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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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in der Hand aus dem Haustor eilte. Kaum war sie aus seinem Blickfeld verschwunden, machte er auf dem Absatz kehrt und ging zurück. Wieder lehnte er im Schatten des Hauseingangs. Plötzlich verspürte er drückende Müdigkeit. Er gähnte herzhaft und rieb sich die Augen. Die Fritzi, dieses wunderbare Wesen… Sie mochte ihn zweifellos. In letzter Zeit hatte sie sogar ein paar Mal den Herrn Direktor Hubendorfer versetzt und war stattdessen mit ihm ausgegangen. Zu oft, so erklärte sie ihm aber, dürfe sie sich das nicht leisten, weil sonst der Engelbert ganz bös werden und sie am Ende ihre Arbeit verlieren könnte. Er hatte nur geseufzt und gesagt: »Denk’ ma nicht an das, was wäre. Gib mir lieber ein Busserl und genieß’ ma den Augenblick.« Da hatte Fritzi laut gelacht, ihn geküsst, und sie hatten einen weiteren wunderbaren Abend miteinander verbracht.
    Wieder wurde im Hausflur hinter ihm eine Tür aufgemacht. Müde Schritte näherten sich. Neuerlich schlenderte er quer über die Gasse in Richtung Ulrichsplatz. Aus den Augenwinkeln sah er, dass ein älterer Mann in Schlapfen 64 aus dem Haustor trat. Um seinen dicken Bauch hatte er eine schmutzige Schürze gebunden. Auf seinem Kopf befand sich ein Käppi, aus dem rundlichen Gesicht leuchtete eine rote Nase. Es war der Mann, der ihm im Winter das erste Mal ein Kuvert mit Geld zugesteckt hatte. In diesem Briefumschlag hatte sich dann der erste Mordauftrag befunden sowie der Hinweis, dass zu Beginn eines jeden Monats eine Anzahlungsrate unter dem Blumengeschirr des Kaktus auf ihn warten würde. Der Mann schlurfte zu dem von Budka beobachteten Hauseingang, drückte die schwere Haustür auf und verschwand dahinter. Nach kurzem Zögern eilte er ihm nach, öffnete das Tor einen Spalt und lauschte. Die mühevollen Schritte und das Schnaufen des alten Mannes waren deutlich zu hören. Er befand sich nun im Mezzanin und stieg die Stiege weiter empor. Bei jedem Schritt hörte Budka einen Schnaufer. Plötzlich war es still. Dann vernahm er das Verschieben eines keramischen Gegenstandes sowie ein kurzes »Au!«. Budka grinste. Nicht nur ihm setzte der verdammte Kaktus zu… Blitzschnell versteckte er sich in dem Stiegenabgang zum Keller. Von dort beobachtete er, wie der Hausmeister die Stiegen herunterschlapfte, an einem Finger der rechten Hand lutschte und in der linken Hand das Brieferl hielt. Er ließ dem alten Mann einen kleinen Vorsprung und betrat erst den Gehweg, als dieser gegenüber im Haustor verschwunden war. Im Sturmschritt lief er über den Platz ins andere Haus. Er hörte, wie der Hausmeister seine Wohnung im Parterre aufsperrte. Kurz darauf fiel die Tür ins Schloss. Budka schlich zur Wohnungstür des Hausmeisters, lauschte, hörte im Inneren Stimmen und legte sein Ohr an das Türblatt.
    »Wo warst denn? Was hast dir denn da gemacht? Du hast ja einen Stachel im Daumen…«
    »Es is’ nix… I hab nur eine Besorgung g’macht«, grantelte der Alte und dann war Ruhe. Budka entfernte sich von der Tür und überlegte. Dass der Hausmeister sein Auftraggeber war, hielt er für ausgeschlossen. So viel Geld hatte der noch nie in seinem Leben besessen. Außerdem hatte er ja gesagt, dass er eine Besorgung gemacht hätte. Aber für wen? Wahrscheinlich für eine Partei im Haus. Wer von den Hausbewohnern hatte so viel Geld? Er würde es herausfinden… Dem alten Mann bräuchte er ja nur auflauern und diese Information aus ihm herausquetschen. Budka grinste böse und murmelte: »Und wenn er’s mir nicht sagen will, frisst er seine Schlapfen. Einen nach dem anderen. Aber ohne Essig und Öl…«
     

XVII.
    Knirschend brachen die Knochen der Hand. György Friedmann schrie auf. Oprschalek riss die Schreibtischlade kurz auf. Der Malträtierte versuchte die Hand herauszuziehen, doch die Schreibtischlade wurde blitzschnell wieder zugedrückt. Nun brachen Friedmanns Finger. Grinsend beugte sich Oprschalek über den käsebleichen Hotelier und sagte:
    »Jetzt hör mir einmal zu, Herr Hoteldirektor. Ich geh’ ja schon einige Zeit in deinem Hotel aus und ein, weil ich mit der Bozena ein Pantscherl hab. Gestern hast aber den Fehler g’macht, mich aus Bozenas Zimmer rauszuschmeißen. Dafür wirst bezahlen… Mir ist nämlich aufg’fallen, dass du des Öfteren blutjunge Mädeln auf deinem Zimmer hast. Also hab ich mich ein bisserl umgehört. Und weißt was? Das ist strafbar…«
    Er lockerte den Druck auf die Lade etwas. Friedmann versuchte nun nicht mehr die Hand herauszuziehen,

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