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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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nicht das Logieren in einem Hotel leisten. Der verdient sein Geld ganz woanders. Würd’ mich interessieren, wo und wie…‹, sinnierte Oprschalek.
    »Die bei der Nordbahn sind solche Gfraßter. Am liebsten tät ich den ganzen Holzlagerplatz anzünden!«
    ›Da schau her…‹, dachte sich Oprschalek, ›der Schottek ist auf den Geschmack gekommen…‹ Noch mehr verblüffte ihn aber die Reaktion von Budka. Der rückte plötzlich dicht zu Schottek hin, legte ihm einen Arm um die Schulter und sagte leise:
    »Das ist durchaus machbar… Aber schrei’ bitte nicht so laut im Lokal herum. Willst noch was trinken, komm, ich lad’ dich ein!«
    Freudestrahlend bestellte Schottek eine Melange und unterhielt sich mit Budka über das Gelände und die örtlichen Gegebenheiten des Nordbahn Holzlagerplatzes. Oprschalek war das zu fad. Er beschloss, ein Mittagsschläfchen zu machen. Er zahlte, verabschiedete sich von den beiden und lief eiligen Schrittes durch den Regen ins Hotel. Dort sah er Bela Kis finster dreinschauend hinter dem Portierspult sitzen.
    »Na, Bela, altes Haus… Was ist dir denn über die Leber gelaufen? Schau doch ein bisserl freundlicher…«
    Kis sagte keinen Ton, sondern starrte ihn blöde an. Plötzlich erkannte Oprschalek die Angst in Kis’ Augen. Nackte Angst. Instinktiv wollte Oprschalek das Hotel wieder verlassen. Doch wie aus dem Boden gewachsen, stand plötzlich die hünenhafte Figur des Inspectors Nechyba vor ihm. Der Kiberer aus seinem Gretzel 99 , der schon am Karmelitermarkt hinter ihm her gewesen war! Er drehte sich um und sah, dass hinter Kis plötzlich der kleine, dürre Polizist von neulich stand. Er hielt eine Pistole in der Hand, die er auf Oprschalek richtete. Er hörte Nechybas Stimme:
    »Schluss mit den Tanz 100 und den Spassettl’n! Oprschalek, jetzt bist Meier. 101 «
    Oprschalek wandte sich den Stiegen zu, doch dort stand ein baumlanger Polizeiagent und von hinten aus dem Direktionsbüro trat ein weiterer heraus. Hinter ihm konnte Oprschalek das vor Angst käseweiße Gesicht des Herrn Direktor Friedmann erkennen. Hektisch drehte er sich nun nach allen Seiten um, um einen Fluchtweg zu finden. Doch da spürte er den eisernen Griff von Nechybas Hand, der ihn beim Schlaffitchen 102 packte. Oprschalek wollte den Inspector in den Unterleib treten, erwischte ihn jedoch nicht so richtig. Nechyba lockerte seinen Griff und gleich darauf krachte seine Faust in Oprschaleks Gesicht. Dem wurden die Knie weich und er stürzte zu Boden.
    »Schnappt ihn!«, hörte er den Inspector brummen und fühlte, wie ihn vier Hände packten und hochzogen. Dann schlug der kleine, dürre Kiberer ihm die Faust in den Magen. Oprschalek rang nach Luft, während die zwei großen Polizeiagenten ihn eisern festhielten. Er hörte Nechyba zu Kis sagen:
    »Du bist der depperte Portier, der uns ang’schmiert 103 hat, gell? Du kommst auch mit! Dir werden wir schon beibringen, der Polizei die Wahrheit zu sagen. Pospischil, schnapp ihn.«
    Oprschalek sah, wie der kleine Kiberer auf Kis zutrat und ihm eine saftige Ohrfeige gab. Der Portier taumelte, griff aber wieselflink nach einem Sessel, warf ihn dem Polizisten entgegen und verschwand. Oprschalek spürte, wie sich die Griffe, die ihn hielten, lockerten. Einer der beiden langen Agenten lief Kis nach. Nechyba brüllte:
    »Macht’s ihn Meier! Verdammt noch einmal, macht’s ihn Meier!«
    In diesem Augenblick trat Oprschalek dem Polizeiagenten, der ihn festhielt, gegen das Schienbein. Ein Schrei. Der Griff lockerte sich. Oprschalek schlug ihm ins Gesicht. Der Polizist taumelte. Oprschalek rannte. An Friedman vorbei in dessen Büro hinein. Hin zum offenen Fenster! Sprung in den Hinterhof. Hinaus bei der Hoftür. Durch den Gang. Ins Café Hungaria. Durch das Café. Verblüffte Gesichter. Raus aus der Tür und weg.
     
     
     

XXII.
    Nechyba war wie vom Erdboden verschluckt. Diese Beobachtung traf natürlich nur dann zu, wenn man, so wie Leo Goldblatt, den Erdkreis vorzugsweise auf die Räumlichkeiten des Café Landtmann beschränkte. Hier lebte, aß, trank und schlief er. Manchmal arbeitete er hier sogar. Natürlich spielte er hier auch so manche Tarock- und Billardpartie. Streng genommen war das Landtmann Leo Goldblatts Wohnzimmer. Seine Wohnung, die sich im Eckhaus Lerchenfelderstraße und Piaristengasse befand, frequentierte er nur, wenn das Landtmann nächtens geschlossen hatte. Seit einiger Zeit ging nun dem Redakteur Goldblatt aber sein liebster Gesprächs- und

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