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Mord ohne Leiche

Mord ohne Leiche

Titel: Mord ohne Leiche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcia Muller
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nur
vorgehabt, Verwirrung um Tracys Verschwinden zu stiften. Deswegen hätten sie
den Erpresserbrief nach der Vorlage von Bobbys Notizbuch zusammengestellt. Es
hatte so aussehen sollen, als seien die Kidnapper aus der unteren
Bildungsschicht. Die Idee, ihm die Sache selbst anzuhängen, war Rob die Woche
darauf gekommen, als Kathy ihm berichtet hatte, was Lisa McIntyre über die
Beziehung zwischen Tracy und Bobby wußte. Aber auch Lisas Wissen konnte zu
allen möglichen Komplikationen führen, und daher beschlossen sie, ihr Geld zu
geben und sie zum Verlassen der Stadt zu bewegen.
    Kathy gab auch zu, daß sie Emmons
geholfen hatte, den Volvo zwei Wochen nach dem Mord vom Cottage in die Berge zu
schaffen. Das Vertauschen der zahnärztlichen Unterlagen am Neujahrstag, die
falschen Anrufe bei Laura, das Buch mit den Randbemerkungen, das Emmons in das
Apartment geschmuggelt hatte — all diese Dinge waren verzweifelte Tricks
gewesen, das Märchen von Tracys freiwilligem Verschwinden aufrechtzuerhalten.
    Leora sagte: »Wie konnte die Frau nur
so einen Abschaum heiraten? Sie muß genau so schlecht sein wie er.«
    »Sie ist ein ziemlich übler Mensch.
Aber sie behauptet, sie habe von seiner Vergangenheit nichts gewußt, bis Emmons
nach dem Mord an Tracy aufgetaucht sei und sich über den Zeitungsartikel
ausgelassen habe. Das möchte ich ihr fast glauben. Es hat sich inzwischen
herausgestellt, daß sich Soriano eine ausgeklügelte Schwindelexistenz aufgebaut
hatte. Dabei hatte er darauf geachtet, in keiner öffentlichen Funktion
aufzutreten, und vermieden, daß sein Foto in der Zeitung erschien.«
    »Dennoch muß sie ziemlich blöd oder
ziemlich schlecht sein, wenn sie nicht zu den Cops gegangen ist, als sie alles
erfahren hatte. Kam sie nicht auf die Idee, daß er möglicherweise noch jemanden
umbringen konnte? Oder wieder einen Brand stiften?«
    »Sie sagt, Rob habe ihr versprochen,
daß so etwas nie wieder passieren würde.« Ich wußte nicht, ob sie damit die
Wahrheit sagte, aber die Erinnerung an den wiederholten Ausruf »Er hat es
versprochen« während ihrer hysterischen Reaktion auf das Feuer machte mich eher
geneigt, ihrer Behauptung zu glauben.
    »Also, meiner Meinung nach war es
dämlich von ihr, dem Mann zu glauben. Und er — für jemanden, der als so smarter
Überflieger gilt, hat er sich auch reichlich dämlich benommen.«
    »Ich halte ihn schon für einen
gerissenen Menschen, aber er war zu sehr von sich und seinen Fähigkeiten
eingenommen. Leute seiner Art entwickeln oft grandiose Pläne, stolpern dann
aber über Details. So ist es ihm in Florida ergangen. Aber diesmal kann er
nicht mehr untertauchen und anderswo neu anfangen.«
    Bobby entblößte seine Zähne, aber
sicher nicht zu einem Lächeln. »Ich habe nie gedacht, daß ich das einmal sagen
würde, aber ich bin froh, daß es in diesem Staat die Todesstrafe gibt.«
    Mir fiel meine primitive, fast
mörderische Wut ein, als ich in dem verfallenen Boot mit dem Revolver in der
Hand über Soriano gestanden hatte. »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte ich.
    Später an jenem Nachmittag fuhr ich bei
All Souls vorbei, um meinen Schreibtisch aufzuräumen. Eine ganze Schar von
Leuten hockte im Wohnzimmer und aß Pizza: Rae, Jack, Ted, Hank und Anne-Marie.
Sogar der Gesundheitsapostel war da. Das Fegefeuer, dem er die Küche unterzogen
hatte, mußte wohl vorüber sein, denn er saß da und nuckelte an einem Bier. Sie
hatten alle schmuddelige Arbeitskleidung an und schienen in Festtagsstimmung zu
sein.
    Rae winkte mir zu. »Komm, mach’ mit bei
unserer Umzugsparty!«
    Ich ging nur bis zum Türbogen. »Wer ist
umgezogen?«
    »Also, zuerst Hank. Dann haben wir ein
paar Möbel, die ich im Junk Emporium gekauft habe, in mein neues Zimmer
hinaufgeschafft.«
    Ich sah Hank verwirrt an. Er saß mit
Anne-Marie auf der Couch und hatte den Arm um ihre Schultern gelegt.
    Anne-Marie sagte: »Keine Angst. Es ist
keine große Geschichte. Die Andersons sind schon drei Wochen vor Ablauf der
Kündigungsfrist aus der Wohnung über uns ausgezogen. Hank und ich haben alles
besprochen und sind zu dem Schluß gekommen, daß wir nicht zusammenleben können
und nicht getrennt leben wollen. Also ist er nach oben gezogen, und ich bleibe
unten. Selbstverständlich räumen wir uns gegenseitig großzügige Besuchsrechte
ein.«
    »Selbstverständlich.« Wenn es mir auf
den ersten Blick auch etwas bizarr erschien, so konnte es doch ein vernünftiges
Arrangement sein.
    »Nimm doch etwas von der

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