Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
Vom Netzwerk:
geholfen? Haben S’ den Oprschalek im Hotel Hungaria festnehmen können?«
    Statt eine Antwort zu erhalten, geschah etwas Merkwürdiges: Nechybas Körper krampfte sich ein und der Polizeiagent stöhnte auf wie ein waidwund geschossenes Tier:
    »Gehen S’, hör’n S’ auf! Kaum samma wieder gut, sekkieren 108 S’ mich schon wieder. Können S’ net einmal a Ruh’ geben?«
     
     
     

XXIII.
    Fünf Tage. Fünf traurige, lange Tage lebte Fritzi schon nicht mehr. Es hatte sein müssen. Er hatte sie in der Alten Donau ertränkt, so wie er es vor fast einem Monat geplant hatte. Nun musste er nur noch den zweiten Teil seines Auftrags ausführen und dann hatte er die 1000 Kronen verdient. Ein Batzen Geld, der ihm für einige Zeit ein sorgenfreies Leben garantieren würde. Trotzdem war er traurig. Der einzige Trost war, dass Hubendorfer nun ebenfalls sterben musste. Und dies würde nicht so sanft und schmerzlos wie bei Fritzi geschehen. Nein, Hubendorfer würde leiden müssen. Dafür, dass er sich ein so wunderbares Wesen wie Fritzi als »süßes Mädel« gehalten hatte. Dafür, dass er ihr ein Kind gemacht hatte. Und natürlich ganz besonders dafür, dass Fritzi nun nicht mehr unter den Lebenden weilte. Während er vor sich hinbrütend auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Hauses Stubenbastei 12 auf und ab ging, transpirierte er trotz einer Wolke teuren Eau de Colognes heftig. Kein Wunder, schließlich hatte es, so wie in den letzten Tagen, deutlich über 30 Grad. Und das im Schatten! ›Ah, da kommt Hubendorfer!‹ Budka sah einen gramgebeugten Mann: das Gesicht aschfahl, Ringe unter den Augen, die Haltung gebückt. Fritzis Tod schien ihm doch sehr nahe zu gehen… Budka gab sich einen Ruck. Er atmete tief durch, überquerte zügigen Schrittes die Straße und lüftete seinen Hut, als er auf Hubendorfer zutrat.
    »Herr Direktor, guten Tag! Welch ein Zufall… Erinnern Sie sich noch an mich?«
    Hubendorfer blieb verdattert stehen, sah ihn fragend an und lächelte dann matt:
    »Ah, Sie sind ja der Importeur und Großhändler von italienischen Spezialitäten, nicht wahr?«
    »Richtig, Herr Direktor. Giuseppe Hmelak mein Name. Ich bin gerade wieder geschäftlich in Wien. Morgen hätte ich Sie sowieso im Büro besucht, um Ihnen meine aktuelle Warenliste zu überreichen.«
    »Sehr freundlich von Ihnen…«, murmelte Hubendorfer zerstreut und ging in Gedanken versunken neben Budka her. Der beugte sich zu ihm hinüber und sagte in vertraulichem Tonfall:
    »Ich wollte Ihnen, Herr Direktor, ein persönliches Angebot machen. Guten Kunden biete ich nämlich eine spezielle Bonifikation. Einen persönlichen Rabatt. Wenn Sie verstehen, was ich meine…«
    Hubendorfer hielt inne und schaute Budka in die Augen:
    »Sie meinen… persönlich? Für mich persönlich?«
    Budka schmunzelte:
    »Selbstverständlich, Herr Direktor. Das wäre eine Abmachung ausschließlich zwischen Ihnen und mir. Aber darüber sollten wir in Ruhe und nicht auf der Gasse reden. Was halten Sie davon, wenn ich Sie morgen zu einem Abendessen einlade? Ich würde Sie hier nach dem Büro abholen. Dann nehmen wir uns einen Gummiradler 109 und fahren in den Prater. Das renovierte Schweizerhaus hat erst neulich wieder seine Pforten geöffnet. Bei dieser Affenhitze wäre es mir ein ganz besonderes Vergnügen, Sie auf das eine oder andere Krügel guten, böhmischen Biers einladen zu dürfen…«
    Hubendorfer gab sich einen Ruck und seufzte:
    »Lieber Herr Hmelak, das ist in der Tat ein verlockendes Angebot. Ich werde mir den morgigen Abend für Sie freihalten. Aber sind S’ so gut: Kommen S’ bitte nicht hinauf ins Büro. Sie wissen, die Leute tratschen so viel… Treff’ ma uns lieber hier herunten auf der Gasse. So kurz nach fünf Uhr. Wenn’s recht ist…«
    Budka reichte Hubendorfer die Hand und sagte:
    »Morgen, kurz nach fünf, wart’ ich hier in einem Gummiradler auf Sie. Es ist mir wirklich eine Ehre und Freude! Bis morgen, Herr Direktor!«
    Er lüftete seinen Hut, verbeugte sich und ging zügigen Schrittes davon.
     
    Da saßen sie nun dicht an dicht mit hunderten anderen Gästen im riesigen Garten des Schweizerhauses. Bierkrüge klirrten, verschwitzte Kellner rannten, immer neuen Nachschub an schaumgekrönten Biergläsern herbeischaffend, angeheiterte Männer lachten dröhnend, Frauen kreischten, Kinder wurlten durch die Menge. Ein Hund bellte, Fett triefte aus zahlreichen Mündern, eine Blasmusikkapelle spielte und Hubendorfer wurde ihm von Minute

Weitere Kostenlose Bücher