
freimütig, wie Rob und sie Emmons geholfen hatten, die Entführung
vorzutäuschen, als Gegenleistung für sein Schweigen.
    Kathy sagte, zuerst hätten sie

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