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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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Mann einhängen wollte, blieb er stehen, blickte sie traurig an und sagte:
    »Komm, gib mir ein Busserl.«
    »Was? Vor allen Leuten…?«
    Da sie merkte, wie viel ihm daran gelegen war, küsste sie ihn schnell und etwas verschämt. Er lächelte, nahm sie beim Arm und murmelte:
    »Gemma ein Bier trinken…«
    Und so landeten die Eheleute nach einem kleinen Spaziergang im Gasthaus ›Zur Goldenen Glocke‹, wo sie zwei Krügeln Bier bestellten. Aurelia hatte nach der schweißtreibenden Küchenarbeit großen Durst und trank mit einem kräftigen Zug gut ein Drittel des Glases leer. Sie bemerkte, wie ihr Mann sie liebevoll beobachtete. Dann bestellte er, ohne sie zu fragen, zweimal Herrengulasch.
    »Beim Trinken hast du einen Zug wie ein Mannsbild. Deshalb brauchst du auch was G’scheites zum Essen. Ein Herrengulasch ist da grad das Richtige…«
    Sie liebte seine Fürsorglichkeit. Trotzdem war da etwas, was ihr heute an ihm seltsam vorkam. Ihr Ehemann zwirbelte gedankenverloren an seinem Schnurrbart und starrte wortlos ins Bierglas.
    »Na, sag schon, Nechyba. Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen?«
    Als er von seinem Bier aufblickte, standen Tränen in seinen Augen. Er räusperte sich und krächzte, da ihm die Stimme fast versagte:
    »Gestern Nacht ist unser Zentralinspector, der Roman Fuchs, gestorben… Herzversagen… Ein Jahr jünger war er als ich… Gemeinsam hamma am Kommissariat Josefstadt gearbeitet, fast 30 Jahre hamma uns gekannt… Ich hab mit seiner Witwe gesprochen… Seine letzten Worte waren: ›Mir ist so schwer auf der Brust… Nur nicht sterben!‹… Dann ist er umgekippt und war tot.«
     

XXI.
    Langsam, ganz langsam landete er aus dem Reich der Träume im Hier und Jetzt. Sonnenstrahlen kitzelten sein Gesicht und mit verschlafenen Augen blinzelte er in das ihn umflutende Tageslicht. Oprschalek befand sich in Bozenas Dienstbotenkammerl, in dem er seit nunmehr zwei Monaten wohnte. Solange befand er sich nun schon in György Friedmanns Diensten. Das Arbeitsverhältnis war nicht ganz friktionsfrei, da Friedmann hin und wieder den Herrn Direktor hervorkehrte. Das konnte Oprschalek überhaupt nicht ausstehen. Meistens schluckte er seinen Grant hinunter. Einmal jedoch hatte er auch Friedmanns linke Hand zur Strafe gequetscht– diesmal nicht mit der Schreibtischlade, sondern mit der Bürotür. Ein anderes Mal hatte er ihn beim Koitus mit einem höchstens 12jährigen Mädchen auf der Chaiselongue des Direktorenzimmers überrascht. Da Friedmann ihn angebrüllt hatte, was er sich erlaube, hier einfach hereinzuplatzen, waren Oprschalek die Nerven durchgegangen und er hatte ihn mehrmals ins Gemächt getreten. Seit damals war Friedmann um einen höflichen Ton bemüht. Oprschalek musste grinsen, als er sich an den vor ihm zusammengekrümmt daliegenden und wimmernden Herrn Direktor erinnerte. ›So sollte man mit allen Direktoren dieser Welt verfahren‹, dachte er sich, als er aufstand und sich anzog. Nachdem er das Klo am Gang frequentiert, sich im Lavoir im Zimmer das Gesicht mit kaltem Wasser gewaschen und sich danach sorgfältig rasiert hatte, nahm er zur Feier des Tages ein frisches Hemd. Bozena war wirklich ein Schatz! Sie wusch, nähte und bügelte seine Wäsche und sorgte sich generell rührend um ihn. Gerade als er fertig angezogen war, wurde die Tür vorsichtig geöffnet und Bozena lugte herein.
    »Hast gut g’schlafen?«
    Statt eine Antwort zu geben, nahm er sie in die Arme und küsste sie. Sanft löste sie sich aus der Umarmung und sagte:
    »So gut g’schlafen hast? Na, dann wünsch’ ich einen schönen Tag! Muss weiter tun… Muss Zimmer kontrollieren. Ob d’ Mädeln ordentlich sauber g’macht haben.«
    Er sah ihr nach und atmete tief durch. Durch das offene Zimmerfenster strömte wunderbar milde Sommerluft in seine Lungen und er fühlte etwas, was er schon lange Zeit nicht mehr gespürt hatte: Glück und Zufriedenheit. Entspannt pfeifend stieg er die Treppen hinunter und dachte sich: ›Man muss die Leut’ nur ordentlich karniffln 94 und in die Goschen hauen, dann bringt man was weiter im Leben…‹. In der Portierloge saß Bela Kis und döste vor sich hin. Oprschalek rief im Vorbeigehen:
    »Bela, mein Alter! Verschlaf’ den schönen Tag nicht!«
    Der Portier blinzelte müde und antwortete:
    »No? Samma gut aufgelegt heute?«
    Er trat kurz zur Seite, denn Mayrleeb schleppte schwitzend zwei Koffer bei der Hoteltüre herein. Oprschalek klopfte ihm auf die Schulter und

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