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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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fragte:
    »Na, wie geht’s?«
    »Net so gut wie dir. Ich muss ja barabern 95 …«, grantelte Mayrleeb und schleppte fluchend die Koffer die Stiegen hinauf. Oprschalek ließ sich die gute Laune nicht verderben. Er wandte sich an Kis und sagte grinsend:
    »Ich geh’ ums Eck ins Café frühstücken. Wenn ein depperter Kiberer ** nach mir fragen sollte, erzähl’ ihm wieder so ein G’schichterl. Wie das mit dem Herrn aus Budapest. Das war gut…«
    Kis grinste nun ebenfalls und murmelte:
    »Die Kiberer sind olle deppert…«
    Im Kaffeehaus bestellte er sich zwei Eier im Glas sowie zwei Butterbrote und einen großen Mokka. Die Brote kamen dick mit Butter bestrichen und in appetitliche Happen geschnitten. Er genoss das weiche Eigelb, das sich samtig auf Gaumen und Zunge anfühlte. Einen reizvollen Kontrast bildete der bitterherbe Geschmack des großen Mokkas, dem er nur eine kleine Prise Zucker zugefügt hatte. Zucker setzte er beim Kaffee wie ein teures Gewürz ein: in kleinen, feinen Dosen. Denn er wollte nicht, dass der Zucker die zarten Bitterstoffe des Kaffeearomas überdeckte. Wiederum atmete er voll Glück und Zufriedenheit durch. Er griff sich die heutige Zeitung und blätterte darin ohne sonderliches Interesse. Dann schaute er eine Weile beim Fenster hinaus und beobachtete die Haufenwolken, die am Himmel aufzogen und schlussendlich die Sonne mit ihren blauschwarzen Wölbungen verhüllten. Als die ersten schweren Regentropfen auf das dampfend heiße Pflaster platschten, sah er eine vertraute Gestalt über den Radetzkyplatz in Richtung Hoteleingang laufen. Wenig später eilte Franz Schottek dann vom Hotel ins Kaffeehaus. Oprschalek begrüßte ihn grinsend:
    »Na, samma ein bisserl nass geworden?«
    Schottek ließ sich seufzend auf einen Bugholzsessel fallen:
    »Derzeit komm’ i dauernd vom Regen in die Traufe.«
    »Was hast denn? Was is’ passiert?«
    »Sie haben mich rausgeschmissen… bei der Nordbahn. Seit gestern bin i nimma Lohnschreiber, sondern arbeitslos…«
    Oprschalek runzelte die Stirne. Also wirklich, warum belästigte ihn der Kerl mit seinen Problemen? Wo das doch so ein wunderbarer Tag war! Arbeitslos? Da konnte er nur lachen…
    »Such dir halt eine neue Arbeit. Wirst schon eine finden, als Lohnschreiber…«
    Der Kellner kam und fragte Schottek, was er bestellen wolle. Dieser wand sich vor Verlegenheit und bestellte schließlich einen kleinen Braunen. Oprschalek, der das beobachtet hatte, hatte kurz die Versuchung gespürt, Schottek auf ein Frühstück einzuladen. Doch dann dachte er sich: ›Der Tachinierer soll sich’s gefälligst selber zahlen…‹. Es folgte ein bleiernes Schweigen. Oprschalek blätterte in der Zeitung, während ein Stakkato von dicken Regentropfen an die Fensterscheiben trommelte. Nach den ersten paar Schlucken Kaffee kehrten die Lebensgeister in Schottek zurück und er fuhr fort zu lamentieren:
    »Du weißt doch… Ich hab mir bei der Nordbahn ein paar Unregelmäßigkeiten geleistet. Deswegen haben’s mir gestern den G’stiß 96 gegeben. Und in die Entlassungspapiere haben s’ hineing’schrieben, dass ich unzuverlässig bin. Damit is alles aus! Damit find i nie mehr eine Arbeit. Jetzt kann i mi’ nur mehr aufhängen oder in die Donau stürzen…«
    Die letzten Worte hatte auch jener Gast gehört, der gerade im Café Hungaria vor dem Gewitter draußen Zuflucht gesucht hatte. Jovial lächelnd, trat er auf Oprschalek und Schottek zu und sagte:
    »Was hör’ ich da? Wer will sich in die Donau stürzen?«
    Oprschalek sah von der Zeitung auf und war erleichtert:
    »Servus, Budka! Komm, setz dich her zu uns. Schön, ein lachendes Gesicht zu sehen. Weil der Schottek is heut mit den Nerven ganz parterre. Der is’ in einer hundsmiserablen Verfassung. Vielleicht kannst du ihm helfen…«
    Budka setzte sich, rief den Kellner, bestellte einen Tee mit Rum und fragte:
    »Also, Schottek erzähl… was is’ los?«
    »Sie ham mich ausseg’haut bei der Nordbahn. I bin hack’nstad 97 .«
    Oprschalek sah, dass Budka kurz nachdachte und dann sagte:
    »Das is’ a Pech. Aber wennst willst, setz ich mich für dich ein, dass du eine Arbeit als Kolporteur von Schundromanen bekommst. Schau mich an, ich verdien’ mir unter anderem damit mein Geld…«
    »So gut kann man da verdienen…?«
    »Das ist eine Basis. Wennst dir noch die eine oder andere zusätzliche Hack’n 98 suchst, kannst davon leben.«
    ›Wenn der Budka nur von seinen Schundromanen leben müsst’, könnt’ er sich

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