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Mord und Brand

Mord und Brand

Titel: Mord und Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerhard Loibelsberger
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Schritt die Wendeltreppe hinunter. Budka half dem Hausmeister auf die Beine. Zu der Frau sagte er:
    »Da, stützen S’ Ihren Herrn Gemahl. Zum Glück war ich da und hab ihm gleich helfen können. Plötzlich hat’s ihn gezaubert, Ihren Gatten. Und dann is er die Stiegen runterg’flogen. A Schwindelanfall wahrscheinlich. Das kann passieren in seinem Alter…«
    Die Hausmeisterin fasste seine Hand, sah ihm in die Augen und rief mit weinerlicher Stimme:
    »Vergelt’s Gott, der Herr.«
    Sie nahmen den Hausmeister, der sich offensichtlich ein Bein verstaucht hatte, in ihre Mitte und gingen mit ihm die enge Treppe hinauf. Danach half Budka der Frau, den alten, schweren Mann in die Wohnung zu transportieren. Dort legten sie ihn auf’s Küchenbankerl. Noch einmal bedankte sich die Hausmeisterin überschwänglich bei dem Fremden. Plötzlich musterte sie ihn jedoch kritisch und sagte:
    »Darf man fragen, wer Sie sind? Und wen Sie jetzt noch besuchen wollen? So spät auf d’Nacht?«
    Budka grinste, weil er diese Frage erwartet hatte. Er verbeugte sich und stellte sich vor:
    »Ich bin der Vetter Franz. Der Vetter von der Frau Hubendorfer. Ich komm’ aus Niederösterreich, aus Stein. Ich werde der gnädigen Frau jetzt beistehen. Weil das ist schon a schwierige Situation für sie, wo ihr Mann so plötzlich gestorben ist…«
    Während er dies sagte, starrte Budka den Hausmeister an, der seinem Blick auswich und sich ächzend und stöhnend mit dem Gesicht zur Wand drehte. Budka gab der alten Frau, bevor er endlich die Hausmeisterwohnung verließ, leutselig die Hand. Dann stieg er hinauf in die Belletage und läutete bei der einzigen Wohnungstüre in diesem Stockwerk. Als sein Blick über das massive Türblatt streifte, entdeckte er ein elegantes Messingschild, auf dem Direktor Hubendorfer stand. Schritte näherten sich, er bemerkte, wie jemand durch das Guckloch sah. Eine junge Stimme mit böhmischem Akzent fragte:
    »Wer ist da?«
    Budka verbeugte sich und sagte liebenswürdig:
    »Ein Verwandter der Frau Hubendorfer. Sie hat mir ein Brieferl g’schickt, dass ich kommen soll. Also, sperr auf, mein Kind!«
    Er hörte, wie das Türschloss aufgesperrt wurde. Das Dienstmädchen öffnete die Tür und Budka betrat die Wohnung. Mit ernstem Ton in der Stimme sagte er zu dem Dienstmädel:
    »Ich bin der Vetter der gnädigen Frau. Ich werde jetzt eine Zeit lang hier wohnen und deine Gnädige, die derzeit viel durchmacht, unterstützen. Du darfst Vetter Franz zu mir sagen…«
     
    III/2.
    Panisch war er gerannt: aus dem Café Hungaria hinaus und wie von Sinnen über die Franzensbrücke in Richtung Prater. Dort, zwischen den Vergnügungsbuden und Gasthäusern, wo sich vielerlei Volk herumtrieb, hatte er wieder zu einem normalen Schritt gefunden. Tief durchatmend war er dann weiter in Richtung Rotunde gegangen; vorbei an dem monumentalen Kuppelbau und der anschließenden Trabrennbahn hin in den grünen, bewaldeten Teil des Praters. Er war über kleine Waldwege geirrt und hatte sich schließlich am Ufer des Heustadelwassers, eines Altarms der Donau, ins Gras fallen lassen. In den folgenden Tagen war er weiterhin in diesem Teil des Praters geblieben und hatte bei der ›Grünen Bettfrau‹ unter Büschen und Bäumen übernachtet. Da er, Gott sei Dank, seine Brieftasche bei sich hatte, war er immer nachmittags, wenn der Wurstelprater von zahlreichen Besuchern frequentiert wurde, in eines der zahlreichen Gasthäuser essen gegangen. Stets auf der Hut. Immer wachsam, ob ihn jemand beobachtete. Sein Pech war folgendes gewesen: Nach ein paar Tagen hatte eine Gruppe von Griaslern unmittelbar neben seinem Schlafplatz Quartier bezogen. Was er nicht gewusst hatte, war, dass sich einer der Griasler ein Zubrot als Polizeispitzel verdiente. Und da Oprschalek sich nicht mit den anderen solidarisieren wollte und außerdem durch die Qualität seiner Kleidung aufgefallen war, hatte es eines Nachts plötzlich vor Polizeiagenten und Sicherheitswachleuten mit Suchhunden rund um seinen Schlafplatz gewimmelt. Geistesgegenwärtig war er auf allen vieren zu dem Altarm gekrochen und ganz leise ins Wasser geglitten. Dann hatte er mehr tauchend als schwimmend das ekelhaft brackige Wasser durchquert und war am anderen Ufer ins Unterholz gekrochen. Zuerst vorsichtig und möglichst lautlos, dann, nach einigen hundert Metern, einfach wild drauflosrennend. Nichts wie weg! Seine Flucht hatte ihn an den Donaukanal geführt, wo er über den Gasrohrsteg ans andere Ufer

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