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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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sondern atmete nur erleichtert durch. Schweißperlen standen ihm auf der Stirne, die Augen waren vor Schreck geweitet.
    »Ich hab’ gehört, dass der feine Herr Meyerowicz gemeinsam mit mehreren Mädeln aus Galizien in deinem Hotel logiert. Soll ich die Sicherheitswache holen? Den Polizisten könnte ich auch gleich die Kleine in deinem Bett zeigen… Die ist sicher noch keine 14… Also, was ist? Soll ich die He rufen oder mach’ ma a G’schäft?«
    »Mach’ ma a G’schäft! Aber lassen S’ bitte meine Hand frei. Des tut narrisch weh…«
    Oprschalek lächelte generös und ließ endlich die Schreibtischlade los. Langsam, ganz langsam zog Friedmann die verletzte Hand heraus und umklammerte sie mit der anderen. Mit ängstlichem Blick lehnte er sich zurück und fixierte Oprschalek. Dieser blieb entspannt am Schreibtisch sitzen, baumelte mit den Beinen und starrte so lange zurück, bis der Direktor den Blick senkte. Mit Abscheu hatte Oprschalek in den letzten Wochen Friedmanns Vorliebe für blutjunge Mädchen beobachtet. Zusätzlich war ihm aufgefallen, dass das Hotel offenbar ein Treffpunkt für internationale Mädchenhändler war, die Kinder von bitterarmen Familien aus Galizien und der Bukowina sowohl an heimische Bordelle als auch nach Argentinien, Ägypten und China verkauften. Als er Bozena darauf angesprochen hatte, hatte sie nur mit der Schulter gezuckt. Später erzählte sie ihm dann, dass sie mit 11 Jahren von ihren Eltern an einen fahrenden Händler verschachert worden war. Der hatte sie ins Hotel Hungaria gebracht, wo der Direktor Gefallen an ihr gefunden und sie dem Händler abgekauft hatte. Als sie nach zwei Jahren für Friedmanns Gelüste zu alt geworden war, behielt er sie als »Mädchen für alles« im Hotel. Seit Oprschalek das wusste, hatte er das dringende Bedürfnis gehabt, diesem Schweinkerl wehzutun. Am liebsten hätte er ihn und sein vermaledeites Hotel in Brand gesteckt. Aber das ging leider nicht. Wegen Bozena. Und wegen Budka. Außerdem waren das Hotel Hungaria und Bozenas kleines Zimmer ein willkommener Unterschlupf. Leider hatte ihn Friedmann gestern Abend aus diesem Refugium hinausgeschmissen. Nicht einmal die Hosen hatte er anziehen dürfen. In Unterhemd und Unterhose hatte er ihn vom Hausknecht auf die Straße setzen lassen. Eine Schande und eine Demütigung. Aber nun wurde abgerechnet: zuerst Friedmann, dann der Hausknecht. Letzteren würde er in den Kohlenkeller locken und mit der Schaufel erschlagen. Dessen hässlichen Kadaver würde er anschließend im Heizkessel verbrennen. Oprschalek lächelte.
    »Was… was für ein Geschäft schlagen Sie vor?«, stammelte Friedmann. Oprschaleks Lächeln verschwand. Er durchsuchte die Laden des Schreibtisches und platzierte einen Bogen Briefpapier sowie Feder und Tintenfass in der Mitte des Tisches.
    »Damit unser Geschäft auch gut abgesichert ist, mach’ ma eine schriftliche Erklärung. Also, Herr Direktor, nimm die Feder in die Hand und schreib…«
    Friedmann rückte mit seinem Sessel zum Schreibtisch und griff mit seiner rechten, unversehrten Hand zur Feder. Oprschalek diktierte:
    »Ich, György Friedmann, Eigentümer und Betreiber des Hotels Hungaria, gestehe, dass ich seit vielen Jahren junge Mädel, die allesamt unter 14 Jahre alt waren, zur außerehelichen Beiwohnung gezwungen habe. Diese Mädchen wurden mir von Agenten zugeführt, die gewerbsmäßigen Mädchenhandel betreiben…«
    Friedmann hatte nach dem ersten Satz aufgehört zu schreiben, sich zurückgelehnt und zu protestieren begonnen:
    »Ich bin doch nicht meschugge… So einen Schitoch 65 schreib ich nicht! Kommt nicht in Frage!«
    Oprschalek riss den Kopf seines Opfers an den Haaren nach hinten. Seine zweite Hand fixierte Friedmanns Kopf in dieser unbequemen Position, indem sie den mittleren Teil des Gesichtes umklammerte und weiterhin kräftig nach hinten drückte. Gleichzeitig stemmte sich Oprschalek gegen den Stuhl, damit dieser nicht umflog. Er ließ Friedmanns Haare los und griff nach dem offenen Tintenfläschchen. Da seine andere Hand Friedmanns Nase zuhielt, atmete dieser durch den weit geöffneten Mund. Dort goss Oprschalek nun Tinte hinein. Friedman hustete und spuckte. Als ihm schließlich auch noch das rechteckige Tintenfläschchen in den Mund gestopft wurde, musste er erbrechen. Oprschalek ließ ihn los und sah emotionslos zu, wie sich der Direktor des Hotels Hungaria vor ihm auf dem Boden wand, hustete und spie. Ganz ruhig fragte er:
    »Schreiben wir jetzt

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